Die eingebildete Unsicherheit

Zweibrücken. Raubüberfälle, Diebstahlserien, Autoknacker - lebt man in der Rosenstadt immer gefährlicher? Mit einem entschiedenen Nein beantworten Polizeichef Ralf Klein und sein Stellvertreter Jürgen Heermann diese Frage. Klein: "Kriminalität gibt es in jeder Gesellschaft. In den anderthalb Jahren, in denen ich in Zweibrücken bin, ist es nicht schlimmer geworden

Zweibrücken. Raubüberfälle, Diebstahlserien, Autoknacker - lebt man in der Rosenstadt immer gefährlicher? Mit einem entschiedenen Nein beantworten Polizeichef Ralf Klein und sein Stellvertreter Jürgen Heermann diese Frage. Klein: "Kriminalität gibt es in jeder Gesellschaft. In den anderthalb Jahren, in denen ich in Zweibrücken bin, ist es nicht schlimmer geworden." Es gebe immer Phasen mit mehr oder weniger Straftaten. Die Wahrnehmung in Zweibrücken hätten in den vergangenen Monaten allerdings öffentlichkeitswirksame Straftaten wie die Handtaschenraubserie, die Kita-Einbrüche oder Pkw-Aufbrüche geprägt. Der Bürger fühle sich dadurch subjektiv unsicher, obwohl in Zweibrücken die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Verbrechens zu werden, objektiv gesehen gar nicht so hoch sei. Dem stimmt der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer weitgehend zu. Die Kriminalitätsbelastungszahl, die Anzahl ermittelter Tatverdächtiger pro 100 000 Einwohner, sei in den vergangenen fünfzehn Jahren für Zweibrücken fast gleich geblieben. Insgesamt zeigt sich Polizeichef Klein zufrieden mit der Lage in der Stadt. "Es gibt keine direkte Beschaffungskriminalität und wir haben keinen Angstraum." Angsträume seien Bereiche in einer Stadt, die von Bürgern gemieden würden. ZOB, Bahnhof oder der Exe seien kurzfristig solche Bereiche gewesen, die Zweibrücker abends ungern aufgesucht hätten. Zusammen mit dem Ordnungsdienst habe man dies aber in den Griff bekommen. Regelmäßige Streifenfahrten, Gespräche mit den Bürgern - inzwischen gebe es keine Rückmeldungen mehr über negative Vorfälle. Auch eine offene Drogenszene habe Zweibrücken nicht, so Klein. Keine offene, wie etwa Zürich oder Frankfurt, wo sich Junkies treffen, spritzen und kiffen - allerdings gebe es durchaus eine Drogenszene in der Rosenstadt, wirft der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer ein. 2010 habe die Staatsanwaltschaft 1016 Verfahren dazu eingeleitet, 946 Vergehen, 70 Verbrechen, auf letztgenannten steht eine Mindest-Freiheitsstrafe von über einem Jahr. 2011 hätten seine Leute mit Delikten im Betäubungsmittelsektor sogar häufiger zu tun gehabt, so Bayer, vor allem mit solchen, bei denen es um Amphetamin gegangen sei. 1067 Fälle insgesamt, eine Aufschlüsselung liegt noch nicht vor, davon 351 im Bezirk Zweibrücken. Ein anderes Problem, das auch statistisch zunimmt, betrifft den Widerstand gegen die Polizisten. Den Beamten wird immer weniger Respekt entgegengebracht. Polizeichef Ralf Klein: "Das Verhalten gegenüber der Polizei hat sich verschlechtert, der Ton wird rauer, der Umgang ruppiger." Heermann führt als Beispiel Kontrollen betrunkener Jugendlicher in einer Disko an: "Da versuchen heutzutage gleich Bekannte, sich einzumischen, ihrem Freund beizustehen und gehen unsere Beamten an." Meistens seien die Jugendlichen betrunken, die Hemmschwelle niedrig. Auch bei Geschwindigkeitskontrollen seien Beleidigungen und Gewalt keine Seltenheit, ebenso, wenn die Beamten bei Konflikten im häuslichen Bereich dazwischen gingen. 82 Verfahren in Sachen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte - also Polizisten, Ordnungsamtsmitarbeiter oder Soldaten - habe es in den vergangenen beiden Jahren jeweils gegeben, zählt Bayer auf. 2009 waren es 58.

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