Blick auf ungewöhnliches Thema

Zweibrücken · Oberst Matthias Rogg, der 1982 am Hofenfels-Gymnasium sein Abitur ablegte, ist als Historiker gefragt. Auf Bitten der Gesellschaft für Sicherheitspolitik referierte er in der Versöhnungskirche zum Thema jüdische Soldaten in deutschen Streitkräften.

"Davidstern und Eisernes Kreuz - Zur Geschichte jüdischer Soldaten in deutschen Streitkräften" hieß es am Mittwochabend ab 20 Uhr in der Versöhnungskirche. Das Thema flankierte den Holocaustgedenktag am heutigen Freitag. Zu dem Vortragsabend hatte Oberst a.D. Joachim Sanden als Vertreter der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik eingeladen. Mehr als 50 Zuhörer waren trotz der kalten Witterung vor Ort.

Der Vortrag von Oberst Professor Matthias Rogg sollte die historischen Wurzeln des Antisemitismus aus einer für viele ungewohnten Perspektive neu beleuchten. Dass dies gelang, zeigte die fast einstündige, sehr rege Diskussion im Anschluss an die Ausführungen von Oberst Rogg. Dieser hatte 1982 am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium sein Abitur abgelegt und ist Direktor des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden. Zudem ist er seit 2013 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr Hamburg. Inwieweit Deutsche jüdischen Glaubens Teil der Wehrmacht sind und waren, ist ein Sonderaspekt, dem Rogg sich ausgehend von einer Ausstellung im Militärhistorischen Museum widmete. Bis 1933 war das jüdische Leben, ungeachtet eines latent bestehenden Antisemitismus , ein integrativer Bestandteil des kulturellen, wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland. Vieles von dem, was jüdische Mitbürger in der deutschen Geschichte mitgeprägt haben, ist in der Folge durch das unmenschliche NS-Regime zerstört, abgeschnitten oder verschüttet worden. Dazu zählt laut Rogg auch die Tatsache, dass Juden ganz selbstverständlich in deutschen Armeen dienten, damit nicht zuletzt ihre Verbundenheit zu ihrer Heimat bekundeten. Jüdische Soldaten in einer deutschen Armee, das war vor 1933 nichts Ungewöhnliches. Zwölf Jahre später jedoch, nachdem durch die Nationalsozialisten entfachten Holocaust, war es kaum mehr vorstellbar.

"Heute dienen wieder ungefähr 100 Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr " erläuterte Rogg, und das, obwohl seit dem Zweiten Weltkrieg die Wehrpflicht für Juden ausgesetzt wurde.

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