„Die Arbeitnehmer sind der Goldschatz“

Zweibrücken · Mehr als 15 Jahre stand Werner Cappel an der Spitze der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Damit war er auch für Beschäftigte in Zweibrücken zuständig. Am Wochenende gibt er seinen Posten ab, Ende Februar verabschiedet er sich in den Ruhestand.

 Werner Cappel bei seinem Besuch in der Redaktion. Foto: ek

Werner Cappel bei seinem Besuch in der Redaktion. Foto: ek

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Die Gewerkschaftsarbeit war seine "Berufung": Werner Cappel, seit 2000 erster Bevollmächtigter der IG-Metall Homburg-Saarpfalz, geht in den Ruhestand . An diesem Wochenende gibt er seinen Posten an der Spitze der Gewerkschaft ab, Ende Februar verabschiedet er sich dann endgültig aus dem Berufsleben. Seit 1986 ist er hauptamtlich für die Gewerkschaft tätig, davor war er lange Jahre Betriebsrat bei Grundig in Rammelsbach. Cappels Nachfolger an der IG-Metall-Spitze wird der bisherige zweite Bevollmächtigte Ralf Reinstädtler. Ein "Glücksfall", sagt Cappel in Bezug auf Reinstädtler und das gute Verhältnis zwischen ihm und seinem zweiten Mann. Im Merkur-Gespräch blickt Cappel mit einem guten Gefühl auf mehr als 45 Jahre Gewerkschaftsarbeit zurück: "Man hat viel herausholen können."

Dabei deutete bei Cappel zunächst gar nichts auf eine Karriere als Gewerkschaftsfunktionär hin: 1951 im Ort Patersbach bei Kusel geboren, begann er bereits mit 14 Jahren eine Ausbildung zum Elektroinstallateur bei einem kleinen Betrieb. "Das war eine Zeit, die mich geprägt hat", erinnert sich Cappel. Eine Zeit, in der er erstmals Ungerechtigkeiten erleben musste. Die Lehrlinge seien zum Teil schäbig behandelt worden, Willkür habe auf der Tagesordnung gestanden.

Im Oktober 1968 wechselte er zum Grundig-Werk in Rammelsbach im Landkreis Kusel. Entlohnung, Arbeitsbedingungen und Umgangsformen waren gleich viel besser - allerdings war auch dort längst nicht alles optimal. Cappel wollte Dinge verbessern und entwickelte ein gewerkschaftliches Bewusstsein - auch dank eines Seminars, zu dem ihn die IG Metall einlud. Der 19-Jährige wurde Mitglied, das war im Jahre 1970. Schon zwei Jahre später - gerade, als er mit 21 alt genug dafür war - kandidierte Cappel bei Grundig für den Betriebsrat. "Viele ältere Kollegen haben mich unterstützt", erinnert er sich heute. Auch das habe ihn geprägt: dass es viele Menschen gebe, auf die man sich verlassen könne. So sei es noch heute bei der IG Metall . Cappel wurde gewählt und somit jüngster Betriebsrat Deutschlands. Ab 1974 war er dafür von seiner normalen Arbeit freigestellt.

Riesig wurden die Herausforderungen Anfang der 1980er Jahre, als Grundig das Werk in Rammelsbach schließen wollte. Das konnte Cappel zwar nicht verhindern, doch setzte er mit durch, dass 400 Beschäftigte in ein anderes Werk übernommen wurden. Einer der größten Erfolge seiner Laufbahn, wie er rückblickend sagt.

Nach einem zwölfmonatigen Studium an der Akademie der Arbeit Frankfurt begann für Cappel 1986 ein neuer Lebensabschnitt: Die IG Metall stellte ihn als Sekretär ein. 1996 wurde er deren zweiter Bevollmächtigter, bevor er 2000 an die Spitze der Geschäftsstelle Homburg-Saarpfalz aufrückte.

Sein tägliches Brot: Tarifverhandlungen, Rechtsschutz und die politische Arbeit. Die IG Metall werde sehr ernst genommen, saht Cappel: "Die Arbeitgeber haben großen Respekt vor uns. Sie wissen: Wenn wir wollen, können wir streiken." Der Umgang miteinander sei immer sehr fair, auch wenn man in der öffentlichen Auseinandersetzung - etwa während einer Tarifverhandlung - auch mal etwas Polemisches sagen müsse. Allerdings ist Cappel im Laufe der Jahre aufgefallen, dass die Unternehmen heute immer kurzfristiger denken und mehr und mehr am schnellen Profit orientiert sind. Dabei wäre aus seiner Sicht der richtige Weg, die Belegschaft mehr mit einzubeziehen. "Die Arbeitnehmer sind der Goldschatz", ist Cappel überzeugt.

Nach all diesen ausgefochtenen Kämpfen dürfte es nun deutlich ruhiger zugehen in seinem Leben. In Zukunft wolle er sich mehr um seinen Garten an seinem Häuschen in Bierbach kümmern und um seine beiden Enkel in Zweibrücken. Und sich vielleicht ein wenig die Welt anschauen. "Ich lasse das alles auf mich zukommen", sagt er.

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