Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik Die Bundeswehr und die Reservisten: Große Pläne, zu wenig Geld

Zweibrücken · (khu) „Die Reserve des Heeres – Wo stehen wir, wo wollen wir hin?“ lautete die Frage, der Hans-Ulrich Täubert, Oberst der Reserve aus Contwig, bei seinem Vortrag in der Versöhnungskirche nachspürte.

Täubert ist pensionierter Berufssoldat mit einem reichen Erfahrungsschatz aus verschiedensten Einsätzen im In- und Ausland. Im Januar 2016 wurde er als erster Reserveoffizier in das neu geschaffene Ehrenamt als Berater für Reservistenangelegenheiten beim Inspekteur des Heeres berufen.

Täubert gab einen detailreichen Einblick in die im Herbst 2019 zu erwartende Fortschreibung der strategischen Grundlagen für die Reserve der Deutschen Bundeswehr. Der Referent sprach in dem Zusammenhang von einem sich abzeichnenden langwieriger Umbruch, der mehr als ein Jahrzehnt dauern und den Stellenwert und die Fähigkeiten der Reserve grundlegend verändern würde. Nach der Auflösung von unaktiven Truppenteilen der Reserve zwischen 2006 und 2011 wurden laut Täubert ab 2012 in allen Organisationsbereichen der Bundeswehr Anstrengungen unternommen, die Reserve neu aufzustellen.

Die Personalkategorien „Verstärkungsreserve“ und „Personalreserve“ stehen dabei exemplarisch für neue Wege bei der strategischen Ausrichtung. Mit der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung im Weißbuch 2016 und der Diskussion über die Personalstärke der Bundeswehr im Rahmen der „Trendwende Personal“ hätten Reservisten wieder „Konjunktur: Die Reserve soll deutlich aufwachsen” erklärte Täubert. Damit verbinde die Bundeswehr den Ansatz, die Reserve noch stärker als bisher in den Fokus der Streitkräfte zu stellen.

In Deutschland zählen gemäß § 1 des Reservistengesetzes zu Reservisten alle früheren Soldaten der Bundeswehr, die ihren Dienstgrad nicht verloren haben. Die Reserve hat grundsätzlich folgende Aufgaben: Sie dient bei besonderen Auslandseinsätzen, erbringt Hilfeleistung im Inneren und unterstützt den Grundbetrieb der Truppe auf Verstärkungsdienstposten oder als Vertreter für im Ausland oder Urlaub befindliche Soldaten auf Spiegeldienstposten.

Täubert verschwieg in seinem Vortrag nicht die strukturellen Probleme bei der Umgestaltung und dem Ausbau der Reserve und brachte dabei verschiedene „Nadelöhre” zur Sprache: Es sei zu wenig Zeit und Geld eingeplant, um die angestrebte Aufwertung umzusetzen. Hinderlich seien außerdem bürokratische Vorgaben, so genannte “Mitzeichnungsgänge mit zum Teil mehrere Monaten Dauer”, divergierende Interessen Dritter wie der Industrie (Wer arbeitet stattdessen, wenn ein Reservist seinen Dienst tut?) und auch die politische Dimension sei nicht immer förderlich. „Die Reserve hat an vielen Stellen weiterhin nur eine Nebenfunktion. Ich denke, das braucht alles noch mindestens 15 Jahre, bis sie da ist, wo sie hin soll”. Zielvorgabe sei, die existierende Bundeswehr bestmöglich zu ertüchtigen, dass diese ihre Aufgaben in Gänze erfüllen kann. In 2019 dienen dazu geplant 80 000 Reservisten, die ein Heer von 180.000 Mann unterstützen sollen. Dass die Praxis dabei der Planung hinterher hinkt und auf die Bundeswehr noch große Aufgaben zukommen, wurde an diesem Abend deutlich.

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