Buslinie R7 geht vom Land an den Saarpfalz-Kreis über

Zweibrücken/Saarbrücken · Im Interview erläutert Saar-Wirtschaftsministerin Rehlinger auch, warum sie die Reaktivierung der Bahnlinie Homburg-Zweibrücken erst 2024 erwartet.

 Anke Rehlinger sieht die S-Bahn so schnell nicht fahren. Foto: pm

Anke Rehlinger sieht die S-Bahn so schnell nicht fahren. Foto: pm

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Sowohl Rheinland-Pfalz als auch das Saarland haben unlängst die Weichen für die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken gestellt. Im Merkur-Redaktionsgespräch hatte der Mainzer Kulturminister Konrad Wolf (SPD) das jüngste Einlenken des Saarlandes gelobt und es als Auftakt für weitere Projekte gewertet. Seine Genossin, die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger äußerte sich kurz zuvor bei einer Parteiveranstaltung in Einöd vorsichtig. Anders als bisher 2021 brachte sie nun das Jahr 2024 für eine mögliche Wiederinbetriebnahme ins Spiel. Auch zur Buslinie R7 gibt es Neuigkeiten, wie Rehlinger im Merkur-Interview verrät.

Frau Rehlinger, für den rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Konrad Wolf ist das gemeinsame Bemühen um die Bahnreaktivierung ein Signal für mehr Kooperation zwischen den Bundesländern. Er erwartet hier in künftig deutlich mehr Projekte. Wie ist Ihre Sicht dazu, wo gibt es schon konkrete Anhaltspunkte dafür?

Anke Rehlinger: Das Saarland und Rheinland-Pfalz arbeiten auf vielen Feldern schon gut zusammen. Die Steuerverwaltung ist nur ein Beispiel. Es gilt auch für den Hochschulbereich, für den der Kollege Wolf ja steht. Auch im Programm "Interreg Großregion" ziehen wir an einem Strang. Dieser kooperative Föderalismus ist eine Möglichkeit, Parallelstrukturen zu vermeiden und mit Ressourcen sparsam umzugehen. Dem wird sich vernünftigerweise niemand verschließen. Interessant ist es auch, sich in strukturpolitischen Fragen zu verständigen. Das war Konsens in einem Gespräch, das ich mit dem Amtskollegen Wissing geführt habe. Ich denke, dass wir nach unserer Landtagswahl da auch schnell eine gemeinsame Agenda haben werden.

Sie hatten gesagt, die S-Bahn zwischen Homburg und Zweibrücken rollt erst 2024. Bisher war von 2021 die Rede: Was ist der Grund für den möglichen Aufschub?

Rehlinger: Diese Jahreszahl ist eine Schätzung. Ich weiß, dass es auch optimistischere Schätzungen gibt, aber ich bin da lieber vorsichtig. Wir sollten nichts versprechen, was dann nicht funktioniert. Es gibt jedenfalls Signale der DB Netz AG, die wir für die weiteren Schritte ja brauchen, dass es für den Fahrplan 2021 schwierig wird. Es sind noch umfangreiche Planungen nötig, natürlich auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Aber ich lege Wert darauf: Wenn wir die Genehmigung haben und das Projekt durchziehen, dann soll bei Vergabe und Bau keine Zeit verloren gehen, und vielleicht können wir ja gegenüber meiner vorsichtigen Einschätzung von heute sogar noch Zeit gewinnen.

Wer erstellt die neuerliche Nutzen-Kosten-Analyse und warum ist diese überhaupt nötig, wo es doch bereits eine gibt?

Rehlinger: Die DB Netz AG soll die Entwurfs- und Genehmigungsplanung machen. Ein Vertragsentwurf liegt schon vor, es sind aber noch einige Punkte offen, die werden wir zusammen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz jetzt schnellstmöglich aushandeln. Was wir bisher haben, ist eine Vorentwurfsplanung, die im Übrigen noch nicht ganz abgeschlossen ist. Diese gibt zwar Hinweise auf das notwendige Investitionsvolumen, aber um genauere Werte zu haben, geht es jetzt stärker in die Tiefe, und wir werden auf der Grundlage aktueller Zahlen wieder einen Nutzen-Kosten-Faktor haben. Im Moment befinden wir uns bei der Schätzung auf dem Preisstand von 2012.

Die Buslinie R7 geht vom Land an den Saarpfalz-Kreis über: Wie kommt es zu dieser Lösung und welche praktischen Auswirkungen hat das? Inwiefern hat auch dies - der Erhalt der R7 war ja lange ein wichtiges Argument des Saarlandes gegen die Bahnreaktivierung - zu der jüngsten Entwicklung beigetragen? Und wie kommen Sie zu der Annahme, dass die S-Bahn nun der R7 nicht so viele Passagiere abspenstig machen würde, dass ein Kannibalisierungseffekt zuungunsten des Busses zu befürchten sei?

Rehlinger: Regionalbuslinien sind vom Land eingerichtete überregionale Verbindungslinien überall dort, wo es keine Schienenverbindung gibt. Durch die Reaktivierung wird die R7 nach dieser Logik automatisch zu einer Kreislinie. Der Aufgabenträger Saarpfalz-Kreis hat sich darüber schon Gedanken gemacht, denn das Argument hat ja schon bei der bisherigen Nutzen-Kosten-Bewertung eine wichtige Rolle gespielt. Ich gehe davon aus, dass eine kundenfreundliche Lösung gefunden wird. Die Gutachter haben jedenfalls nicht die Gefahr einer "Kannibalisierung" zwischen S-Bahn und R7 gesehen, sondern gehen von unterschiedlichen Zielgruppen aus. Die R7 verbindet heute übrigens eigenwirtschaftlich mit 39 Fahrtenpaaren täglich den Hauptbahnhof Zweibrücken mit dem Hauptbahnhof Homburg.

Die Fragen stellte Eric Kolling.

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