Die Insolvenz ist besiegelt – Was nun?

Zweibrücken · Seit gestern steht endgültig fest, dass der Zweibrücker Flughafen in die Insolvenz muss. Doch wie geht es weiter auf dem Gelände, wenn keine Urlaubs- und Linienflüge mehr stattfinden? Der OB will dort weiter Flugverkehr.

 Die Grünen fordern, auch über Alternativen zum Flugbetrieb nachzudenken. Foto: lbsp/pma

Die Grünen fordern, auch über Alternativen zum Flugbetrieb nachzudenken. Foto: lbsp/pma

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Einen sehr müden Oberbürgermeister erlebten gestern die Mitglieder des Zweibrücker Stadtrates. "Ich habe in den vergangenen Tagen nie mehr als drei Stunden geschlafen", sagte Kurt Pirmann (SPD ) zu Beginn der Sitzung. Wenige Minuten zuvor hatte er nach eigenen Angaben eine E-Mail mit der Mitteilung erhalten, dass auch die letzten Bemühungen vergeblich waren. Die EU-Kommission hat sich gestern in der letzten Sitzung vor der Sommerpause nicht mehr mit dem Thema Flughafen Zweibrücken befasst. Der Gang in die Insolvenz ist unvermeidlich, weil der Flughafen bis zu 56 Millionen an Beihilfen zurückzahlen muss.

Doch wie geht es nun weiter? Bis Ende Oktober dürfte der reguläre Flugbetrieb aufrecht erhalten bleiben, hofft der OB. Wobei das jetzt in den Händen des Insolvenzverwalters liege. Für die Zeit danach formulierte Pirmann klare Ziele: "Wir wollen auf einer tieferen Ebene zumindest den Verkehrslandeplatz erhalten." Auf diese Weise könne es weitere besondere Sonntags-Öffnungsregeln für die Style Outlets geben, Werften am Standort könnten bleiben und auch Businessflüge weitergehen. Widerspruch aus dem Stadtrat kam in der Hinsicht nur von den Grünen. Deren Fraktionschef Norbert Pohlmann forderte, ergebnisoffen über neue Konzepte für das Gelände zu sprechen: "Man muss sich freimachen von der Idee, dass dort unbedingt Flugbetrieb stattfinden muss."

Für Pirmann ist unabhängig davon klar, dass es jetzt auch darum gehen muss, neue Fördertöpfe zu öffnen, um auch weiterhin an Landeszuschüsse für die Region zu kommen. Man dürfe "nicht programmlos" in die Zukunft gehen. Deshalb werde er demnächst mit dem südwestpfälzischen Landrat Hans Jörg Duppré (CDU ) und dem Verbandsbürgermeister Zweibrücken-Land, Jürgen Gundacker (SPD ), über die bereits angekündigte "Stadt-Umland"-Strategie (wir berichteten) sprechen.

Eine Klage gegen die Entscheidung der EU-Kommission wolle die Stadt prüfen, sobald im September der endgültige Bescheid über die Rückzahlungsforderung vorliege, sagte Pirmann. An der Insolvenz ändere das aber nichts, weil die Klage keine aufschiebende Wirkung habe. Und auch nichts daran, dass Urlaubs- und Linienflüge in Zweibrücken demnächst der Vergangenheit angehören. Pirmann: "Ich war Geburtshelfer und bin jetzt auch Totengräber dieses Flughafens."

Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird am Freitag um 14 Uhr gemeinsam mit Infrastrukturminister Roger Lewentz (beide SPD ) in die Zweibrücker Festhalle kommen. Dort soll es eine Aussprache mit der regionalen Politik in Sachen Flughafen geben.

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