Das Ziel lautet: Nur keine EntlassungenKaum Chancen auf kräftiges Lohnplus

Zweibrücken. Kurzarbeit und kein Ende. "Wir sehen in punkto Krisenende noch keinen Silberstreif am Horizont!" Diese finstere Einschätzung hat Werner Cappel dem Pfälzischen Merkur gegeben. Cappel ist der erste Bevollmächtige der IG Metall Homburg-Saarpfalz. "Die Lage ist nach wie vor dramatisch, wir sehen eine konjunkturelle Erholung noch nicht", erklärte er

 Die Lohnerhöhung, sollte es denn überhaupt eine geben, dürfte für die Zweibrücker Arbeitnehmer 2010 mager ausfallen. Foto: dpa

Die Lohnerhöhung, sollte es denn überhaupt eine geben, dürfte für die Zweibrücker Arbeitnehmer 2010 mager ausfallen. Foto: dpa

Zweibrücken. Kurzarbeit und kein Ende. "Wir sehen in punkto Krisenende noch keinen Silberstreif am Horizont!" Diese finstere Einschätzung hat Werner Cappel dem Pfälzischen Merkur gegeben. Cappel ist der erste Bevollmächtige der IG Metall Homburg-Saarpfalz. "Die Lage ist nach wie vor dramatisch, wir sehen eine konjunkturelle Erholung noch nicht", erklärte er. Ob vor diesem Hintergrund die IG Metall auf Lohnerhöhungen verzichtet, wie jetzt Experten vorgeschlagen hatten, schloss er nicht aus. Das sei Sache der Gewerkschaftsgremien. Für den Zweibrücker Bereich würden mögliche Tarifforderungen am 8. Februar diskutiert. Dann trifft sich in Frankfurt die Tarifkommission Mittelgruppe, um Verhandlungen mit den Arbeitgebern vorzubesprechen. Zur Mittelgruppe gehören Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hessen."Wenn das Mittel Kurzarbeit aufgebraucht ist, wollen wir die Möglichkeit schaffen, dass Firmen die Arbeitszeit von derzeit 32,5 auf bis zu 28 Stunden senken dürfen", sagte Cappel. Um weiterhin den normalen Lohn zu erhalten, müssten die Arbeitnehmer etwa bei Weihnachts- oder Urlaubsgeld Einbußen einkalkulieren. Das Entgegenkommen der Zweibrücker Firmen und deren Tendenz, die Mitarbeiter in der Krise nicht vor die Tür setzen zu wollen, sind für Cappel positive Zeichen.

Cappel: "Das zeigt, dass sie ihre Leute für die Zeit nach der Krise halten wollen." Bisher gebe es für die IG Metall keine Anzeichen, dass Firmen wie Landmaschinenhersteller John Deere, Maschinenbauer Pallmann oder Kranspezialist Terex Leute entlassen wollen.

Bisher zögen Gewerkschaft und Betriebe an einem Strang, um genau das zu vermeiden.

Als Novum bezeichnete er etwa eine Regelung, die mit Terex-Demag ausgehandelt worden sei. So habe man sich im Dezember darauf geeinigt, dass über hundert befristet Beschäftigte fest angestellt werden. Dafür darf Terex laut Cappel weitere Verträge befristet Angestellter häufiger als dreimal beziehungsweise um mehr als 24 Monate verlängern, ohne dass sie sich automatisch in unbefristete Verträge verwandeln. Bei Pallmann ist eine ähnliche Regelung bereits seit Ende 2009 in Kraft. Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Patsch sagte, dass die Hälfte der knapp 50 befristet Angestellten einen festen Vertrag bekommt. Dafür darf die Firma die Verträge der anderen Hälfte bis zum Ende der beantragten Kurzarbeit, also Ende März 2011, verlängern. "Wir hoffen, dass wir die Kurzarbeit nicht ausschöpfen müssen", fügt Patsch an. Dennoch steht Pallmann seiner Einschätzung nach der Höhepunkt der Krise noch bevor. Zweibrücken. In der Debatte um einen Verzicht auf Lohnsteigerungen steht Klaus Patsch, Betriebsratschef von Pallmann, nicht ganz auf der Linie des IG-Metall-Bevollmächtigten Cappel. Patsch: "Ich sehe die Sicherung vorhandener Arbeitsplätze auch als vorrangiges Ziel." Pallmann-Firmenleitung und -betriebsrat sollten versuchen, die Möglichkeiten von Altersteilzeitverträgen oder Übernahme junger Kräfte zu optimieren. "Ich bin aber nicht der Meinung, dass man auf mehr Lohn verzichten sollte. Pallmann hat in den vergangenen Jahren Rekordergebnisse eingefahren", erklärt Patsch.

Siegfried Deck, der Betriebsratsvorsitzende des Nagelwerks Ixheim, übt sich in Sachen Lohnerhöhung in Vorsicht. "Wo nichts verdient wird, kann man nichts verteilen", sagt er. Man könnte im Nagelwerk nur versuchen, irgendwie möglichst viele Arbeitsplätze sichern." Lieber eine geringe Erhöhung oder eine Nullrunde, als Jobs riskieren", gibt er aus. Das sieht Willi Stauch, Betriebsratschef bei John Deere, ähnlich: "Gut fände ich eine moderate Erhöhung der Löhne und gleichzeitig die Strukturen erhalten, die Leute in Beschäftigung bringen oder lassen." Es sei schwieriger, jemanden in Lohn und Brot zu erhalten, als in Krisenzeiten zu erreichen, dass freigesetzte Leute eingestellt werden.

Für Terex-Demag bewertet der Betriebsratsvorsitzend Eduard Glass die Situation zwiegespalten. "Für das Werk Wallerscheid wäre eine Nullrunde wegen der aktuell schwierigen Lage kein Thema. Aber im Werk Dinglerstraße sind die Leute gut gefordert, ein Schluck aus der Pulle wäre da nicht falsch", sagt Glass. ek

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