Weißdornweg „Damit können wir leben!“

Zweibrücken · Bevor der Bauausschuss in Sachen Sanierung des Weißdornwegs eine Entscheidung trifft, haben sich Vertreter der Stadt vor Ort mit den Anwohnern unterhalten. Die sind sich einig. Applaus gab es zudem für einen Vorschlag des Oberbürgermeisters.

 Der Busverkehr hat dem Weißdornweg arg zugesetzt. Jetzt soll er saniert werden.

Der Busverkehr hat dem Weißdornweg arg zugesetzt. Jetzt soll er saniert werden.

Foto: Elisabeth Heil

Seit gut zwei Jahren ist der Weißdornweg mit seinen 22 Häusern oberhalb des Zweibrücker Galgenbergs ans Linienbusnetz der Stadt angeschlossen. Stündlich passiert seit Dezember 2020 die Linie 228 das Wohngebiet und strapaziert den Straßenbelag nicht unerheblich. Inzwischen ist die Straße schwer beschädigt, der Untergrund hinüber und selbst in den Häusern werden erste Schäden sichtbar. Das mag auch der Grund sein, warum der Weißdornweg im Straßensanierungsplan in der Prioritätsliste ganz weit nach vorne gesprungen ist. Noch in diesem Sommer sollen die Arbeiten beginnen.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza und Vertreter des Bauamts hatten am Freitag die Anwohner zum Informationsaustausch in den Wendehammer im Bereich der Bushaltestelle am Übergang zur Mühlbergstraße eingeladen; um die beiden möglichen Ausbaukonzepte vorzustellen aber auch die Wünsche und Bedenken der Anwohner auszuloten. Das Interesse war groß. Selbst aus den Nachbarstraßen waren die Leute gekommen.

Letztendlich stehen zwei Ausbauvarianten zur Diskussion. Variante 1 sieht vor, die Straße gemäß „alt wie neu“ zu sanieren, die Bürgersteige links und rechts beizubehalten, ebenso den Verkehrsfluss in beide Richtungen.

Eine Einbahnstraßenlösung über die Mühlbergstraße wäre das Ziel der zweiten Variante, vor allem weil der Bürgersteig gemäß aktueller Richtlinien verbreitert werden würde, dies natürlich auf Kosten der Straßenbreite. Es gab noch eine dritte Variante, die ein Anlieger ins Spiel gebracht hatte; Ausbau ohne Bürgersteig, alles gepflastert als verkehrsberuhigter Bereich, in dem nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf. „Nicht sinnvoll“, hat der Bauausschuss bereits entschieden, weshalb Variante 3 vom Tisch ist.

Jörg Müller vom Zweibrücker Bauamt erläuterte zunächst die einzelnen Varianten näher. „Der erste Konflikt, den wir hier haben, ist die maximale Ausbaubreite von nur sieben Metern. Aktuell haben wir auf der einen Seite einen 1,5 Meter breiter Bürgersteig auf der anderen ein schmales sogenanntes Schrammbord. Das dient weniger als Bürgersteig als vielmehr dafür, die Autos auf der Straße zu halten“, erklärte er. „Heute geht man bei Neubauten allerdings von 2,5 Meter breiten Bürgersteigen aus. Alles, was wir aber den Fußgängern zuschlagen, müssten wir der Fahrbahn wegnehmen. Die Lösung wäre dann Variante 2 mit Einbahnstraße.“ Die sogenannten Bordanlagen links und rechts würden wir in beiden Fällen natürlich nicht mehr so hoch bauen, wie sie heute sind, erklärte Müller weiter. Sie solle dem Autofahrer lediglich suggerieren, langsamer zu fahren.

Auch hinsichtlich des Straßenbelags sei man eingeschränkt“, so Müller. „Wir haben einen Linienverkehr mit zirka 14 Bussen pro Tag, darüber hinaus Paketlieferdienste und die Müllabfuhr. Nicht unerhebliche Schwerlastverkehrsanteile, weshalb wir unbedingt einen Asphaltbelag empfehlen. Dieser müsste eine Belastungsklasse höher angesiedelt werden.“

Die Anwohner kritisierten an dieser Stelle, dass die Straße inzwischen mehr und mehr als Ausweich- und Durchgangsstraße genutzt werde und auch Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht eingehalten würden. „Hier fährt keiner 30, die ballern einfach durch“, beklagte sich ein Anwohner. Im Übrigen seien die Schäden ohnehin erst entstanden, seitdem der Bus hier durchfährt – „ein Bus, den im Übrigen niemand nutzt“, so ein weiterer Anwohner. „Da sitzt nie einer drin, lass‘ es mal einen oder zwei am Tag sein“, sagte er und stellte unumwunden fest: „Wir machen jetzt eine Maßnahme wegen eines Busses, den niemand nutzt und niemand braucht. Für eine Straße, die vor dem Bus noch okay war und wahrscheinlich noch 20 Jahre gehalten hätte. Das macht doch keinen Sinn.“

Das stimme so nicht ganz, widersprach Müller. Die Straße sei vorher schon schlecht und bereits seit längerem im Ausbauplan drin gewesen, nur eben nicht an Priorität 1. 

„Wir sprechen hier über zwei Dinge“, gab Rolf Franzen zu bedenken, der als Vertreter des Bauausschusses die Moderation übernommen hatte.  „Busverkehr ja/nein und wie sanieren wir die Straße. Diese beiden Dinge müssen wir voneinander trennen. Als Anlieger bin ich bei Ihnen, der Bus fährt häufig ohne viele Gäste“, räumte er ein. Im Moment sei die Buslinie aber nun mal da und das könne man auch nicht so ohne Weiteres ändern. „Doch es ist ja nicht gesetzt, dass der Bus auf Ewigkeit fährt. Wenn sich die Buslinie mittelfristig nicht als rentabel herausstellt, wird man sie möglicherweise nicht beibehalten. Für unsere Entscheidung spielt das hier aber eine untergeordnete Rolle. Was wir zu klären haben sind Variante 1 oder 2. Diese sehen in beiden Fällen so aus, dass man zunächst für den Bus mitplant. Fährt dann irgendwann kein Bus mehr, ist das kein Nachteil. Dann ist die Straße eben besser ausgelegt, als sie sein müsste.“

Am Ende waren sich die Anwohner einig: Ein klares Votum für Variante 1, auch im Sinne der Anwohner in der Mühlbergstraße, die sich in den letzten Jahren übrigens stark verjüngt hat. Gerade der obere Wendebereich wurde früher gerne als Spielstraße genutzt. Das ist, seitdem die Straße für den Durchgangsverkehr freigegeben wurde, kaum mehr möglich. Das war ursprünglich sogar mal ausgeschlossen, wie Rolf Franzen erinnerte. „Als das Baugebiet in den Fuchslöchern, wie es heißt, realisiert wurde, hatte man klar festgelegt, dass es keinen Durchgangsverkehr geben dürfe.“

Eine Lösung des Problems hatte schließlich der Oberbürgermeister: „Wir werden prüfen, ob wir zwischen Weißdornweg und Mühlbergstraße einen versenkbaren Poller installieren, der nur vom Bus, dem Müllauto oder möglichen Rettungsfahrzeugen entsprechend ausgelöst werden kann“, sagte Wosnitza. „ Das muss ich jetzt zwar noch durch den Bauausschuss und durch den Haushalt kriegen. Aber wie ich sehe, Herr Franzen nickt schon mal. Dann hätten wir das Problem des Durchgangsverkehrs schon mal vom Tisch!“. Ein guter Vorschlag, den die Anwohner mit Applaus honorierten: „Damit können wir leben!“

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