Glosse zur Gender-Sprache in der Zweibrücker Stadtverwaltung Christdemokratische Cancel Culture

Darf die Stadt Zweibrücken „Bürger*innen“ schreiben, wenn sie Menschen verschiedenster Geschlechter meint? Nein, beantragt die CDU-Ratsfraktion. Ja, meint unser Kommentator – und erinnert auch an einen prominenten gendernden CDU-Politiker.

Eine Kommentar von Lutz Fröhlich

Eine Kommentar von Lutz Fröhlich

Foto: Robby Lorenz

In Zweibrücken marschiert die Sprachpolizei auf – in Gestalt der CDU. Die nämlich stellt zur Stadtratssitzung am 9. Juni einen Antrag im Befehlston: „Für die deutsche Grammatik! Gegen Gender-Sprache in städtischen Institutionen!“

Beschließen soll der Stadtrat folgenden „Antragstext“: „Die CDU-Fraktion spricht sich dafür aus, dass in allen städtischen Behörden und anderen städtischen Einrichtungen keine grammatikalisch falsche Gender-Sprache verwendet wird.“

„Begründung erfolgt in der Sitzung“, steht in dem Antrag. Dieser reagiert vermutlich darauf, dass mit dem neuen Stadtsprecher Jens John das „Gender-Sternchen“ in der Verwaltung Einzug gehalten hat, auch Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) wurde schon damit gesichtet. „Bürger*innen“ (oder, lesbarer: „Bürger:innen“) verdeutlicht: Männer, Frauen und Diverse sind gemeint.

Ob dieses „Gendern“ sinnvoll ist, darüber kann man streiten. Und die CDU darf schreiben, wie es ihr gefällt (im Saarland ist CDU-Ministerpräsident Tobias Hans ein Sternchen-Vorreiter).

Doch anderen Leuten Schreibweisen aufzudrängen, wäre Cancel Culture! Aber vielleicht hat die CDU das so gar nicht gemeint? Schließlich beantragt sie ja nur, der Stadtrat solle beschließen, dass „die CDU-Fraktion sich dafür ausspricht“ – also nicht der Rat. Oder liefert die CDU hier ungewollt ein Beispiel für „falsche Sprache“?

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