Der Abschied des Verlässlichen

Zweibrücken. "Ich trinke Tee, aber auch mal Kaffee, wenn es keinen Tee gibt wie im Bauamt." Der Auftakt zum Merkur-Redaktionsgespräch mit Heinz Heller hätte kaum symbolträchtiger sein können

 Heinz Heller beim Redaktionsgespräch anlässlich seines Abschieds als Bürgermeister. Foto: Jörg Jacobi

Heinz Heller beim Redaktionsgespräch anlässlich seines Abschieds als Bürgermeister. Foto: Jörg Jacobi

Zweibrücken. "Ich trinke Tee, aber auch mal Kaffee, wenn es keinen Tee gibt wie im Bauamt." Der Auftakt zum Merkur-Redaktionsgespräch mit Heinz Heller hätte kaum symbolträchtiger sein können. Denn welche Getränkevorliebe würde besser zu dem Bürgermeister passen, der wie kein Zweiter in Zweibrücken als Musterbeispiel eines unaufgeregten, besonnenen, verlässlichen und erforderlichenfalls kompromissbereiten Kommunalpolitikers gilt?Oder besser gesagt - galt. Nicht, weil Heller seinen Prinzipien nicht treu bliebe. Doch vom Kommunalpolitiker Heinz Heller kann man ab morgen nur noch in der Vergangenheit reden. Denn der bald 64-Jährige hat heute seinen letzten offiziellen Arbeitstag als Bürgermeister und geht am 31. Dezember in den Ruhestand - und dieser Ruhestand wird auch ein Abschied von der aktiven Politik sein. Heller: "Ich werde fleißig Parteiversammlungen besuchen wie bisher - aber keine Ämter mehr übernehmen, weder in der Partei noch sonst wo." Nicht aus Politikverdrossenheit. Aber er und seine Frau, die schon seit September nicht mehr arbeitet, seien jahrzehntelang auch ehrenamtlich engagiert gewesen und hätten nun "beschlossen, einen Strich zu ziehen und mehr Zeit miteinander zu verbringen". Sie wollten zum Beispiel "öfter verreisen, gerade kommendes Jahr, um Abstand zu gewinnen - nichts Spektakuläres, Fernreisen liegen uns nicht, sondern Italien, Frankreich und England". Seine Frau und er wanderten auch gerne in der Region, und er habe sich schon eine Liste mit Büchern angelegt, die er lesen wolle. Auch für sein Hobby Kochen habe er künftig mehr Zeit, freut sich Heller, der seit einiger Zeit größtenteils vegetarisch isst und Fleisch meist nur noch selten und aus artgerechter Haltung - "aus gesundheitlichen Gründen, aber auch, weil der hohe Fleischkonsum in entwickelten Ländern dazu führt, dass andere hungern müssen, weil wir Nahrungsmittel an Tiere verfüttern".

Bei der Frage nach den größten Erfolgen seiner über elf Bürgermeisterjahre muss Heller nicht lange überlegen (wobei er betont, dass dabei viele mitgewirkt hätten): "Den Umbau städtischer Tochtergesellschaften zu modernen Betrieben. Wir haben das Stadtmuseum einrichten können und die Festhalle erneuern. Und die Kultur in Zweibrücken hat zumindest nicht gelitten während meiner Amtszeit."

Die Wellen der Stadtpolitik sind in den vergangenen Jahren oft hoch geschlagen - zum Missvergnügen Hellers. "Ich habe mich immer um Sachlichkeit bemüht und versucht, persönliche Sympathien oder Antipathien nicht in die Politik einzubringen." Doch leider habe sich "der Politik-Stil verändert", auf Bundesebene ebenso wie im Lokalen: "Die Art des Umgangs hat sich verändert, nicht alles zum Guten." Profilierungssucht einzelner, aber auch die Medien, trügen dazu bei. Er selbst nennt, "nicht immer inhaltlich, aber vom Stil her", Helmut Schmidt als sein Vorbild: "Zuerst dem Staat beziehungsweise der Stadt verpflichtet und der Sache, dann der Partei - und auch zu etwas stehen, wenn die öffentliche Meinung mal anderer Auffassung ist." Und Heller schätzt vertiefende Diskussionen statt Schlagworten - weshalb er bei Talkshows meist abschaltet "und Sie mich bei Facebook, Twitter oder WKW nie finden werden".

Dass Heller zwar ein Mann der leisen Töne, aber dennoch durchsetzungsstark ist, bewies er seit Sommer 2009 auch als Baudezernent. Niemand sonst im Stadtvorstand war bereit, diese Herausforderung zu übernehmen - Heller meisterte sie weitgehend geräuschlos. Was war das Erfolgsgeheimnis? Heller: "Es gibt ein Prinzip, nach dem ich immer gehandelt habe: Die Arbeit verteilen, den Mitarbeitern vertrauen und den Überblick behalten. Im Bauamt haben wir qualifizierte Mitarbeiter, da muss man nicht meinen, alles selbst machen zu müssen, aber ihnen vertrauen, eine klare Richtung vorgeben und kontrollieren, ob alles so läuft." Wichtig war Heller als Baudezernent, Weichen dafür zu stellen, dass künftig Wohnen in Ortskernen gestärkt wird, statt immer weiter Neubaugebiete auszuweisen: Angesichts des demographischen Wandels kämen sonst auf die Bürger noch höhere Kosten für Ver- und Entsorgung zu Heller: "An den Einfallsstraßen der Stadt mit viel Verkehr stehen zunehmend Wohnungen leer, ebenso in den alten Ortskernen der Vororte."

Zur Person

 Heinz Heller im Gespräch mit den Merkur-Redakteuren Michael Klein (rechts) und Lutz Fröhlich (links). Foto: Jörg Jacobi

Heinz Heller im Gespräch mit den Merkur-Redakteuren Michael Klein (rechts) und Lutz Fröhlich (links). Foto: Jörg Jacobi

Heinz Heller wurde am 17. Januar 1948 in Oberauerbach geboren. Nach dem Abitur 1967 in Zweibrücken und Grundwehrdienst studierte er in Saarbrücken Anglistik und Geographie. Von 1975 bis 1999 unterrichtete er an der Zweibrücker Mannlich-Realschule. 1989 bis 1994 war Heller Ortsvorsteher von Oberauerbach. 1974 bis 1999 saß Heller Zweibrücker Stadtrat, seit 1994 als SPD-Fraktionschef. 1999 wurde Heller Bürgermeister, 2007 wiedergewählt. (2003 verlor er die Oberbürgermeisterwahl gegen Helmut Reichling.) Zum 31. Dezember geht Heller in den Ruhestand. 1969 trat Heller in die SPD ein, deren Zweibrücker Stadtverbandsvorsitzender er von 1999 bis 2004 war. lf

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