Belebung oder Todesstoß?

Zweibrücken · Mit einem Netto-Markt möchte Zweibrücken die Trendwende beim Ex-City-Outlet schaffen und die Oberstadt beleben. Der Cap-Markt fürchtet, dass dies auf seine Kosten und die seiner behinderten Mitarbeiter geht. Gewobau und Stadt nehmen diese Sorgen ernst, teilen sie aber nicht. Risiken bei der Stadtentwicklung seien aber nie ganz auszuschließen.

 Am ehemaligen City-Outlet direkt am belebten Busbahnhof soll demnächst ein Netto-Markt eröffnet werden. Fotos: jam

Am ehemaligen City-Outlet direkt am belebten Busbahnhof soll demnächst ein Netto-Markt eröffnet werden. Fotos: jam

Überrascht, verständnisvoll, aber trotzdem entschlossen - so reagiert Gewobau-Aufsichtsratschef Berni Düker auf die Warnung des Cap-Markt-Betreibers, der Supermarkt in der Hallplatzgalerie werde durch den geplanten Bau eines Netto-Markts am ehemaligen City-Outlet in seiner Existenz gefährdet.

"Wir waren ein bisschen erstaunt", sagt Düker zu der von Marco Dobrani (Vorsitzender der Kimmle-Stiftung, die im Cap-Markt, Bistro und Bürogeschäft in der Hallplatzgalerie 33 Festangestellte beschäftigt, davon die Hälfte Behinderte ) geäußerten Kritik vorige Woche im Merkur. Denn gegenüber der Gewobau habe Dobrani "sich lange gar nicht geregt in diesem Sinne, das kam erst, als die Netto-Pläne schon sehr konkret waren".

"Die Ängste kann ich verstehen", betont Düker auf Anfrage unserer Zeitung. Es sei bedauerlich, wenn Dobrani sich Sorgen um den Cap-Markt (und infolgedessen die Hallplatzgalerie) mache. Man habe darüber bei der Gewobau auch gesprochen: "Wir ignorieren die Bedenken nicht". Aber, unterstreicht Düker: "Wir haben auch eine wirtschaftliche Verantwortung." Düker erinnert daran, dass die Gewobau wegen des langen Leerstands des City-Outlets und der anschließenden Ex-Passage Schreiner, auf deren Grundstück der Netto-Markt geplant ist, heftig in die Kritik geraten sei. "Wir sind froh, dass mit Netto jetzt jemand gekommen ist, der uns eine ernsthafte Aussicht gibt, dass daraus noch etwas werden kann." Über die letzten Vertragsdetails werde gerade gesprochen. Laut Netto sei bald mit einer Unterzeichnung zu rechnen.

Die Gewobau erwarte, so Düker, dass Netto die Passantenzahl in der Oberstadt deutlich erhöht - und so auch die Vermietung das erst vor wenigen Jahren mit Millionenaufwand komplett neu gestalteten City-Outlet-Gebäudes erleichtert, das bis auf die Wine-Bar komplett leersteht. Konkrete Miet-Interessenten gebe es noch nicht. Das führt Düker darauf zurück, dass Netto erst 2017 öffnen kann, weil vorher noch die Passage Schreiner abgerissen werden muss. Warum gibt es in der Fußgängerzone seit Jahren gar keine längeren Leerstände mehr, aber das Ex-City-Outlet weniger Meter weiter am belebten Busbahnhof kommt immer noch nicht auf die Beine? Düker vermutet: "Das Problem ist: Der Lauf in der Innenstadt hört am Alexanderplatz auf, das merkt man auch bei Festen." Düker ist aber zuversichtlich, dass der Discounter Netto und der Cap-Markt beide dort existieren können: "Cap hat ja einen anderen Kundenkreis und geht noch mehr Richtung Service."

Ähnlich äußert sich Stadtsprecher Heinz Braun. So erwarte er, dass der in der Nähe mehrerer Schulen und direkt am Busbahnhof geplante Netto auch viele Schüler anlockt, die heute kaum bis in die Unterstadt zum Cap-Markt liefen. "Und alle Leute sagen ja immer: Es muss ein Lebensmittelmarkt in die Oberstadt kommen! Wenn der dann auch so genutzt wird, können problemlos beide Geschäfte überleben." Ein Risiko bestehe natürlich immer, etwa dass "die Lautstärke der Forderung" heute größer als später die tatsächliche Nutzung ist. Risiken bei Stadtentwicklungs-Projekten habe es aber "schon immer gegeben", erinnert Braun. So sei, als Sinn noch am "Sinne-Eck" war, die Oberstadt stark frequentiert gewesen. Nach dem Sinn-Umzug an den Hallplatz sei habe sich viel in die Unterstadt verlagert. Braun vermutet aber, dass es keine existenzgefährdende Konkurrenz zwischen Cap-Markt und Netto geben wird. Denn Lebensmittelgeschäfte machten die Zweibrücker City noch attraktiver zum Wohnen: "Gerade ältere Leute zieht es verstärkt in die Innenstädte. Der Trend geht von Stadtflucht zu Landflucht."

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