Beisl in Zweibrücken Das Ende einer Ära

Zweibrücken · Seit 2019 ist das „Beisl“ geschlossen. Jetzt steht fest – die Kultkneipe öffnet nicht mehr. Familie Perez hat verkauft, der neue Eigentümer andere Pläne für die legendäre Zweibrücker Kultkneipe.

 Angel (Zweiter von links.) und sein Bruder Camilo Perez mit ihren Eltern. Seit 1997 war der Beisl in ihrem Besitz und bis zur Schließung 2019 eine der beliebtesten Kneipen in Zweibrücken.

Angel (Zweiter von links.) und sein Bruder Camilo Perez mit ihren Eltern. Seit 1997 war der Beisl in ihrem Besitz und bis zur Schließung 2019 eine der beliebtesten Kneipen in Zweibrücken.

Foto: Elisabeth Heil

Angel Perez erinnert sich noch gut an jenen Tag im Frühjahr 1997. Mit Camillo, seinem älteren Bruder, saß er im Wohnzimmer. „Gut, wenn ihr helft, dann machen wir das!“, sagte sein Vater. Er meinte den Kauf des Beisl, Camillos Stammkneipe, und damals zweifelsohne eine der beliebtesten Locations in Zweibrücken. „Mein Bruder war es auch, der die Idee für dieses Projekt hatte“, erzählt Angel Perez.  „Wir haben beide ja gesagt und keiner wusste, worauf er sich einlässt. Am 6. Juni 1998 haben wir eröffnet. Wir waren uns überhaupt nicht sicher, ob überhaupt jemand kommt. Völlig unbegründet. Die Leute haben uns von der ersten Minute an die Bude eingerannt, Wahnsinn.“

Die anfängliche Studentenkneipe entwickelte sich mit Familie Perez mehr und mehr zu einem Haus der Generationen. „Das lag sicher auch an unseren Kindern, die hier praktisch aufgewachsen sind. Meine große Tochter stand schon mit zwei Jahren an den Beisltischen, in der Hand einen kleinen Taschenrechner, und fragte die Gäste, was sie möchten“, erinnert sich Angel gerne an diese schönen Momente zurück. 2001 eröffnete Familie Perez den schönen Biergarten, ab 2005 konnten alle großen Fußballspiele auf Großleinwand live erlebt werden – inklusive dem Beisl-WM- und EM-Tipp.

2012 dann änderte sich die Situation. „Meine Eltern standen vor der Rente, Camillo und ich steckten in unseren Jobs, die uns sehr forderten. Das Beisl in Vollzeit zu übernehmen wollten wir nicht, verkaufen aber auch nicht, es lief ja nach wie vor super.“ 

In den Jahren danach folgten zwei Pächter, der eine mit viel Erfahrung, der andere mit guten Ideen, doch es klappte nicht. Perez: „Als der zweite 2017 praktisch von jetzt auf gleich absprang, das war sogar kurz vor der Ernstweiler Kerb, haben wir innerhalb von zwei Wochen wiedereröffnet. Noch einmal eineinhalb Jahren, in denen wir aber endgültig erkennen mussten, dass es für uns zeitlich nicht mehr funktioniert. Am 2. Februar 2019 haben wir endgültig geschlossen. An dem Tag haben wir übrigens noch den 69. Geburtstag unseres Vaters gefeiert.“

Es kamen einige Interessenten, die eine Spielothek, eine Kampfsporthalle oder ein Gebetshaus eröffnen wollten.  Auch Gastronomen waren dabei. „Fast hätten wir an einen Caterer verkauft, aber dann kam Corona. Vor vier Wochen dann der Anruf einer Immobilienfirma, die großes Interesse bekundete und uns zudem eine schnelle und einfache Abwicklung des Kaufs garantierte. Jetzt sind wir natürlich froh, anderseits aber auch traurig. Schließlich stecken so viele Erinnerungen im Beisl und natürlich hätten wir uns gewünscht, dass es gastronomisch weitergeht. Aber jetzt ist es nun mal so,“ so Angel Perez.

Damit das ganze Inventar nicht auf dem Schutt landet, hat die Familie am Sonntag zu einem letzten Treffen mit großem Abverkauf eingeladen. „Am Donnerstag habe ich es gepostet, und seitdem stand das Telefon kaum still. Innerhalb von zwei Tagen haben wir das meiste schon verkauft. Möbel, Gartenmobiliar, die Theke. Trotzdem haben wir uns entschieden, an dem Termin festzuhalten.“ Zum Glück. Der Ansturm war riesig. Viele Beislfans, langjährige Stammgäste, Nachbarn und frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren gekommen, nahmen sich für kleines Geld ein Stück Beislgeschichte mit nach Hause und plauderten mit Familie Perez noch einmal über die alten Zeiten. Wie gut das Essen geschmeckt hatte, besonders die Paella, die es immer am ersten Sonntag gab, und darüber, wie schön es im Beisl immer war. „Meine Eltern machen ihren Paellasonntag übrigens immer noch, für sich und uns. Meistens kommt dann auch ein früher Gast aus dem Beisl vorbei und holt sich eine Portion ab“, verrät Angel Perez.

Der neue Eigentümer – die MRD Saar Immobilien GmbH – möchte in dem Gebäude Wohnungen errichten. Notartermin ist am 18. Juli, dann soll es schon mit den Umbauarbeiten losgehen. So endet die Geschichte des Beisl und gleichzeitig eine Ära Zweibrücker Kneipenkultur, die eine ganze Generation begeisterte.

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