Bürger-Energiegenossenschaft Südwestpfalz/Saarpfalz sucht Mitmacher Wie Bürger mit Solar-Geschäften das Klima retten helfen wollen

Zweibrücken · Das Einlagekapital wurde bewusst niedrig gehalten, um zum Beispiel auch Studenten zu ermöglichen, sich zu beteiligen. Doch der finanzielle Gewinn ist nicht das wichtigste Ziel.

 Jens Kuhn, Stefan Paul (oben von links), Thomas-Erno Weidler und Ina Stenger stellten die Bürger-Energiegenossenschaft und ihre Ziele vor.

Jens Kuhn, Stefan Paul (oben von links), Thomas-Erno Weidler und Ina Stenger stellten die Bürger-Energiegenossenschaft und ihre Ziele vor.

Foto: Cordula von Waldow

„Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt und die letzte, die etwas dagegen unternehmen kann.“ Mit diesem Zitat von Barack Obama forderte der Zweibrücker Stefan Paul, Sprecher der neu gegründeten „Bürger-Energiegenossenschaft Südwestpfalz/Saarpfalz“ (BEG Südwest) am Freitag am Ende der ersten Info-Veranstaltung die weit über 50 Teilnehmer der Videokonferenz zum Mitmachen auf.

Ziel der BEG Südwest ist es, „einen Beitrag zu leisten zu lebenswerter, ökologischer Zukunft“, wie die Umweltaktivistin Ina Stenger erklärte. Besonders der zunehmende Einsatz von Elektroautos oder die Digitalisierung sorgen für einen drastisch steigenden Strombedarf. Der Forderung „wir brauchen mehr grünen Strom“ will die BEG Südwest nachkommen. Gemäß dem Prinzip „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“, gründeten die Umweltschützer, die sich aus der Bürgerinitiative ZW-vernetzt formiert hatten, die Genossenschaft.

Stefan Paul stellte ausführlich die Organisation und die Organe dieser „etwas anderen Firma vor“, in der nach dem Förderprinz der Klimaschutz im Vordergrund vor der Gewinnmaximierung stehe. Gibt es landesweit bereits eine Vielzahl ähnlicher Genossenschaften, schließt die BEG Südwest jetzt die Lücke mit Zweibrücken, Homburg, Pirmasens und den beiden Landkreisen.

Das Vorstandsteam konzentriert sich zunächst auf zwei der insgesamt sieben angedachten Geschäftsfelder (siehe Artikelende): große Solarstrom-Dachanlagen und Öffentlichkeitsarbeit.

Die BEG Südwest will von Unternehmen mit hohem Strombedarf möglichst große Dachflächen, etwa von Fabrikhallen, pachten und darauf Photovoltaik-Anlagen errichten. Den dort eingespeisten Strom verkauft sie dem Unternehmen zu einem günstigeren Preis als etwa die Stadtwerke, möglicher Überschuss wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Ein Kreislauf, von dem letztlich alle profitierten, denn auch die Stromanbieter seien mit Blick auf die notwendige Energiewende froh, „dass auch andere PV-Anlagen bauen“. „Sonne rein – Energie raus“, so habe eine PV-Anlage bereits nach zwei Jahren den Energiebedarf für ihre Herstellung wieder eingespeist, warb Stefan Paul, von Haus aus Physiker und IT-Unternehmer.

Anleger zahlen 200 Euro Einlagekapital, damit sich selbst Studenten beteiligen können. Darüber hinaus kann als „Paket“ mit einem Nachtragsdarlehen investiert werden, das sobald wie möglich mit 1,5 bis 2 Prozent Zinsen vergütet werden soll. Finanzexperte Jens Kuhninnert: „Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern der Klimaschutz steht im Mittelpunkt.“ Die Verantwortlichen gehe davon aus, dass es einige Jahre dauern werde, bis Rendite fließt.

Noch in diesem Jahr sollen (mindestens) zwei Kunden für Dach-Groß-PV-Anlagen gewonnen und die Öffentlichkeitsarbeit digital, mit Flyern, in Präsenz sowie auf den Sozialen Medien und attraktiv für die junge Generation hergestellt werden, um Mitmacher zu gewinnen. Interessierte können sich als Unternehmer, Genossen, aber auch als Botschafter und Vermittler für Unternehmen und Anleger engagieren oder sogar aktiv mitarbeiten – natürlich ehrenamtlich. Nach und nach sollen auch die weiteren fünf Themen angegangen werden.

Das BEG-Südwest-Team bestehe aus vielen Experten aus der Branche, setze auf vielfältige Kooperationen mit starken Partnern im Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz sowie die Vernetzung mit den Nachbarstädten. Von der Region für die Region könne sich allerdings finanziell jeder engagieren, dem die Klimawende am Herzen liege.

Da nichts ohne Risiko ist, unterliegt auch die BEG Südwest als Genossenschaft dem Markt und der Politik, zudem dem aktuell nicht einzuschätzenden Rohstoff-Markt. Entsprechend gebe es keine Erfolgsgarantie. Doch Stefan Paul sagt: „Wir hoffen auf die Geschenke, die die Ampelkoalition schmieden wird.“ Und: „Wir machen einen Unterschied: Wir sind davon überzeugt, mit unserem Team ökologisch sinnvolle Projekte umsetzen zu können, die ohne die BEG nicht zustande kommen würden.“

Mittelfristig verfolgt die BEG Südwest das Ziel: „Wenn jemand in der Region Südwestpfalz/Saarpfalz an Erneuerbare Energien denkt, sollte er oder sie sofort auch an die BEG Südwest denken!“ Aktuell können sich Interessierte bei den Vorstandsmitgliedern melden. Sobald die BEG ins Genossenschaftsregister eingetragen ist, finden sich Formulare und demnächst auch alle Detailinformationen auf www.beg-sw.de.

Geschäftsfelder BEG-Südwest: Große PV-Dachanlagen, kleine PV-Dachanlagen (Akquise/Beratung/Planung), PV-Freiflächen, Stromverkauf, Mieterstrom, E-Car-Sharing, Öffentlichkeitsarbeit.
Vorstand: Jens Kuhn, Stefan Paul, Thomas-Erno Weidner.
Aufsichtsrat: Robert Sebald (Vorsitzender), Gunter Kürbele (stellv. Vorsitzender) ,Michael Knecht, Christian Kölsch, Stefan Sefrin, Ina Stenger.

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