Das Dilemma des Richard D.

Von Hanns-Joachim Friedrichs stammt der Satz, wonach man sich als Journalist mit keiner Sache gemein machen solle. Recht hat er, der vor vielen Jahren verstorbene Grandseigneur des TV-Journalismus. Wenn er abends ging, bei den Tagesthemen, dann kam das Wetter auf dem Bildschirm im Wohnzimmer.

Danach der Gute-Nacht-Kuss im Schlafzimmer. Ein deutsches Ritual, millionenfach.

Aber Friedrichs medientaugliches Brevier hat Lücken. Denn es gibt sie doch - die Momente oder auch die Anlässe, da ist man bei aller Professionalität nicht fähig, die Emotionalität auszublenden. Womit man sich streng genommen gemein macht mit der Sache.

Wann immer wir in diesen Tagen in der Redaktion über den SVN Zweibrücken diskutieren, sind wir mitten drin. Dann hat die Ratio Pause - und wir sind ziemlich gemein, im positivsten Wortsinne. Mit Richard Denger, dem Mister Niederauerbach, den wir verstehen können - auch wenn er auf uns schimpft. Spieler war er, Spielausschussvorsitzender war er, Vorsitzender ist er - Letzteres im 25. Jahr. In Summe: sein Leben lang.

Drum kämpft er wie ein Löwe um seinen Klub, der nächste Woche in die Oberliga startet. Zumindest so wie es momentan aussieht, am Ende dieser Woche. Drum ist Denger gegenüber Vielen, die ihm warnend und mahnend mit guten Ratschlägen kommen, nur bedingt offen. Drum sperrt er sich, wenn es darum geht, einzugestehen, dass die Regionalliga für seinen Klub wohl doch eine Nummer zu groß war, die Voraussetzungen und das Wissen um die gänzlich anderen Anforderungen dagegen zu klein. Drum will er nicht zugeben, dass die Strukturen in seinem Verein keinesfalls dem entsprachen, was in dieser Klasse üblich ist. Drum wehrt er sich gegen Vorhaltungen, dass sie es in der Oberliga ebenfalls nicht sind. Drum verschließt er die Augen, wenn das drohende Scheitern thematisiert wird. Und nur ganz wenige wissen, wie es wirklich in ihm aussieht!

Die Zeitung berichtet darüber. Über all das, was (schief)gelaufen ist. Und über das, was schicksalshaft droht - wenn es nicht besser läuft. Es ist Job derer, die die Zeitung machen. Aber auch die fragen sich manchmal: Wie würde ich mich verhalten? Was, wenn ich Richard Denger wäre ...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort