Bürger können bei der Planung ihres Wohnumfelds mitreden

Zweibrücken · Die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz geht bis 2030 zurück. Das hat eine neue Untersuchung der Bertelsmann-Siftung festgestellt. Wobei der Rückgang nicht gleichmäßig verteilt ist. Für Zweibrücken wird ein Rückgang von sechs, für die Südwestpfalz von zehn Prozent erwartet. Darauf müssen Politik und Gesellschaft reagieren. Bis zum 24. Juli wird der Pfälzische Merkur in der Serie „Region im Wandel“ täglich verschiedene Aspekte dieses Themenkomplexes beleuchten. Heute: das Projekt Soziale Stadt in Zweibrücken.

"Wenn früher eine Straße ausgebaut wurde, machte sich die Baubehörde nur Gedanken über den Asphalt und die Steine. Jetzt stellen wir auch die Frage, wie wollen wir das Wohnumfeld gestalten?", erklärt Oberbürgermeister Kurt Pirmann den neuen Ansatz im Zweibrücker Bauamt. So seien bei der Stadtplanung nicht nur die Techniker gefragt, sondern auch weitere Ämter und Institutionen.

Ganz konkret passiert das derzeit bei dem Projekt Soziale Stadt. Dabei hat sich die Stadt entschieden, die Wohn- und Lebensbedingungen in Teilen Bubenhausens und die Breitwiesen entlang des Hornbachs zu verbessern. Wobei beide Gebiete unterschiedlich gekennzeichnet sind. So leben in den Breitwiesen ältere Menschen, die schon in den 1950er Jahren dort eingezogen sind. Mit dem Quartiertreff des DRK gebe es bereits eine Einrichtung im Sinne der Sozialen Stadt. Und auch der Umbau des Kindergartens an der Hohlstraße sei im Sinne des Projekts.

Aber es wird nicht allein innerhalb der Verwaltung ein neuer Weg beschritten. "Wir gehen auch bei der Bürgerbeteiligung einen neuen Weg", sagt Stadtplaner Harald Ehrmann. "Früher haben wir die Pläne für eine Straße oder ein Baugebiet im Rathaus ausgelegt. Mit den Plänen für die Soziale Stadt gehen wir in die Wohnquartiere." Dort können sich die Bürger , Vereine, Institutionen ihre Ideen ohne die Hemmschwelle des Rathauses vor Ort in die Planung einbringen. Ehrmann: "Ich denke, dass wir auf diesem Weg neue Erkenntnisse gewinnen."

Auf diesem Weg wird Zweibrücken vom Büro Stadtberatung Sven Fries begleitet. Im Frühjahr erteilte die Stadt den Auftrag. Nach ersten Gesprächen mit Bürgern, Vereinen und Institutionen finden am Freitag, 17., und Samstag, 18. Juli, die Auftaktveranstaltungen statt. Am Freitag, ab 11.30 Uhr, für die Breitweisen beim Sommerfest des DRK Quartierstreffs, Tilsitstraße 62, und am Samstag, ab 15 Uhr, für Bubenhausen im Pfarrhof St. Pirmin, Wattweilerstraße 29. "Wir stehen am Anfang eines spannenden Prozesses", sagt Sven Fries. In einem Jahr soll ein Entwicklungskonzept für die nächsten zehn Jahre für die beiden Bereiche erarbeitet werden. Bei den beiden Auftaktveranstaltungen, bei denen Modelle der Quartiere gezeigt werden, "werden wir genau zuhören, was die Leute sagen". Diese Äußerungen fließen wie die Ergebnisse einer Bürgerbefragung ebenso in das Konzept ein wie die Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt im Oktober.

In den nächsten zehn Jahren fließen nach Angaben Pirmanns zehn, elf Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm. Einen Teil zahle auch die Stadt. "Das ist aber noch nicht genau zu beziffern. Das hängt von den Projekten ab." Nach den beiden ersten Gebieten hat die Stadt die Canadasiedlung als nächstes Quartier im Auge. Neben dem Aufbau der Infrastruktur wie Quartierstreffs, Jugendtreffs, Wohnumfeld oder lokaler Wirtschaft gehe es auch um "Quartiermanagement", erläutert Fries. Die bei der Stadt beschäftigte Person soll zwischen Verwaltung und den Menschen in den Stadtteilen vermitteln.

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