„Die Entfernung schmerzt“

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute: Nashaat Khiou aus Syrien.

 Denkt viel an seine Familie: Nashaat Khiou. Foto: Ruth Reimertshofer

Denkt viel an seine Familie: Nashaat Khiou. Foto: Ruth Reimertshofer

Foto: Ruth Reimertshofer

Freude und Trauer können manchmal eng beieinander liegen. Die Freude, eine Festanstellung in seinem Beruf als Koch in einem gastronomischen Betrieb in der Rosenstadt gefunden zu haben, ist dem 43-jährigen Nashaat Khiou aus Syrien anzusehen. Gleichzeitig vermisst er seine Familie, seine Frau und die beiden Kinder von 6 und 13 Jahren sehr, die er nun seit bald 16 Monaten nicht sehen konnte. "Ich habe in Zweibrücken sehr viel Hilfe, Unterstützung und vor allem Freunde gewonnen, doch die Entfernung von meiner Familie schmerzt."

In Damaskus aufgewachsen, besuchte Nashaat Khiou zwölf Jahre die Schule und absolvierte anschließend eine Ausbildung an der Fachschule für Tourismus und Hotelerie zum Koch und Konditor. Im Cham-Hotel, ein 5-Sterne-Hotel in Damaskus, fand er eine Anstellung als Konditor und zauberte in der hohen Konditoreikunst auch die besonderen Torten für Hochzeiten: "Manchmal gab es zwei oder drei Hochzeitsfeste in unserem Hotel an einem Tag". Die Konditorei ist in der Familie Khiou Familientradition, bereits sein Vater war in diesem Beruf als Selbstständiger tätig.

Dann begann der Krieg in Syrien, und Khiou machte sich im Juni 2015 auf den Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft für sich und seine Familie. Von Damaskus ging es über den Libanon in die Türkei, von dort mit dem Schlauchboot auf eine griechische Insel, dann nach Athen und über Rhodos nach Deutschland. "Zuerst war ich in Hannover, dann kam ich nach Lebach, weil dort bereits Freunde waren, dann wurde ich nach Trier überstellt, und nach einem Monat in einem großen Aufnahmelager wurde ich Zweibrücken zugewiesen."

Seit August vergangenen Jahres in Zweibrücken hat der Weg der Integration von Khiou fast Modellcharakter: Er besuchte recht schnell einen Sprachkurs morgens in der Stadtmission und dreimal wöchentlich nachmittags den Kurs des Beirats für Migration und Integration und bereits im November den Integrationskurs der VHS, den er im Juli erfolgreich abgeschlossen hat. "Zweibrücken gefällt mir gut, und ich bin froh hier zu sein, die Leute sind sympathisch und freundlich." Nashat Khiou ist inzwischen im Patennetzwerk, das ehrenamtlich und kostenlos Flüchtlinge unterstützt, wie andere auch selbst zu einem der Helfer geworden.

Obwohl Khiou nun seit September 2015 seinen Aufenthaltstitel besitzt und ihm das gesetzliche Recht auf Familiennachzug zusteht, dauert es, bis die Familie nachkommen kann.

"Meine Frau bekam erst nach vielen Monaten im vergangenen April einen Termin auf der deutschen Botschaft in Beirut. Sie brachte alle notwendigen Papiere, übersetzt und beglaubigt, zum Termin mit, doch meine Familie hat immer noch kein Visum erhalten", sagt Khiou. "Zum Glück kann ich jetzt arbeiten und mich selbst ernähren." Die Speisekarte des Lokals bereichert er bereits mit Kreationen aus seinem Heimatland wie Mohalabiah, ein Dessert aus Milch, Vanillezucker, Sahne und einem Walnusskern als Dekoration.

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