Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln noch zum Tathergang in Zweibrücker Maxstraße Messerstiche-Opfer: Ich musste drei Stunden notoperiert werden

Zweibrücken · Die Mutter des Schwerverletzten hat auf Facebook mehrere Fotos veröffentlicht, um zu belegen, dass der 24-Jährige nicht nur einen, sondern mehrere Messerstiche erlitten. Polizei und Staatsanwaltschaft erklären, warum sie sich zu Tathergang und Motiv noch nicht äußern.

 Tatort untere Maxstraße: Der später Schwerverletzte kam aus der Kneipe links, verletzt wurde es wohl gegenüber auf der rechten Straßenseite.

Tatort untere Maxstraße: Der später Schwerverletzte kam aus der Kneipe links, verletzt wurde es wohl gegenüber auf der rechten Straßenseite.

Foto: Jan Althoff

Der bei einer Auseinandersetzung Sonntagfrüh gegen drei Uhr in der Zweibrücker Maxstraße schwer verletzte junge Mann (wir berichteten kurz) musste mehrere Stunden notoperiert werden. Sein Zustand sei zwar nun stabil, er habe aber starke Schmerzen, und Komplikationen insbesondere infolge der schweren Darmverletzungen seien noch möglich. Das teilte seine Mutter am Dienstagmittag dem Merkur mit.

Die Mutter des 24-Jährigen hatte zuvor auf Facebook Aussagen in einem anderen Medienbericht kritisiert, wonach es sich um „einen“ Messerstich gehandelt habe. Tatsächlich seien es sechs gewesen. Um dies zu belegen, veröffentlichte die Mutter auf Facebook Fotos mit den verbundenen Wunden am Oberkörper (insbesondere Bauchbereich) und Bein. Von ihrem bis Dienstagabend bereits 5500 Mal geteilten Aufruf erhofft sich die Mutter weitere Hinweise von Zeugen, vielleicht sogar Bilder vom Tatgeschehen.

Während die Mutter des jungen Deutschen keine Angaben zu dem Tatverdächtigen machte, gab es in Zweibrücker Facebook-Gruppen mehrere rassistische Kommentare. Anlass: Bei dem Messerstecher handele es sich um einen Syrer. Letzteres hat der Merkur auch aus zwei anderen Quellen (eine davon als zuverlässig bekannt, eine noch schwer einschätzbar) erfahren.

Polizei und Staatsanwaltschaft allerdings gaben auf die Merkur-Fragen nach Herkunft der Tatbeteiligten sowie die Frage, ob diese bei der Auseinandersetzung überhaupt eine Rolle spielte, keine Auskunft. Die Zweibrücker Polizei – die am Sonntag dem Merkur bereits ganz kurz bestätigt hatte, bei einem Streit in der unteren Maxstraße sei ein Man durch einen Messerangriff verletzt worden und die Staatsanwaltschaft ermittele wegen gefährlicher Körperverletzung – erklärte auf eine umfangreiche Merkur-Anfrage am Dienstag: „Auskünfte in dieser Angelegenheit, die noch nicht ausermittelt ist, erteilt ausschließlich die Staatsanwaltschaft Zweibrücken.“

Der Merkur fragte Polizei und Staatsanwaltschaft außer der möglichen Rolle der Herkunft der Tatbeteiligten nach folgenden Punkten: genauer Tatort, Tathergang, Streit-Anlass, Zahl der Stichwunden, Zahl der Beteiligten, erlitt auch der Messerstecher Verletzungen, gab es zuvor Beleidigungen, spielen Alkohol oder Drogen eine Rolle, war der Tatverdächtige zuvor schon justizbekannt, stimmt die Behauptung der Mutter „Der Täter ist immer noch auf freiem Fuß“, warum besteht kein Haftgrund, wie viele Zeugen haben ausgesagt?

Die Zweibrücker Leitende Oberstaatsanwältin Iris Weingardt antwortete am Dienstagmittag: „Ich kann derzeit bestätigen, dass es zu einer Auseinandersetzung vor einem Lokal zwischen mehreren Personen gekommen ist und eine Person durch einen Messerstich von einer anderen Person verletzt wurde. Wie es zu der Verletzung kam und wie der genaue Tatablauf war, ist Gegenstand der derzeit durchgeführten polizeilichen Ermittlungen. Sämtliche vor Ort anwesende Personen werden zeugenschaftlich vernommen werden, wobei mir nicht bekannt ist, wie viele Personen vor Ort waren. Weiterhin ist die Rechtsmedizin zur Begutachtung der Verletzungen eingebunden. Erst nach Vorliegen der Zeugenaussagen kann der verwirklichte Straftatbestand bestimmt werden.“

Während die Polizei sonst auch zu kleineren Sachbeschädigungen wie zerkratzten Autos Pressemitteilungen herausgibt, gab es zu diesem Fall mit einem Schwerverletzten (der auch deshalb öffentliches Aufsehen erregte, weil während der medizinischen Erstversorgung und ersten Ermittlungen die Maxstraße einige Zeit gesperrt wurde), keine Pressemeldung. Warum? Polizeiinspektionsleiter Matthias Mahl erklärte: „Da bereits in einem ganz frühen Stadium die Staatsanwaltschaft informiert wurde und die Leitung der Ermittlungen übernommen hatte, erfolgte keine Unterrichtung der Medien durch die Polizei.“ Die Staatsanwaltschaft antwortete nicht auf die Merkur-Frage, warum die Öffentlichkeit nicht informiert wurde.

Ein (nach der Tat auf die Straße geeilter) Augenzeuge sagte dem Merkur, auch der „Syrer“ sei verletzt gewesen („blaues Auge und Platzwunde“) und ins Zweibrücker Krankenhaus gekommen, sein Kontrahent habe „sich wohl gewehrt“.

Der durch Messerstiche schwer verletzte 24-Jährige schrieb am späten Dienstagnachmittag dem Merkur aus der Uniklinik: Er sei Sonntagfrüh mit Freunden in einer Kneipe in der Maxstraße gewesen, als jemand gesagt habe, draußen gebe es Stress. Er sei deshalb rausgegangen zu der dort stehenden Gruppe – und sei trotz seines Deeskalationsversuchs beleidigt worden, dann sei ihm gleich in den Oberkörper gestochen worden. Um weitere Verletzungen zu verhindern, habe er seinen Angreifer geschlagen, der sei daraufhin gefallen und habe ihn, ebenfalls mehrfach, vom Boden aus ins Bein gestochen. Er habe viel Blut verloren. Eine Freundin habe mit Druck auf eine Wunde Erste Hilfe geleistet, um die Blutung zu stillen. In der Uniklinik Homburg sei er dann drei Stunden notoperiert worden.

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