Breitensteinstraße in Mittelbach Geplante Sanierung sorgt für einigen Ärger

Zweibrücken · Breitensteinstraße in Mittelbach: Anwohner äußern bei Merkur-Ortstermin heftige Kritik. Wegfall von Gehwegen sei Unding.

 Die Breitensteinstraße soll saniert werden. Dabei bereitet aber ein mit dem Balkon in die Straße ragendes Grundstück Probleme.

Die Breitensteinstraße soll saniert werden. Dabei bereitet aber ein mit dem Balkon in die Straße ragendes Grundstück Probleme.

Foto: Sabine Blatt

Die Sanierung der Breitensteinstraße in Mittelbach hat noch nicht begonnen – und sorgt schon für Ärger. Denn die Art und Weise, wie die Straße künftig voraussichtlich gestaltet sein wird, wird – zumindest von einigen – Anwohnern und Bürgern massiv abgelehnt. Dies machte ein Ortsbesuch unserer Merkur-Fotografin deutlich, die von mehreren Passanten angesprochen wurde; dabei wurde heftige Kritik an der Stadt geäußert.

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 18. Mai dafür votiert, die Straße – aufgrund enger Passagen – ohne Gehweg zu sanieren, mit durchgehender Pflasterung.

„Unverantwortlich“, „nicht akzeptabel“, waren nur einige der Stellungnahmen gegenüber dem Merkur. Dass die Pflastersteine auf Dauer halten werden, wurde bezweifelt. Und: Das Drüberrollen des Verkehrs werde mit Sicherheit ein Lärmfaktor werden. Eine Mutter, die gerade von der Schule oberhalb der Straße kam, sagte, mehrere Eltern hätten erklärt, ihren Unmut demnächst öffentlich zu machen. Man sehe die Kinder gefährdet.

In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses war der geplante Ausbau das zentrale Thema, rund eine Stunde lang wurde darüber diskutiert. Steffen Mannschatz vom UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) stellte zwei Varianten vor.

Variante eins sieht Gehwege vor, die aber teilweise, aufgrund der Enge der Straße, sehr schmal würden, der Gehweg habe eine Breite von unter 60 Zentimetern. Auch die Fahrbahn würde teils sehr schmal ausfallen. Am oberen Ende der Breitensteinstraße gibt es eine Grundschule und eine Kindertagesstätte und daher mitunter regen Busverkehr; im Begegnungsverkehr könne es hier für die Autofahrer zu Problemen kommen, die Fahrer müssten zwangsläufig auch den Gehweg mitnutzen, was für die Passanten problematisch sei. Die Kosten für Variante eins beziffert der UBZ auf 480 000 Euro. (UPDATE: Diese Variante hat der Stadtrat Mitte Mai beschlossen.)

Variante zwei sieht eine Lösung ohne Gehweg, mit durchgehender Pflasterung vor. Es würde zwar weiterhin Tempo 30 gelten – aber die durchgehende Pflasterung sorge für größere Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme. Kinder und Erwachsene, Passanten und Fahrer – alle müssten aufeinander Rücksicht nehmen. Dies geschehe bei einer solchen Gestaltung automatisch – „es hätte auch einen dörflichen Charakter“, skizzierte Mannschatz. Er sieht bei dieser Variante „eine höhere Aufenthaltsqualität“ und einen „Wohngebietscharakter“. Durch die Mittelrinne würde die Entwässerung von den Häusern weg erfolgen. Der wohl wichtigste Pluspunkt sei aber: „Der Begegnungsverkehr ist besser möglich“ – eben, weil die klassischen Gehwege wegfallen. Die Baukosten für Variante zwei liegen zudem 85 000 Euro niedriger, der UBZ hat hierfür 395 000 Euro angesetzt.

Der Gesprächsbedarf im Anschluss an Mannschatz‘ Vortrag war groß, es gab rund 20 Wortmeldungen. Norbert Pohlmann (Grüne) wollte mit Blick auf Variante zwei wissen: „Halten die Pflastersteine denn wirklich?“ Der UBZ-Mitarbeiter sagte, heutzutage würden solche Steine sehr stabil eingesetzt sein und lange halten.

Kurt Dettweiler (FWG) hatte als Ortsvorsteher von Mittelbach-Hengstbach besonderen Informationsbedarf. Er sagte, das Nadelöhr in der Breitensteinstraße rühre von einem bestimmten Haus her, das mit seinem Balkon regelrecht in den Weg hineinrage. Aber das sei nun einmal so, man könne den Balkon nicht abreißen lassen. Auch Dettweiler zeigte eine gewisse Skepsis, ob die Pflastersteine wirklich auf Dauer halten. Der Ortsvorsteher zeigte sich hin- und hergerissen. Er habe extra ein Bürgertreffen organisiert, dort hätten die Teilnehmer – auch, wenn es nur vier Personen gewesen seien – ihre Präferenz für Variante eins ausgedrückt. Und nun schäle sich heraus, dass diese Variante kaum zu vertreten sei.

Werner Boßlet, Vorstandsvorsitzender des UBZ, ergriff das Wort. Es sei das gute Recht der Bürger, Variante eins zu bevorzugen. Aber wenn der Bauausschuss für diese stimme, müsse der UBZ für mögliche Unfälle mit Passanten aus der Haftung herausgenommen werden. Boßlet machte unmissverständlich klar, darauf zu pochen.

Daraufhin fragte Anne Bauer (SPD) verwundert, warum Variante eins überhaupt vorgestellt werde? Mannschatz antwortete, diese zwei Optionen bestünden – auch, wenn eine diese Probleme aufweise. Entscheiden müsse das Ratsgremium.

Rolf Franzen (CDU) pflichtete Bauer bei: „Im Grunde genommen haben wir doch nur eine Variante zur Entscheidung!“ Franzen kritisierte, wie auch Berni Düker (SPD), dass der Bauausschuss die Pläne mit den Varianten nicht im Vorfeld bekommen habe. So könnten sich die Fraktionen nicht vernünftig vorbereiten. Die Verwaltung räumte ein, dies versäumt zu haben und gelobte Besserung.

Thomas Eckerlein (CDU) brach eine Lanze für die Pflasterstein-Variante. Er sei vor kurzem in Baden-Baden gewesen. Dort habe er das Treiben in einer solchen Straße beobachtet. Es sei dort ruhig zugegangen, tatsächlich hätten Fahrer und Passanten aufeinander Rücksicht genommen.

Franzen meinte, es sei notwendig, die Entscheidung zu verschieben. Auch wenn, wie Dettweiler gleichfalls feststellte, alles auf Variante zwei hinauslaufe. Tatsächlich verschob der Ausschuss die Entscheidung, nun ist der Stadtrat in der Sitzung am 18. Mai gefragt.

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