Das Herz ist gebrochen

Zweibrücken · Unter dem Namen „Evangelisches Krankenhaus Zweibrücken“ firmiert das grüne Gebäude in der Oberen Himmelsbergstraße seit Freitag nicht mehr. Es ist nun Geschichte.

 Die Identifikation der Mitarbeiter mit „ihrem“ Evangelischen Krankenhaus war immer hoch. Auch das symbolisieren die am Freitag im Rondell am Haupteingang aufgebauten Herzen. Foto: Marco Wille

Die Identifikation der Mitarbeiter mit „ihrem“ Evangelischen Krankenhaus war immer hoch. Auch das symbolisieren die am Freitag im Rondell am Haupteingang aufgebauten Herzen. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille

Abschied vom Arbeitsplatz: Mit ausgedehnten Frühstücken, Gesprächen und dem gemeinsamen Betrachten von Fotos haben die Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken am Freitag ihren letzten Arbeitstag gestaltet. Für die jahrzehntealte Einrichtung kam wegen Geldmangels zum Ende des Monats das Aus. Das Nardini-Klinikum führt seit diesem Samstag den Teilbereich der Inneren Medizin, in dem rund 85 Mitarbeiter und 20 Auszubildende weiterbeschäftigt werden sollen.

Manche Mitarbeiter seien schon fertig mit der Arbeit, andere hätten noch ein bisschen zu tun, berichtete die Sprecherin des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz (LVIM), Susanne Liebold, am Mittag. So gebe es Bereiche, in denen geräumt werde, auch Patientenakten würden verstaut. "Und es gibt auch ganz viele Kollegen, die sich hier noch treffen und Kollegen verabschieden", sagte sie. Die Teams könnten den Tag so gestalten, wie sie wollten.

Den übrigen der rund 400 Mitarbeiter sollte eine Weiterbeschäftigung in anderen Einrichtungen des LVIM, der Diakonie oder in anderen öffentlichen Einrichtungen angeboten werden. Zur Frage, wie viele eine Stelle gefunden haben, konnte Liebold aber nichts Genaues sagen. "Man hört, dass sehr viele eine neue Stelle haben. Manche fest, manche in Aussicht, aber es gibt sicher welche, die noch nichts haben."

Außer Mitarbeitern des Landes-Innenministeriums, das einen Standort für seine Zweibrücker Zentrale Bußgeldstelle sucht, haben Angestellte auch eine Abordnung der Bundeswehr gesichtet. Eine Zahnarztpraxis für die hiesige Niederauerbach-Kaserne soll im Gespräch sein. Auch Scheichs aus Dubai sollen sich in Begleitung eines Rodalber Professors in der Klinik umgeschaut haben.

Es kursiert auch das Gerücht, dass von Hand höhenverstallbare, für den Abtransport nach Afrika ausrangierte, Betten reaktiviert wurden, weil das Nardini-Klinikum die neueren, elektrisch verstellbaren aus Kostengründen nicht übernehmen will. Nardini-Sprecher Thomas Frank betonte auf Anfrage, dass man höhenverstellbare Betten übernehme.

Nach dem Ende der Klinik aus irgendwas Optimismus zu schöpfen, ist schwer. Dr. Franz Walter , Chef der im Klinik-Bau abgesiedelten Radiologischen Praxis am Himmelsberg, ist in der Hinsicht allerdings eine sprudelnde Quelle. Seine Praxis bleibt geöffnet und steht für sich. Eine Kooperation mit dem Krankenhaus gibt es nicht mehr, Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen fallen weg. "Wir sind fokussiert auf die Zukunft, erfinden uns neu!" Künftig, so zeigt sich Walter sicher, werde er die Befunde der Patienten noch schneller fertigstellen können. Sein Team umfasse nun noch 15 statt 25 Leuten, den anstehenden Umzug des MVZ auf seine Etage begrüße er. Und was ist, wenn der LVIM als Gebäudeeigentümer in drei Jahren das Haus abreißen will? Walter: "Ich gehe erst, wenn man mir mit der Abrissbirne die Befundungsmonitore vom Tisch haut." > Seite 17: Bericht und Bilder

Auf der Merkur-Startseite www.pfaelzischer-merkur.de haben wir ein Themen-Dossier zum Evangelischen Krankenhaus angelegt.

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