Statistisches Landesamt Wirtschaftswachstum: Zweibrücken hängt alle ab

Zweibrücken/Bad Ems · Das Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2018 fast überall in Rheinland-Pfalz gestiegen. Am stärksten war das prozentuale Wachstum in Zweibrücken – und das mit weitem Abstand.

 Maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg von Zweibrücken ist der Maschinenbau. Nicht zuletzt der Kranbauer Tadano, der seine Produkte weltweit vertreibt. Auf unserem Foto hievt ein Tadano-Kran die tonnenschweren Stahlkonstruktionen der neuen Südtribüne im Stadion des FC Metz an ihren Platz.

Maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg von Zweibrücken ist der Maschinenbau. Nicht zuletzt der Kranbauer Tadano, der seine Produkte weltweit vertreibt. Auf unserem Foto hievt ein Tadano-Kran die tonnenschweren Stahlkonstruktionen der neuen Südtribüne im Stadion des FC Metz an ihren Platz.

Foto: LOR’N VERIF

Mitten in die Corona-Krise platzt eine für Zweibrücken höchst erfreuliche und vielleicht auf für die Zukunft Mut machende Nachricht: Das Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2018 in Zweibrücken gewaltig gestiegen. Das Wachstum betrug elf Prozent, teilt das Statistische Landesamt am Mittwoch mit. Diese Veränderung ist weit größer als das durchschnittliche Wachstum in Rheinland-Pfalz (plus 2,8 Prozent).

Selbst zum Zweitplatzierten unter den kreisfreien Städten ist der Abstand groß: Frankenthal verzeichnete einen Anstieg von sieben Prozent. In Pirmasens lag das Wachstum bei nur 1,5 Prozent, im Landkreis Südwestpfalz dagegen mit 4,2 Prozent klar über dem Landesschnitt.

Nach Angaben der Behörde in Bad Ems stieg der Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen in den 24 Landkreisen mit plus 3,4 Prozent dynamischer als in den zwölf kreisfreien Städten (plus 2,1 Prozent). Rückläufig war das Bruttoinlandsprodukt lediglich in Ludwigshafen (minus 2,8 Prozent) sowie im Landkreis Germersheim (minus 1,0 Prozent).

Die Summe der in Rheinland-Pfalz produzierten Waren und Dienstleistungen belief sich 2018 auf nominal 143,7 Milliarden Euro. Davon wurden 60 Prozent in den Landkreisen und 40 Prozent in den kreisfreien Städten erstellt. Die drei größten Städte des Landes – Ludwigshafen, Mainz und Koblenz – erwirtschafteten nahezu ein Viertel der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsleistung. Auf die vier wirtschaftsstärksten Landkreise – Mainz-Bingen, Westerwaldkreis, Mayen-Koblenz und Neuwied – entfielen rund 19 Prozent des Landeswertes.

Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen – auch als Arbeitsproduktivität bezeichnet – ist 2018 gegenüber dem Vorjahr im Landesdurchschnitt um 1,9 Prozent auf 70 626 Euro gestiegen. In den kreisfreien Städten lag der Pro-Kopf-Wert mit 75 893 Euro deutlich über dem Wert in den Landkreisen (67 451 Euro). Der Durchschnitt der Städte wird allerdings maßgeblich von Ludwigshafen beeinflusst: Dort war die Wirtschaftsleistung je Erwerbstätigen mit 108 972 Euro wesentlich höher als im Landesdurchschnitt. Im Vergleich der Landkreise wies Mainz-Bingen mit 92 193 Euro das höchste Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen auf. Die niedrigste Arbeitsproduktivität wurde unter den kreisfreien Städten in Pirmasens mit 54 974 Euro und unter den Landkreisen in Cochem-Zell mit 58 595 Euro registriert. Zweibrücken liegt beim Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem unter den kreisfreien Städten hinter Ludwigshafen und Mainz auf Platz drei, mit 77 907 Euro. Die Südwestpfalz steht unter den Landkreisen auf Rang zwölf mit 64 828 Euro.

In den meisten Verwaltungsbezirken erbringen die Dienstleistungsbereiche den größten Teil der Wertschöpfung: Durchschnittlich wurden in den Landkreisen 62 Prozent und in den kreisfreien Städten gut 67 Prozent der Bruttowertschöpfung imn diesem Sektor erwirtschaftet. In Mainz, Koblenz, Neustadt und Landau lag der Anteil der Dienstleistungsbereiche sogar über 80 Prozent. In Ludwigshafen und im Landkreis Germersheim dominierte dagegen mit einem Anteil von 66 bzw. 56 Prozent das Produzierende Gewerbe die Wirtschaftsstruktur. Im Landesdurchschnitt lag der Anteil der Dienstleistungsbereiche bei 64 Prozent, der des Produzierenden Gewerbes bei 34 Prozent. Mit 46,9 Prozent hat Zweibrücken unter den kreisfreien Städten den zweithöchsten Wert beim Produzierenden Gewerbe. Die Südwestpfalz hat unter den Landkreisen mit 29,8 Prozent den achtniedrigsten Wert beim Produzierenden Gewerbe.

Die Zweibrücker Wirtschaftsförderin Anne Kraft erklärt das starke Wachstum in Zweibrücken auch vor allem mit der starken Maschinenbau-Branche in Zweibrücken. 2018 sei ein sehr gutes Jahr gewesen, vor allem weil Zweibrücken mehrere exportstarke große Unternehmen habe. Von deren Erfolg hätten aber auch Zulieferer und Dienstleister in Zweibrücken profitiert. Auch die Beschäftigten-Zahlen seien 2018 in Zweibrücken stark gewachsen, sagt Kraft, dass die Bruttoinlandsprodukt-Zahlen für die städtische Wirtschaftsförderung nicht überraschend kommen. Hinsichtlich einer Zukunftsprognose zeigte sich Kraft vorsichtig. Die Wachstums-Phasen verliefen oft in Wellen, 2019 sei die Entwicklung in Zweibrücken wohl eher konstant geblieben, vermutet sie anhand der Arbeitsmarktzahlen. „Ich hoffe, dass sich das wieder auf dem Niveau einpendelt, wenn Corona vorbei ist.“

Die Landesamts-Pressestelle erklärte auf Merkur-Nachfrage, die Industrie legte in Zweibrücken 2018 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent zu, das Produzierende Gewerbe insgesamt um 20,5 Prozent. Der Dienstleistungssektor wuchs dagegen nur um 3,7 Prozent.

Insgesamt betrug die Bruttowertschöpfung in Zweibrücken im Jahr 2018 rund 1,53 Millionen Euro – davon 720 Millionen Euro im Produzierenden Gewerbe“ und 807 Millionen im Dienstleistungsbereich sowie fünf Millionen Euro in der Land- und Forstwirtschaft.

Die von Wirtschaftsförderin Kraft erwähnte Steigerung der Zahl der Erwerbstätigen 2018 in Zweibrücken ist auch den am Mittwoch vorgelegten Tabellen des Statistischen Landessamts zu entnehmen: Demnach gab es in der Rosenstadt 2,6 Prozent mehr Erwerbstätige als 2017, der landesweite Durchschnitt lag nur bei 0,8 Prozent.

Gegenüber dem Jahr 2000 allerdings sank die Zahl der Erwerbstätigen in Zweibrücken um 1,2 Prozent – während sie landesweit um 12,5 Prozent stieg. (Im Kreis Südwestpfalz schrumpfte die Erwerbstätigen-Zahl sogar um 10,7 Prozent).

Dabei gab es in Zweibrücken auch seit 2000 mit plus 53,8 Prozent das viertstärkste Wirtschaftswachstum unter den zwölf kreisfreien Städten. Landesweit hat sich das Bruttoinlandsprodukt seit der Jahrhundertwende sehr unterschiedlich entwickelt. Zwischen 2000 und 2018 fiel der Zuwachs in den Landkreisen mit 61 Prozent deutlich höher aus als in den kreisfreien Städten mit 44 Prozent. Am stärksten hat die nominale Wirtschaftsleistung im Landkreisen Germersheim (plus 99 Prozent) zugelegt, bei den Städten lag Landau mit 71 Prozent vorn. Im Landkreis Kusel und in Pirmasens nahm das Bruttoinlandsprodukt am geringsten zu, um 21 bzw. 25 Prozent. Im Kreis Südwestpfalz betrug das langfristige Wachstum 31,3 Prozent.

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