Bilanz Festival Euroclassic Gutes Programm, zu wenig Publikum

Zweibrücken · Am Donnerstag haben die Veranstalter eine gemischte Bilanz des diesjährigen Festivals Euroclassic gezogen.

 In Zweibrücken war im Rahmen von Euroclassic unter anderem die Band Karat aufgetreten.

In Zweibrücken war im Rahmen von Euroclassic unter anderem die Band Karat aufgetreten.

Foto: Sebastian Dingler

Ein hochkarätiges Programm und begeisterte Zuschauer – aber leider nicht der erwartete und erhoffte Zuspruch zu den Konzerten, so lautete kurz zusammengefasst das Fazit des diesjährigen Euroclassic-Festivals. Wie immer leitete der Zweibrücker Kulturamtsleiter Thilo Huble die Pressekonferenz zum Abschluss des Festivals, an der auch verschiedene Vertreter der teilnehmenden Regionen anwesend waren.

Die Konzertorte waren Zweibrücken, Pirmasens, Blieskastel, die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land und das Bitscher Land. Huble wies auf die immer noch herausfordernden Zeiten für die Kultur hin. Zu den für den Herbst ungewissen Pandemiebedingungen sei noch eine Zurückhaltung durch die Energiekrise hinzugekommen.

 Tolle Konzerte, wenig Besucher, so war das Fazit des diesjährigen Euroclassic-Festivals. Auf dem Foto: Thilo Huble, Christina Rauch, Denis Clauer, Christiane Schmitt, Brigitte Adamek-Rinderle und Björn Bernhard.

Tolle Konzerte, wenig Besucher, so war das Fazit des diesjährigen Euroclassic-Festivals. Auf dem Foto: Thilo Huble, Christina Rauch, Denis Clauer, Christiane Schmitt, Brigitte Adamek-Rinderle und Björn Bernhard.

Foto: Sebastian Dingler

Immerhin machte es sich der Kulturamtsleiter nicht so einfach, die ausbleibenden Zuschauer aufs diesjährige Motto „Ostwind“ zurückzuführen. Vorstellbar ist ja schließlich, dass viele potenzielle Konzertbesucher aufgrund des russischen Angriffskriegs keine Künstler aus Russland auf der Bühne sehen wollten. Diesbezüglich habe es bei Huble gerade mal eine Anfrage gegeben: Ob denn der Don Kosaken-Chor aus Russland sei. Dabei sei die Motivation für die Anfrage aber unklar gewesen. Für uns war es nie ein Thema, dass wir russische Künstler wieder ausladen“, sagte Huble. Der russische Gitarrist Alexandr Misko habe ihm aber erzählt, dass er fünf, sechs Mal von Veranstaltungen wegbleiben musste.

Tröstlich war für die Euroclassic-Macher, dass es anderen Festivals auch nicht anders erging. Dass dieses Jahr weniger Leute in die Konzerte kamen, ziehe sich wie ein roter Faden durch die ganze Republik, so Huble. Insgesamt kamen zum diesjährigen Euroclassic 4953 Gäste bei 26 Konzerten. „Das ist nicht das, was wir uns erwartet haben.“

Man werde für die nächste Auflage an der Kommunikation und der Werbung arbeiten. „Wir haben gemerkt, dass wir bei der Zielgruppenansprache nachjustieren müssen“, stellte Huble fest. Das beinhalte auch die Einbindung sozialer Medien wie Facebook und Instagram. Die Euroclassic-Webseite müsse zudem mehr auf Smartphones zugeschnitten werden. Auch müsse man das Design des Festivals überdenken, da es doch relativ traditionell anmute.

Zuversichtlich zeigte sich Huble im Ausblick aufs nächste Jahr, wenn als nächste Himmelsrichtung der Westen zum Motto herhalten wird. Voraussichtlich starte das Festival am 1. September in Blieskastel. Irish Folk und das Thema Großregion werden eine Rolle spielen, ließ der Festival-Organisator schon mal durchblicken.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, Björn Bernhard, gab zu, dass er in den Jahren, bevor er ins Amt kam, dem Festival noch kritisch gegenüber gestanden habe. Die klassische Musik sei auch nicht so seine Richtung, meinte er. Dennoch denke er jetzt anders darüber. Er habe zum Beispiel erlebt, dass zwei Damen aus Bad Dürkheim extra zum Konzert nach Hornbach gekommen seien und sich begeistert von der Klosterstadt gezeigt hätten.

Beeindruckt war Bernhard davon, was zwei russische Künstler des Ensemble Labyrinthus auf sich genommen hatten um das Konzert zu spielen. Flüge seien gestrichen worden, sie haben umsteigen müssen, die Einreise sei schwierig gewesen, man habe deutsche Musiker ins Ensemble dazunehmen müssen. „Die waren sehr dankbar hier auftreten zu dürfen. Das war ein Moment, wo ich dachte, dass wir alles richtig gemacht haben.“ Ein Wunsch Bernhards war noch, dass die jüngere Generation irgendwo abgeholt werden müsse.

Dem stimmte auch die Zweibrücker Kulturbeigeordnete Christina Rauch zu. „Wir machen das schon seit Jahren, dass wir Kinder und Jugendliche an Konzerte heranführen. Es gehört einfach dazu, mal mit der Familie ins Theater zu gehen.“

Der Vertreter des Bitscherlands, Alexandre Aleksijevic, bemerkte, die sieben Konzerte seien in den kleinen Dörfern ein großes Ereignis gewesen. Allerdings sei das ältere Publikum zum Teil weggebrochen. 20 Prozent der Besucher seien Deutsche gewesen – „sogar Leute von Homburg!“

Brigitte Adamek-Rinderle, Kulturbeauftragte der Stadt Blieskastel, beklagte, dass das Festival im Saarland nicht so richtig wahrgenommen werde. Die vier Blieskasteler Konzerte seien aber tolle Veranstaltungen gewesen, aus denen die Leute „beschwingt und beseelt“ nach Hause gegangen seien. Besonders betroffen vom Besucherschwund zeigte sich der Kulturbeigeordnete der Stadt Pirmasens, Denis Clauer. „Der Schwerpunkt der ‚klassischen Klassik’ war immer in Pirmasens. Da müssen wir uns aber darüber unterhalten, ob das so bleibt.“ Das traditionelle Konzert des Euroclassic-Festivalorchesters sei großartig gewesen. Aber es hätten dann doch 400 Besucher gefehlt.

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