70 Jahre VdK Den Finger weiterhin in die Wunde legen

Homburg · Der Sozialverband VdK feierte im Siebenpfeifferhaus in Homburg das 70-jährige Bestehen des VdK in der Saarpfalz.

 Zur Jubiläumsfeier des VdK Saarpfalz sprachen: (von links) Wolfgang Krause, Frank John, Rüdiger Schneidewind, Theophil Gallo und Peter Rothgeber. Steffen Buchmann (rechts) lieferte die Musik.

Zur Jubiläumsfeier des VdK Saarpfalz sprachen: (von links) Wolfgang Krause, Frank John, Rüdiger Schneidewind, Theophil Gallo und Peter Rothgeber. Steffen Buchmann (rechts) lieferte die Musik.

Foto: Sebastian Dingler

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland größtenteils in Trümmern. Dazu herrschte noch ein Mangel an tatkräftigen Männern, denn viele waren nicht mehr von der Front heimgekehrt oder wurden schwer verwundet. Aus solidarischen Gedanken heraus wurde damals der „Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner“, kurz VdK gegründet. Heute ist der Sozialverband der größte seiner Art in Deutschland und übt in sozialen Fragen durchaus auch einmal Druck auf die Politik aus.

Im Saarpfalz-Kreis wurde der VdK vor genau 70 Jahren gegründet, deshalb wurde am Wochenende kräftig gefeiert. Die Jubiläumsveranstaltung fand am Samstag im Siebenpfeifferhaus in Homburg statt. Neben der musikalischen Untermalung von Pianist Steffen Buchmann hörten die etwa 60 Zuhörer Reden, die zum Teil sehr politisch daherkamen.

Der stellvertretende VdK-Landesvorsitzende Wolfgang Krause erinnerte in seiner Ansprache an die übermenschlichen Anstrengungen, die Menschen in der Nachkriegszeit zu bewältigen hatten. Es habe sich aber ein „optimistischer Kern“ herausgebildet, der Selbsthilfekräfte geweckt habe, die die Gründung des VdK nach sich zogen. Heute trage der moderne Sozialverband zwar noch den Namen VdK, stelle sich aber in erster Linie den modernen Herausforderungen. „Wir haben Rechtsschutzstellen, wir beraten Menschen in ihren Notlagen und wir ermutigen sie ihr Recht einzufordern“, sagte Krause. Daneben leiste der VdK politische Arbeit, bei der er immer wieder Gerechtigkeit einfordere.

Landrat Theophil Gallo betonte, dass es wichtig sei, mit dem VdK einen Mahner zu haben, der den Finger regelmäßig in die Wunde lege. Bei den Themen Kinder- und Altersarmut sei der Sozialverband immer ganz nah dran an den Menschen. Dann sprach Gallo über die finanzielle Situation. Aus seiner Sicht seien die Kassen nicht leer, sondern voll. „Der deutsche Staat ist sehr reich, aber das Geld kommt nicht dort an, wo es gebraucht wird“, meinte der Kreischef. „Wir haben jetzt den Bedarf, müssen jetzt Vorsorge betreiben und nicht erst in 20 Jahren.“ Dem VdK-Kreisverbandsvorsitzenden Peter Rothgerber überreichte Gallo eine Urkunde als Zeichen der Anerkennung und des Dankes.

Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind lobte den VdK dafür, dass er den Wandel geschafft habe. Er beschrieb die Notwendigkeit des Sozialverbandes im Kampf der Bürger mit der Bürokratie, als Ort, wo Menschen sich treffen und auch als Lobbyverein, „bundesweit in Gesetzgebungsverfahren und als Unterstützung der Ärmsten, die sich sonst nicht wehren können“.

Das sagte der OB auch gezielt im Rückblick auf die Bundestagswahl. Er sei der Auffassung, dass Menschen sich verloren fühlen müssten, wenn sie Parteien an den Rändern wählten. Die Soziallasten seien „aber vom Bund auf die Kommunen herunter verlagert“ worden in den vergangenen 20 Jahren. Mit Sicherheit würden Kommunen und Kreise Hand in Hand mit dem VdK auf den Bund zugehen, damit das nicht „noch schlimmer“ werde. „Ein steuerlicher Anreiz für Ehrenamtliche ist das Mindeste, was unser reiches Land mal auf die Wege bringen könnte“, sagte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind zum Abschluss.

Der Bürgermeister der Gemeinde Kirkel, Frank John, sprach in seiner Rede davon, dass die Schuldenbremse das Dümmste sei, was man machen könne. „Wir als Kommunen leisten die meisten Investitionen in die Infrastruktur.“ 500 000 Euro dürfe die Gemeinde Kirkel noch an Schulden aufnehmen — „das ist nichts“, so John. Allein der Ausbau einer Kindertagesstätte koste alles in allem über drei Millionen Euro. Bundes- und Landespolitiker seien oft nicht vor Ort und wüssten nicht, was wo etwas koste. Deshalb sei es wichtig, „dass es politische Verbände wie den VdK gibt, die den Regierenden zeigen, wo der Hammer hängt“.

Anschließend erzählte Peter Rothgerber von seinem Werdegang im VdK Saarpfalz, dem er seit 2005 vorsteht. Die beliebten Kaffeenachmittage, Weihnachtsfeiern und Tagesfahrten des VdK sollten beibehalten werden, aber er habe auch noch mehr erreichen wollen. So zum Beispiel den Ortsverband Blieskastel wiederzubeleben, der einst darnieder lag. Ein weiteres wichtiges Engagement sei die Organisation von Adventskonzerten. Veranstaltungen zu altersunterstützenden Technologien oder Pflege der Angehörigen wurden durchgeführt, das Thema Inklusion wurde behandelt. „Der VdK kann für sich in Anspruch nehmen, zu diesen Themen geweckt zu haben. Wenn alle, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen, auch Mitglieder würden, wäre das halbe Saarland im VdK.“

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