Zweibrücken „I have no Lieblingssong“

Zweibrücken · Am vergangenen Samstagabend nahm der Australier Carl John Marvin zum ersten Mal die Festhalle Zweibrücken auf eine ganz besondere musikalische Reise durch Raum und Zeit. Mit einem halben Jahrhundert Musikgeschichte von Sir Elton John präsentierte er Hits von den frühen Jahren bis zum aktuellsten Album.

 C. J. Marvin als Elton John spielt beim Auftritt mit seiner Band in Zweibrücken „Daniel“.

C. J. Marvin als Elton John spielt beim Auftritt mit seiner Band in Zweibrücken „Daniel“.

Foto: Paula Kaufmann

Im Zentrum der Bühne stand das weiße Piano, von bunten Lichtern der Scheinwerfer mal in leuchtendes Gold, Grün, Blau und Rot getaucht. In Kombination damit sorgte der international bekannte Sänger und Songwriter schon vor dem ersten Ton alleine durch sein glamouröses Auftreten, die ausgefallenen Kostüme und wechselnden Perücken für eine atemberaubende Elton John Illusion.

Zur Eröffnung der Show holte das Elton John Double sein Publikum mit dem Hit „Your Song“ sofort ab. Es folgten mit „Daniel“ und „Goodbye Yellow Brick Road“ etwas ruhigere Töne, bis recht früh „Rocket Man“ die Stimmung total aufheizte. Bis in die letzte Reihe wippten die Köpfe der Zuschauer wild hin und her. Arme schlugen rhythmisch Wellen durch die Reihen, bis es die Zuschauer nicht länger auf ihren Stühlen hielt und die gesamte Festhalle tanzte.

So eingängig, dass man mitgerissen wurde, ohne zwangsläufig  jeden Song im Detail zu kennen. Eine wichtige Eigenschaft bei einem wild durchmischten Publikum. 
„Ich kenne ein paar Lieder von Elton John aus dem Radio und habe welche in meiner Playlist“, erzählt die erst 19-jährige Christine, die sich sehr darüber freute, ihre Freundin Sarah (20) an diesem magischen Abend begleiten zu dürfen. Sarah war auf den schrill-bunten Musiker durch eine Schallplatte aufmerksam geworden, die sie ein Jahr zuvor als Geschenk bekommen hatte. Darauf folgten nun zum Geburtstag Eintrittskarten für die Elton John Show.

Martina K. (59) erzählt in der Pause, dass sie 1984 auf einem Open Air in Ludwigshafen neben Depeche Mode und Joan Baez auch Elton John live erleben durfte. Sie bewundere diesen „Ausnahmekünstler“ seither nicht nur für seine Musik, sondern auch für seine Wohltätigkeit. „Es ist schön, dass es Künstler gibt, die durch ihr Talent die Illusion und Musik des Originals weiterverbreiten. Er singt nicht ganz so hoch wie Elton John, hat aber dadurch seinen eigenen Charme.“

„Ich finde die Zeitspanne beeindruckend, über die sich Elton Johns Musik in den Köpfen der Menschen gehalten hat!“, bemerkt Ursula L. (58). „Wenn man mal überlegt, wie viele Musiker in dieser Zeit bekannt und wieder vergessen wurden…“


Weiter ging es nach der Pause mit neuem Kostüm und neuer Frisur. Durch Aufforderungen wie „Let’s make some noise“ (Lasst uns Krach machen) und „Sing all together“ (Singt alle zusammen) band C.J.Marvin sein Publikum immer wieder mit in die Show ein und animierte es bei Hits wie „Don’t Go Breaking My Heart“ zum Singen, Klatschen und Tanzen.

„I have no Lieblingssong“, erzählte der Australier in seiner liebevollen Mischung aus Deutsch und Englisch, die sich durch den ganzen Abend zog. Er liebe alle Elton John-Songs gleichermaßen. Mit sechs Jahren sei er erstmals auf sein späteres Idol aufmerksam geworden und habe gleich gewusst: So zu singen und Klavier zu spielen wie er – das ist es, was ich mein Leben lang tun möchte.

Heute kennt er Elton John höchstpersönlich, trägt sogar eine seiner originalen Brillen – allerdings in einer anderen Stärke – und tourt mit seiner Band um die ganze Welt.  Emotional wurde es mit „Candle In The Wind“. Der Text zeichnet sichdurch seine verschiedenen Facetten besonders aus. So wurde er in den vergangenen Jahrzehnten zu verschiedenen Anlässen immer ein bisschen umgeschrieben. C. J. Marvin erzählte hierzu von der Freundschaft zwischen Elton John und Lady Diana, zu deren Beerdigung er – Elton John – diesen Song 1997 in der Westminster Abbey gespielt hatte.

Für weitere Gänsehautmomente und Stille in der Festhalle sorgten Songs wie „Nikita“ und die Zugabe „Blue Eyes“, bei dem Handylichter atmosphärisch durch die dunkle Halle schwebten.

„Ich bin leider etwas enttäuscht“, erzählt Joseph S. (70) nach der Show. „Es war zu viel Hall. Die Musik klang dumpf und der Gesang war akustisch schwer zu verstehen. Schade. Elton John hat so schöne Lieder geschrieben, und man hat hier nicht alle direkt erkannt. Nur Klavier und Stimme wäre vielleicht besser gewesen.“ Joseph S. ist ein großer Musikfan und besucht regelmäßig Konzerte sowohl namhafter Künstler als auch Coverbands wie beispielsweise U2 oder Led Zeppelin. Dass der Tonmix mal hier und da unterschiedlich gut ist, sei dabei völlig normal und er entschuldigt seine Kritik ein wenig mit seiner persönlich hohen Erwartungshaltung.

Anders war das Urteil von Ursula L. (58). Sie streckte sofort die Daumen in die Höhe: „Super toll! Ich bin begeistert! Wenn man die Augen schließt, meint man, es sei der echte Elton John!“ Sie ist Fan seiner Musik, seit sie sechs Jahre alt war. Der erste Hit, den sie damals hoch und runter gehört hatte, war „Crocodile Rock“. Ihr persönliches Highlight des Abends, da eben dieser Song gegen Ende noch einmal voll ansteckender Energie durch die Stadthalle fegte.

Zusammengefasst zauberte der Elton John Darsteller also mit großen Hits wie „Daniel“, „I’m Still Standing“ und „Rocketman“ während seiner dreistündigen Show im wahrsten Sinne „Saturday Night’s Alright“ und konnte zu seinem energiegeladenen Publikum sagen: „Thank You For All Your Loving“!

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