Der (zu) laute Klang der Stille

Zweibrücken · Das Simon & Garfunkel Tribute Duo schickt das Publikum in der Festhalle auf eine musikalische Zeitreise. Manch einer empfand aber den zarten Klang der beiden Akustikgitarren als zu laut.

 Paul-Simon-Stimme Thomas Wacker (links) und Thorsten Gary, der den Art-Garfunkel-Part übernahm. Foto: Kolling

Paul-Simon-Stimme Thomas Wacker (links) und Thorsten Gary, der den Art-Garfunkel-Part übernahm. Foto: Kolling

Foto: Kolling

Vor 13 Jahren spielte das 1957 gegründete Folk-Rock-Duo Simon and Garfunkel seine letzte Tour. Doch die Fans lechzen immer noch ungebrochen nach den zahlreichen Hits und dem einprägsamen Musikstil der beiden Amerikaner. Das zeigte die Resonanz in Zweibrücken am Freitagabend auf das "Simon & Garfunkel Tribute Duo". Der Wintergarten der Festhalle reichte nicht aus, schließlich war sogar der Heinrich-Gauf-Hauptsaal mit über 350 Leuten gut gefüllt, was auch an den sehr moderaten Eintrittspreisen von höchstens 18 Euro gelegen haben dürfte.

Die erwiesen sich für das überwiegend "50 Jahre plus Publikum" als gut investiertes Geld. Denn Thomas Wacker als Stimme von Paul Simon und Thorsten Gary, der den Part von Art Garfunkel übernahm, boten in Sachen Stimmen, Gesang und Gitarrenspiel eine stimmungsvolle Hommage an die Originale, ohne zu versuchen, sie zu hundert Prozent zu imitieren. Nebenbei punkteten die beiden durch ihr zurückhaltendes, charmantes Auftreten ohne großes Gehabe. Lediglich einige der wenigen Witzeleien, etwa darüber, am Abend noch eine Frau für die Nacht ("Tagesabschlussgefährtin") klarzumachen, wirkten deplatziert.

Auf zwei Hockern, umgeben von Teelichtern, legten die beiden gleich los mit den Klassikern "America" und "Homeward Bound", ließen im Laufe des zweistündigen Abends kaum einen Hit aus: "Scarborough Fair" klang so stark wie das Original, bei "El Condor Pasa" brillierte Wacker mit Gitarren-Soli, das Lie-la-lie-la-lie-la-lie im Refrain von "The Boxer" übernahm das Publikum, "I am a Rock" erweckte die 60er endgültig wieder zum Leben. Den Text von "Old Friends" übersetzte Gary vorab ins Deutsche und ließ damit auch die Englischunkundigen an einer nachdenklichen Geschichte über das Älterwerden zweier alter Männer teilhaben, die auf einer Parkbank sitzend auf die Jahre zurückblicken.

Die beiden Musiker streuten aber auch manch unbekannteres Stück ein, "Me & Julio Down By The School Yard" etwa, "April Come She Will" oder "A Poem On The Underground". Sie spielten "Here Comes The Sun", das, so Gary, George Harrison gesungen habe, wenn er von Paul Simon auf Konzerte eingeladen gewesen sei. Und mit Art Garfunkels kuscheligem "Bright Eyes" und Paul Simons "Graceland" gab's auch Lieder aus der Solozeit der Künstler.

Berührende Texte, minimalistischer Gitarrensound, ein- oder zweistimmig vorgetragen - das entfaltet immer noch seine Magie. Doch obwohl die Künstler diesmal solo und nicht wie andernorts mit Streichquartett oder sogar zusätzlich mit Band auftraten, wurden sie nach eigener Aussage in der Pause beim CD-Verkauf im Vorraum kritisiert - manch einer empfand ihr Spiel unverständlicherweise als zu laut. Doch sie versprachen, "ein wenig" leiser zu spielen. Ehe mit einem kleinen Medley schon gespielter Stücke der Abend endete, hörten die Zuschauer dann nochmal den "Klang der Stille" und der war gar nicht so leise: Das Lied "Sound of Silence" war der größte Hit von Simon and Garfunkel und verzückte auch in der Festhalle. Zu Recht quittierte das klatschende, stehende Publikum nicht nur diesen Song, es war der Dank für einen schwelgerischen Musikabend.

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