Bombe an Landebahn - "Das Ding ist scharf"

Zweibrücken. Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat gestern Morgen den Zweibrücker Flughafen lahmgelegt. Die Germanwings-Frühflüge von und nach Berlin mit zusammen 170 Passagieren wurden gestrichen und die 164 Passagiere der Tuifly-Maschine nach Teneriffa (geplanter Abflug 8.35 Uhr) nach 13 Uhr in Bussen zum Flughafen Stuttgart gebracht

Zweibrücken. Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat gestern Morgen den Zweibrücker Flughafen lahmgelegt. Die Germanwings-Frühflüge von und nach Berlin mit zusammen 170 Passagieren wurden gestrichen und die 164 Passagiere der Tuifly-Maschine nach Teneriffa (geplanter Abflug 8.35 Uhr) nach 13 Uhr in Bussen zum Flughafen Stuttgart gebracht. Auch die Rückkehr der Tuifly-Maschine aus Teneriffa verzögert sich deshalb von gestern Abend auf heute Früh.Ein Baggerfahrer hatte die 250-Pfund-Bombe um zwei Uhr nachts zehn bis 15 Zentimeter von der Landebahn entfernt gefunden. Die Bauarbeiten bereiten unter anderem die Installation eines Instrumentenlandesystems vor, das mehr Flüge bei Nebel ermöglichen soll.

"Das Ding ist scharf", sagte Bernd Heuer, Kommandoleiter vom Kampfmittelräumdienst aus Worms, nach der Begutachtung der "mittelgroßen" US- Bombe. Sie enthalte um die 125 Pfund Sprengstoff. Was hätte bei einer unkontrollierten Explosion gedroht? Heuer schätzt: "Die hätte ein fünf bis sechs Meter großes Loch drei Meter tief in den Boden gerissen. Einen Flieger hätt's da hochgehoben."

Während der Entschärfung musste als einziges Gebäude der Tower evakuiert werden. Um 10.10 Uhr machten sich die Kampfmittelexperten an die beiden Zünder, schon sechs Minuten später war die Gefahr vorbei. Tage Neufang, Erster Hauptkommissar der Zweibrücker Polizei, sprach in sein Telefon: "Die Bombe ist entschärft - aber der Flugverkehr kann wahrscheinlich noch nicht stattfinden wegen Nebel."

Von diesem Problem ahnten die 164 in der Abflughalle wartenden Passagiere da noch nichts. Im Gegenteil: Sie wurden aufgerufen, zur Sicherheitskontrolle zu gehen, angezeigt wurde "Abflug 11.30 Uhr". Tatsächlich wurde aus Nürnberg kommend auch eine leere Tuifly-Maschine erwartet - wegen des dichten Nebels über der Landebahn konnte sie aber weder in Zweibrücken noch in Saarbrücken landen. Bereits bereitstehende Busse fuhren nach 13 Uhr nach Stuttgart, von wo die Urlauber gegen 17 Uhr auf die Kanaren-Insel abhoben.

Die Ryanair-Maschine aus London landete mit nur sechsminütiger Verspätung um 13.26 Uhr in Zweibrücken.

Tuifly hatte an die in der Abfertigungshalle auf den Teneriffa-Flug wartenden Passagiere Verpflegungsgutscheine für 7,50 Euro ausgeteilt. Viele Reisende äußerten zwar Verständnis für die Verspätung ("Pierre S. aus Luxemburg: "Damit muss man immer rechnen, wenn man buddelt.") - kritisierten aber, sie seien nur unzureichend informiert worden. Simon K. aus Saarlouis wunderte sich: "Beim Check-in war noch alles ganz normal, erst danach habe ich von einem Berlin-Passagier gehört, dass eine Bombe gefunden wurde. Seitdem kamen Informationen nur sehr spärlich durch." Dirk L., ebenfalls aus Saarlouis, erhielt beim Check-in auf Nachfrage das Bomben-Gerücht bestätigt. "Vor einer Stunde kam eine Durchsage, in der weitere Informationen angekündigt wurden, seitdem nichts mehr." Er kritisierte auch, "dass der Kampfmittelräumdienst erst am Vormittag gekommen ist, obwohl die Bombe doch schon um zwei Uhr nachts entdeckt wurde".

Zum zweiten Mal ab Zweibrücken abheben wollten gestern Jürgen A. und Anne S. aus Eppelborn - und hatten zum zweiten Mal Pech: "Wir waren im Februar schon einmal in Teneriffa, da war die Maschine defekt und musste vier, fünf Stunden repariert werden." Heidrun und Arno B. wussten schon kurz vor der Bombenentschärfung, dass sie ihr Urlaubsziel gestern nicht mehr erreichen sollten: "Wir müssen nach Hierro umsteigen, die Verbindung klappt nicht mehr." > Seite 1: Bericht

Hintergrund

Im Zweiten Weltkrieg befand sich auf dem heutigen Zweibrücker Flugplatzgelände "eine der massiertesten Stellungen des Westwalls", erinnert der Stadthistoriker Richard Hudlet. "Die sind von dem Amerikanern natürlich bombardiert worden." Auch bei Arbeiten an der benachbarten Eishalle und fürs DOZ (Designer Outlets Zweibrücken) wurden bereits Fliegerbomben gefunden. Bis Anfang der neunziger Jahre gehörte das gesamte Gelände der US-Luftwaffe. lf

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