Dank Internet Wie aus zwei Sätzen eine Gemeinschaft wurde

Zweibrücken · In Zweibrücken hat sich im Herbst aus einer schlichten Frage bei Facebook eine Spaziergeh-Gruppe entwickelt.

 Die Spaziergehfreunde treffen sich montags und donnerstags.

Die Spaziergehfreunde treffen sich montags und donnerstags.

Foto: Nadine Lang

In einem gemütlichen Tempo geht es an diesem grauen Montagmorgen durch die Zweibrücker Innenstadt. Zwei Männer und sechs Frauen sind miteinander in die verschiedensten Gespräche vertieft, zwei Hunde trotten gemächlich nebeneinander her. Bis vor wenigen Monaten kannte sich noch niemand der Spaziergänger, heute ist eine kleine Gemeinschaft daraus geworden, die sich trotzdem regelmäßig über Neuzugänge freut.

Lediglich zwei Sätze haben die Gruppe einst zusammengebracht: „Guten Morgen, ich suche eine Spaziergeh-Gruppe? Kennt jemand sowas?“ Welche Dynamik daraus einmal entstehen sollte, damit hatte Ilka Köbrich aus Zweibrücken Ende November letzten Jahres nicht gerechnet, als sie in mehreren Facebook-Gruppen diesen Aufruf startete. Statt einer bestehenden Gruppe meldeten sich einzelne Personen, die ihr Interesse daran äußerten oder sich der Frage anschlossen.

Ilka Köbrich, die aus gesundheitlichen Gründen nicht gerne alleine spazieren geht, ihrer Gesundheit aber trotzdem etwas Gutes tun wollte und dafür Mitmacher suchte, fackelte nicht lange: Sie ergriff die Initiative und trommelte in einer eigens angelegten Gruppe „Spaziergeh-Freunde Zweibrücken“  unter dem Motto „gemeinsam, statt einsam“ alle Interessierten zu einem Termin zusammen, an dem zusammen spaziert werden sollte.

„Und dann hat sich das Ganze entwickelt, wie ich es nie gedacht hätte“, erzählt Ilka Köbrich lachend, während es am Bleicherbach Richtung Rosengarten geht. Schnell stellte sich heraus, dass das Interesse an einem zusätzlichen Termin da war, der es auch den Berufstätigen möglich machen sollte, am Spaziergang teilzunehmen. Und so gesellte sich zum Montagmorgen auch der Donnerstagabend hinzu.

An Köbrichs Grundgedanken der Spaziergeh-Freunde hat sich seitdem nichts geändert. Für sie war es wichtig, dass es eine Gruppe sein soll, die ohne Druck, Verpflichtung und Leistungsgedanken miteinander spazieren geht und jeden so annimmt, wie er ist. Dazu gehört auch, dass sich niemand an- oder abmelden oder erklären muss, selbst wenn er auch nur wenige Male mitgehen möchte. „Wer da ist, ist da“, erklärt Ilka Köbrich.

Damit auch gesundheitlich eingeschränkte Menschen daran teilnehmen können, finden die Spaziergänge überwiegend im Stadtgebiet statt, damit es kein Problem ist, sich vorzeitig aus dem Spaziergang zurückzuziehen. Und wer es alleine nicht schafft, wird nicht alleine zurückgelassen. Dabei ist jeder willkommen: junge Menschen, Singles, Paare, Kinder, Senioren, Rollstuhlfahrer (hier wird gerne geholfen) und auch die dazugehörigen Vierbeiner.

Neben dem Gedanken, sich an der frischen Luft zu betätigen, geht es den Spaziergängern mittlerweile auch um die Geselligkeit und so kommt es vor, dass die Gruppe im Anschluss auf ein Getränk irgendwo einkehrt oder bei zu schlechtem Wetter ein gemeinsames Frühstück dem Regenguss vorzieht. Und auch das ist natürlich keine Pflicht. „Ich fand es einfach eine gute Idee und habe es mir mal angeschaut. Und seitdem bin ich dabei, denn mir gefällt die Kommunikation in der Gruppe und das Gesellige“, erzählt Franz Friedrich, während es langsam zurück zum Ausgangspunkt geht. Und Peter Merkel ergänzt: „Weil ein Tempo gelaufen wird, bei dem man sich noch unterhalten kann. Und wegen der Bewegung.“

Der Gesundheitsgedanke war es auch, der Moni Meyer veranlasst hatte, sich anzuschließen. „Die frische Luft und die Bewegung in der Gemeinschaft – deshalb habe ich mich der Gruppe angeschlossen. Schön ist aber auch, dass man gemeinsame Unternehmungen macht, so haben wir zum Beispiel auch den Weihnachtsmarkt zusammen besucht.“

Nach einer Stunde erreicht die Gruppe wieder den Treffpunkt an der Bismarck-Statue. Schnell wird beschlossen, dass ein gemeinsamer Kaffee nichts schaden kann, also geht es in das nächstgelegene Café. Die Hälfte der Gruppe verabschiedet sich davor, aber auch das ist ja schließlich kein Problem.

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