Dem Krieg entflohen

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute ist es Amina Nzanza.

 Amina Nzanza ist mittlerweile eingebürgert. Foto: Ruth Reimertshofer

Amina Nzanza ist mittlerweile eingebürgert. Foto: Ruth Reimertshofer

Foto: Ruth Reimertshofer

Als Kind hat Amina Nzanza in ihrem Land Krieg hautnah erlebt. Vor 30 Jahren in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, geboren, wurde sie Zeugin von Zerstörung und Plünderungen. "Demokratische Republik ist ein irreführender Name, weil in dem Land ja keine Demokratie herrscht", sagt sie.

Der Name Amina ist islamischen Ursprungs, sie selbst entstammt jedoch einer christlichen Familie. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde Amina in einer privaten belgischen Schule eingeschult und war immer eine der Besten ihrer Klasse. Doch plötzlich war alles zu Ende. "Soldaten kamen in die Stadt, es wurde geschossen und alles wurde zerstört. Ich selbst habe gesehen, wie ein Laden ausgeplündert war, wo wir sonst immer einkaufen gingen". Mit vier kleinen Kindern verließ die Familie das Land.

Die sechsjährige Amina wollte nicht weg von den Verwandten, der Oma, den Cousins und Cousinen, und es flossen viele Tränen. "Zieh dich warm an, es ist kalt in Europa", sagte die Mutter kurz vor dem Abflug. "Wie kalt? Wie ein Kühlschrank oder eine Gefriertruhe?" fragte das Mädchen. Die Antwort erfuhr sie bald danach auf einem deutschen Flughafen: "Die Kälte hat mich umgehauen und ich fühle sie noch heute in den Knochen." Nach dem Flüchtlingslager in Ingelheim, wo die Familie Ende Dezember 1992 ankam, ging es ins Heim für Asylsuchende nach Zweibrücken . "Dank der Fürsorge guter Beamter in der Stadt wurde ich hier eingeschult, obwohl es damals noch keine Schulpflicht für Asylkinder gab."

"In der Schule gab es keine Probleme wegen meiner Hautfarbe, wir waren Kinder, offen und neugierig aufeinander." Nach neun Jahren machte Amina als Klassenbeste ihren Hauptschulabschluss und nach drei Jahren Berufsschule das Fachabitur als Fremdsprachenassistentin. "Ich sang im Chor, machte bei vielen Theaterprojekten mit und leistete ehrenamtliche Hilfe im Wichernhaus."

Der Status als anerkannter Flüchtling kam einige Zeit später und die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und Einbürgerung erhielt Amina, als sie zu Studienzwecken in Hessen wohnte. "Ich fühlte mich lange Zeit wie im Gefängnis, ohne Rechte und immer in Angst." Besonders liegt Amina die Lage der afrikanischen Frauen am Herzen. "Ich wünsche mir, dass alle Frauen selbstständig sein können und nicht abhängig von der Männerdominanz". Nach einigen Jahren von Jobs und Studium im Rhein-Main-Raum, lebt Amina wieder in der Rosenstadt. Die Geburt ihrer kleinen Tochter Amidée brachte sie wieder zurück. "Mir gefällt unsere Stadt, es ist hier ruhig und sauber im Gegensatz zum Großstadtdschungel und ich bin in der Nähe meiner Familie." Alle Mitglieder der Familie Nzanza sind 2014 in Zweibrücken eingebürgert worden.

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