Behörde rät zu Impfung „Der beste und einzige Schutz“

Zweibrücken · Gesundheitsamt des Landkreises: Bislang 22 Labornachweise von Grippe-Erregern in Zweibrücken, Pirmasens und der Südwestpfalz. Das Robert-Koch-Institut erklärt: Standard-Impfstoff wirkt nicht immer, Kassen zahlen teureren oft nicht.

 Bei der Wirkung von Grippeschutz-Impfungen gibt es große Unterschiede. Andere Alternativen gibt es aber praktisch nicht.

Bei der Wirkung von Grippeschutz-Impfungen gibt es große Unterschiede. Andere Alternativen gibt es aber praktisch nicht.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Soll man? Oder soll man nicht? Das ist wieder einmal die Frage. Kaum hat ein neues Jahr begonnen, schon kommt eine Grippewelle auf uns zu. Kein Wunder: Die Menschen sind vom Winter, vom Entzug der Sonne geschwächt, das Immunsystem ist angeschlagen und Viren haben jetzt relativ leichtes Spiel. Dieses Jahr sind es vielfach „Influenza-B-Viren der Yamagata-Linie“, die den Menschen zusetzen, wie das renommierte Robert-Koch-Institut in Berlin erklärt.

Die Grippewelle ist im Anmarsch – und auch in unserer Region gibt es eine steigende Zahl von Erkrankungen, wie das Gesundheitsamtes des Landkreises Südwestpfalz auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Dem Gesundheitsamt (das für den Kreis sowie die beiden Städte Zweibrücken und Pirmasens zuständig ist) seien „seit Beginn der steigenden Grippefallzahlen zu Weihnachten“ insgesamt 22 „Labornachweise des Erregers“ gemeldet worden, erklärt Thorsten Höh, Pressesprecher des Landkreises.

Mit „Labornachweisen“ seien die Fälle bezeichnet, in denen der behandelnde Arzt nachweisen lässt, dass bei dem jeweiligen Patient tatsächlich der Erreger vorgefunden wird. Ein solcher Nachweis werde aber in vielen Fällen gar nicht geführt, so dass die Zahl der Erkrankungen durchaus (erheblich) höher sein könne, als nachgewiesen.

Was also tun? Impfen lassen oder nicht? Paradoxerweise ist der Impfstoff, der üblicherweise verwendet wird, dieses Jahr eine stumpfere Waffe als sonst, wie das Robert-Koch-Institut erklärt. Zumeist werde ein sogenannter „Dreifachimpfstoff“ verwendet. Der wirke aktuell aber nur bedingt, weil mehr als 50 Prozent der derzeit nachgewiesenen Fälle von Influenza durch die oben erwähnten „Influenza-B-Viren der Yamagata-Linie“ verursacht werden. Diese seien in dem Dreifachimpfstoff nicht enthalten, der Körper könne folglich keine Widerstandskräfte dagegen aufbauen. Es gebe aber einen „Vierfachimpfstoff“, der gegen diese Virenart schütze. Das Problem hierbei: Die Krankenkassen zahlen zumeist nur die Impfung mit dem Dreifachimpfstoff, weil der deutlich günstiger ist als der Vierfachimpfstoff. Diesen teureren Schutz erhalten in der Regel aber nur Patienten, die schwere Erkrankungen haben, die also so geschwächt sind, dass eine Grippe bei ihnen ernste Folgen haben könnte.

Kreis-Sprecher Höh weist daraufhin, dass das Gesundheitsamt des Kreises keine eigenen Impfempfehlungen abgebe. Man schließe sich hier der „Ständigen Impfkommission“ (Stiko) beim Robert-Koch-Institut an. Höh ist die Sensibilität des Themas bewusst, er erklärt: „Die Impfwilligkeit in Deutschland ist mit einer durchschnittlichen Teilnahmerate an der Grippeschutzimpfung um zirka 20 Prozent sehr gering.“ Viele Bürger hätten Vorbehalte. Die von ihm erwähnte Stiko empfiehlt eine Impfung folgenden „Risikogruppen“: Schwangeren, Senioren und chronisch Kranken. Jede Saison erkranken laut Stiko in Deutschland zwischen zwei und zehn Millionen Menschen an Grippe.

Das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Mainz, das sich als Berater für die Bürger in Gesundheitsfragen versteht, rät zu einer Impfung. Angesprochen auf die aktuelle Problematik des Dreifachimpfstoffes, erklärt Achim Ginkel, Pressesprecher des LUA: „Die Grippeviren verändern sich ständig, eine hundertprozentige Wirkung des Stoffes kann nie vorausgesagt werden. Der Impfstoff muss ja im voraus produziert werden, es muss also prognostiziert werden, welche Viren in einigen Monaten in Umlauf sein werden.“ Dies sei aber kaum möglich. Allen Unzulänglichkeiten zum Trotz gelte aber, so Ginkel: „Die Impfung ist der beste und einzige Schutz, den wir haben!“ Auch wenn geimpfte Personen ebenfalls an der Grippe erkranken könnten, so sei doch „bekannt, dass die Krankheit bei den Geimpften zumeist schwächer verläuft“, betont der Pressesprecher.

Landesweit seien in den ersten beiden Wochen dieses Jahres in Rheinland-Pfalz 104 Erkrankungen gemeldet werden; 2017 seien es 79 gewesen, 2016 lediglich 29.

Das Nardini-Klinikum mit seinen beiden Standorten in Zweibrücken und Landstuhl konnte auf Anfrage unserer Zeitung über die Zahl von Erkrankungen, die in beiden Häusern bislang festgestellt wurden, nur eingeschränkt Auskunft geben. Franz-Josef Germann, Pressesprecher für die beiden Kliniken, sagte, er habe nur die Zahlen vorliegen für stationäre Fälle. Hierbei handele es sich um Menschen mit Vorerkrankungen wie chronische Bronchitis oder Lungenentzündung; in Zweibrücken und Landstuhl habe er aktuell 14 solche Fälle dokumentiert. Germann merkte an: „Ich habe mit unserem Chefarzt Dr. Horst Winter gesprochen, er sagte, er verzeichne bei den stationären Fällen bislang keine Steigerung gegenüber dem Vorjahr.“ Zahlen über ambulante Fälle, in denen beispielsweise Patienten nachts in die Notaufnahme der Kliniken kommen, sich ein Medikament verschreiben lassen und dann wieder gehen, seien nicht erfasst. Diese lägen lediglich der Kassenärztlichen (KV) Vereinigung in Mainz vor. Deren Pressesprecher Rainer Saurwein erklärte auf Anfrage, die KV erhalte die Daten immer zeitverzögert nach der Behandlung des Patienten, er könne deshalb keine aktuellen Zahlen für Zweibrücken und die Region nennen.

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