Das verwunschene Haus

Auf meinen Wegen durch das heutige Zweibrücken begegne ich einem efeuumrankten Häuschen. In einem Innenhof mitten in der Stadt gelegen, ist es vor den Blicken der Passanten verborgen. Alte Bäume strecken ihre Äste in den grauen Winterhimmel und auf dem Rasen um das Haus steht eine alte Holzbank, auf die sich in meiner Vorstellung jederzeit jemand setzen könnte

Auf meinen Wegen durch das heutige Zweibrücken begegne ich einem efeuumrankten Häuschen. In einem Innenhof mitten in der Stadt gelegen, ist es vor den Blicken der Passanten verborgen. Alte Bäume strecken ihre Äste in den grauen Winterhimmel und auf dem Rasen um das Haus steht eine alte Holzbank, auf die sich in meiner Vorstellung jederzeit jemand setzen könnte. Mein erster Gedanke bei diesem idyllischen Anblick: So wird Zweibrücken vor langen Jahren einmal ausgesehen haben. Das Häuschen erinnert mich an das Hexenhaus von Hänsel und Gretel oder an andere verzauberte Märchenwelten aus der Kindheit.Neugierig geworden, beginne ich meine Nachforschungen. Die Entdeckungsreise führt zu einigen Nachbarn, die ich nach der Geschichte des Häuschens hinter der Hauptstraße befrage. Nach einigem Suchen stoße ich dann auf den heutigen Mieter und erfahre den Namen der früheren Besitzer. Schnelles Nachschlagen im Telefonbuch und mein Anruf entpuppt sich als wahre Informationsreise in die Vergangenheit. Ich erfahre nicht nur, dass "mein Häuschen" heute noch da steht, wo früher der Mühlbach mitten durch die Innenstadt zum Kanal floss, in einem nach dem Krieg vollkommen zugeschütteten Bachbett. Es dauert noch eine Weile, bis ich im Laufe des Gesprächs verstehe, mit wem ich am Telefon plaudere: der Ehefrau meines früheren Deutsch- und Klassenlehrers der letzten beiden Vor-Abiturjahre. Sie, die frühere Lateinlehrerin, erinnert sich sehr gut an mich und erzählt von einer Klassenfahrt nach Heidelberg, als sie mit ihrem Mann unsere Klasse damals begleitet hatte. Sogar an meinen damaligen Berufswunsch als 18-Jährige kann sie sich noch lebhaft erinnern. In Zweibrücken gibt es eben nicht nur Prachtvillen aus früheren Zeiten, teilweise verlassen und andere prunkvoll restauriert, es gibt auch kleine, verwunschene Häuschen, durch deren Geschichte ich in der gegenwärtigen Zeit Vergangenes neu entdecke.

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