Euroclassic-Bilanz Festival wieder im Aufwind
Zweibrücken · „Ich glaube sagen zu können, dass es insgesamt wieder aufwärts geht.“ Der Zweibrücker Kulturamtschef und Leiter des Festivals Euroclassic Thilo Huble ist durchaus zufrieden mit der Saison 2023, die am Sonntagabend mit einem beeindruckenden Christian Brückner und dem New Yorker Jazzensemble „so 4“ in der Festhalle Pirmasens zu Ende gegangen ist.
„Die Konzerte waren alle hochkarätig, mit hervorragenden, motivierten und leidenschaftlichen Künstlern, die das Publikum mitgerissen haben. Stehende Ovationen fast bei allen Auftritten“, resümierte Huble gestern bei der Abschlusspressekonferenz im Ratssaal.
Nach einem eher verhaltenen Neustart nach Corona im vergangenen Jahr mit 4953 Gästen in 26 Konzerten, kamen 2023 wieder deutlich mehr Besucherinnen und Besucher in die Konzerthallen der Euroclassic-Region – insgesamt 7185 Gäste bei einer Veranstaltung weniger. Der Auftritt der Coles Brothers im Bürgerhaus Althornbach im September war ausgefallen.
„Alles in allem eine gute Bilanz, die Mut macht“, so Huble und erläuterte: „Viele Konzerte haben einen sehr großen Zuspruch gehabt oder waren ausverkauft, wie die Besucherstatistik zeigt, zum Beispiel Volker Rosin im Dorfgemeinschaftshaus mit 200 Besuchern oder die Manfreds Mann’s Earth Band Ende Oktober in der Festhalle mit über tausend Gästen.
Gut war auch die SWR-Bigband aber sicher nicht so erfolgreich, wie sie schon mal war“, räumte Thilo Huble ein. „Wir merken schon seit einiger Zeit, dass vor allem klassische Formate in der Akzeptanz ihre Schwierigkeiten haben und ihren Platz suchen. Langjährige, musikalische Dauerbrenner wie die SWR-Bigband oder das Euroclassic-Festivalorchester – bisher immer Garant für ausverkaufte Häuser – bleiben mehr und mehr hinter unseren Erwartungen zurück.“
Der Festivalleiter hat auch eine Vermutung, woran das liegen könnte: „Wir beobachten in den letzten Jahren eine große Veränderung in der Besucherstruktur; viele neue Gäste auf der einen Seite und langjährige Besucher, die plötzlich nicht mehr da sind. Selbstläufer mit Publikumsgarantie gibt es so nicht mehr. Um die neuen Besuchergruppen abzuholen, haben wir unser Programmformat etwas angepasst und um andere, auch modernere Acts ergänzt“, verrät er. Die Akzeptanz zeige, dass diese Neugestaltung auch funktioniere.
Weit hinter den Erwartungen sei leider Wallis Bird geblieben mit nur 153 Gästen, bedauerte der Kulturamtschef. „Ich hatte mit 400, also weitaus mehr Gästen gerechnet, wobei ich sagen muss, dass die Energie, die diese Künstlerin in der Festhalle an den Tag gelegt hat, für mich das Beeindruckendste war, das ich in den vielen Jahren Euroclassic erleben durfte. Wirklich schade, dass es nur so wenig Leute gesehen haben. Auf der anderen Seite das Pink-Floyd-Projekt mit fast 700 Gästen, das unsere Erwartungen noch übertroffen hat. Da haben wir sogar noch Stehplatzkarten verkauft, weil die Nachfrage so groß war“, verriet Huble.
Darüber hinaus hat das Festival Euroclassic ein Relaunch erfahren. Smart, gefälliger, weicher und am Puls der Zeit präsentiert sich das Festival seit diesem Sommer in einem ganz neuen Erscheinungsbild. „Wir haben auch die Internetseite neu gestaltet und nutzen verstärkt soziale Medien“, zählte Thilo Huble die wesentlichen Neuerungen auf.
Besonders Erfreuliches haben in diesem Jahr übrigens auch die französischen Konzert-Gastgeber zu berichten. Ausgesprochen viele deutsche Gäste besuchten die dortigen Konzerte. Thilo Huble: „Das macht nicht nur die französischen Gastgeber stolz, sondern es ist auch ein Zeichen, dass Euroclassic als grenzüberschreitendes Festival funktioniert. Auch wenn im Gegenzug aus Frankreich zu den deutschen Festivalkonzerten noch Platz nach oben ist“, stellte er fest.
Während sich das Festival 2023 unter dem Titel „westwärts“ mit den Ländern des vereinigten Königreiches und den Beneluxstaaten auseinandersetzte, steht 2024 im letzten Zyklus des „Kompass Europa“ der südliche Teil unseres Kontinents auf dem Programm. Die Vorbereitungen unter dem Motto „Sterne des Südens“ sind bereits in vollem Gange, wenngleich sich Thilo Huble zu konkreten Inhalten noch nicht äußern möchte. „Eines kann ich aber schon verraten: Flamenco und italienische Klänge, in welcher Form auch immer, werden sicher dazugehören. Und wer weiß; vielleicht wird beim Eröffnungskonzert 2024 das Alphorn erklingen, analog zum Dudelsack, der das Festival im vergangenen September in der Schlosskirche Blieskastel eröffnete.
Die Eröffnung des Festivals 2024 findet turnusgemäß in Pirmasens statt und zwar am Sonntag, 1. September 2024. Der erste Programmpunkt für 2024 steht übrigens schon fest: Es spielt das eigens vor vielen Jahren für das Musikfest gegründete Euroclassic Festival Orchester.