Bevor sie das Licht der Welt erblickten

Zweibrücken · Eltern und Angehörige nahmen am Freitag in einer Trauerfeier Abschied von ihren Sonnenkindern. Seit 2009 gibt es für sie auf dem Waldfriedhof den Sonnengarten, eine Grabstätte für Babys, die vor ihrem Geburtstermin gestorben sind.

 Beisetzung der Sonnenkinder auf den Waldfriedhof. Foto: Margarete Lehmann

Beisetzung der Sonnenkinder auf den Waldfriedhof. Foto: Margarete Lehmann

Foto: Margarete Lehmann

Eine gemeinsame Urne wurde am Freitag Nachmittag für 55 Sonnenkinder auf dem Zweibrücker Waldfriedhof beigesetzt. Unter einer Rasenfläche, von Rosen der Sorte Gelber Engel umstanden, mit einem kunstvollen Gedenkstein in Form einer Sonne mit wärmenden Strahlen. Sonnenkinder werden die Kinder genannt, die nie das Licht der Welt erblickten, Fehlgeburten mit einem Gewicht unter 500 Gramm. Für sie besteht keine Bestattungspflicht.

Früher wurden diese Kinder brutal entsorgt. "Das sei ein unhaltbarer Zustand!", meinte Ehepaar Ecker vom Zweibrücker Bestattungsinstitut im Jahre 2009. Um dies zu ändern, wandte sich Gudrun Ecker damals an die Stadt, die dann auch schnell entschied, ein besonderes Grabfeld, eben den Sonnengarten, auf dem Waldfriedhof einzurichten. "Hier sollen künftig alle Kinder, die nicht das Licht der Welt erblicken konnten, beigesetzt werden", bestätigte Heiko Wunderberg vom Stadtbauamt damals. Und so geschieht es seitdem.

Von September 2014 bis zum September dieses Jahres wurden 55 Sonnenkinder geboren, die jetzt in einer feierlichen Stunde beigesetzt wurden. Am gemeinsamen Grab konnte jeder der 80 Betroffenen auf seine ganz persönliche Art Abschied nehmen, vielleicht ein stilles Gebet sprechen, ein Spielzeug zur letzten Ruhe mitgeben oder eine Blume einwerfen. Es gibt so wunderbare Lieder, die Trost spenden können wie zum Beispiel: "Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand". Gemeinsam sangen alle "Meine Zeit steht in deinen Händen, nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir". Pfarrerin Ursula Müller und Pfarrer Wolfgang Emanuel sprachen tröstende Worte.

Gestaltung und Dekoration besorgte der "Förderverein Sonnengarten". "Wir gestalten diese Feier jedes Jahr, unterstützt wird sie vom Förderverein", sagt Thomas Ecker. Vorsitzende ist Gudrun Ecker, stellvertretende Vorsitzende Ursula Müller. "Es ist gut, endlich einen Ort der Erinnerung zu haben", sagte ein Elternpaar. Alle Betroffenen erhielten eine kleine rosafarbene Feder. 55 Kerzen wurden angezündet. "Nicht Resignation soll uns heute ergreifen, sondern Hoffnung", hieß es. Die musikalische Gestaltung lag in Händen von Margarete Seitz am Keyboard, die einfühlsam das Geschehen begleitete. 55 Luftballons stiegen in den Himmel auf. Es war ein unwirtlicher, verregneter Tag, die Sonne fern. Doch sie geht wieder auf, die Zeit heilt.

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