Zweibrücker Bänke bald auch Rettungspunkte? Damit Rettung schneller kommen kann

Zweibrücken · Die Stadt prüft, einige Ruhebänke auch zu „Rettungspunkten“ zu machen. Trotz des einstimmigen Ratsbeschlusses gab es ein paar kritische Fragen.

Vorbild: Bank mit Rettungspunkt-Schild in Bad Wörishofen.

Vorbild: Bank mit Rettungspunkt-Schild in Bad Wörishofen.

Foto: Uwe Menzner

Zweibrücken hat Spaziergängern, Radlern und Joggern viel zu bieten, ob auf den vielen innerstädtischen Grünflächen oder in den Wäldern am Rande des Stadtgebiets. Was aber, wenn dort ein Unfall, Herz- oder Schwächeanfall passiert und man auf schnelle Hilfe angewiesen ist? Gerade im Wald können Ortsunkundige bei Notrufen bislang ihre genaue „Position nur schwierig ermitteln und durchgeben“, heißt es in einem Antrag der SPD, den der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig angenommen hat.

Damit ist die Stadtverwaltung nun beauftragt, „ein Konzept für eine Ausweisung von sogenannten Rettungspunkten an geeigneten Stellen im Stadtgebiet zu erstellen und dem Stadtrat zur weiteren Beschlussfassung vorzulegen“.

Konkret stellt sich die SPD vor, auf vorhandenen Ruhebänken Schilder anzubringen, auf denen die Notrufnummer 112 und auch die geografischen Koordinaten stehen.

Auf die Idee gebracht hatte die SPD-Fraktion ein im Rettungswesen tätiger Bürger, wie Antragsbegründer Thorsten Gries zu Beginn seiner Antragsbegründung sagte. Es handelt sich um den Rettungsassistenten Uwe Menzner, wie dieser dem Merkur bestätigte. Als Vorbild hatte Menzner der SPD ein Foto eines Schildes auf einer Ruhebank zur Verfügung gestellt, dass er in Bad Wörishofen entdeckt hatte.

Als mögliche Aufstellorte nannte die SPD in ihrem Antrag „die Bereiche Fasanerie und Heilbachtal oder auf den Wegen entlang unserer Bäche“, als Beispiel im Rat nannte Gries auch den Hornbachstaden.

Bürgermeister Christian Gauf (CDU) signalisierte bereits vor der Abstimmung: „Wir eruieren die Kosten und stellen vor, ob man das machen kann.“

Trotz des später einstimmigen Beschlusses gab es aber zunächst eine längere Debatte. AfD-Fraktionschef Harald Benoit regte an: „Man sollte vorher klären, wer für die Wartung zuständig ist.“ Gauf antwortete, wenn die Stadt die Schilder anbringe, sei auch die Pflege „natürlich die Sache eines Amtes“.

Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann nannte den SPD-Antrag „grundsätzlich okay“, gab aber zu bedenken, vor endgültigen Beschlüssen über die Standorte für Rettungspunkte „darauf zu achten, dass da auch Handyempfang ist“.

FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler bezeichnete den SPD-Antrag als „gute Idee“. Es sei „großartig“, wenn dank der Schilder Hilfe schneller zu Verletzten kommen könne. „Das kann auch nicht an den Kosten scheitern. Und Vandalismus haben wir sonst ja auch.“

Für die CDU sagte Rolf Franzen: „Vom Grundsatz her begrüßen wir den Antrag natürlich auch. „In Details“ sehe man aber „Probleme“. Deshalb solle man auch ASB und DRK (die in Zweibrücken Rettungswagen betreiben) in die Planung einbeziehen.

SPD-Fraktionschef Stéphane Moulin sagte: „In unserem Antrag geht es genau darum, diese Detailfragen zu prüfen und Fachleute einzubeziehen.“ Franzen entgegnete augenzwinkernd: „Ja, wir wollten halt auch was dazu sagen.“

FDP-Fraktionschef Ulrich Schüler meinte: „Den Grundsatzbeschluss kann man wirklich nicht ablehnen.“ Zumal „keine höheren Kosten entstehen werden“.

Bürgernah-Fraktionschef Dirk Schneider sagte, er wolle den SPD-Antrag „gerne erweitern um Defibrillatoren-Punkte“ (also Geräte, die auch Laien ermöglichen, mit Stromstößen einen Herztod zu verhindern). Schneider erinnerte: „Wir hatten schon ein Konzept, einige Defibrillatoren sind aber gestohlen oder im Bach versenkt worden.“ Bürgermeister Gauf berichtete, in allen Verwaltungsgebäuden gebe es Defibrillatoren. Moulin entgegnete Schneider: „Wir verstehen das Anlieger, aber das sind zwei unterschiedliche Aspekte. Bürgernah hat ja ein Antragsrecht.“ Das sah auch Dettweiler und Franzen so, der zudem ergänzte, bei dem Rettungspunkte-Antrag gehe es ja vor allem um Standorte im Wald: „Man kann ja keine Defibrillatoren an Bänken anbringen.“

Außer Schneider selbst stimmte niemand für den Erweiterungsantrag, die drei anwesenden AfD-Räte enthielten sich.

UPDATE: In seiner Sitzung Ende September 2023 hat der Stadtrat den Antrage einstimmig (also auch mit den Stimmen des Antragsstellers SPD) abgelehnt. Grund: DRK Südpfalz, ASB Zweibrücken und die für Zweibrücken zuständige Integrierte Leitstelle Landau erklärten auf Anfragen der Stadtverwaltung, solche Systeme seien nicht mehr zeitgemäß, weil die Rettungsleitstelle heute die Möglichkeit habe, Anrufer direkt während des Telefonats zu orten. Sollte jemand kein Smartphone dabeihaben, müsse er/sie sowieso bis zum nächsten Ort laufen, wo ein Telefon verfügbar ist.

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