Vom Nabu ausgezeichnet Ein Heim für kleine Flugkünstler

Zweibrücken · Bei der Firma QTec auf dem Zweibrücker Flughafenareal hat eine Schwalbenkolonie ihre Nester gebaut.

 Die Schwalben haben es sich über und in den Metallträgern gemütlich gemacht und zahlreiche Nester gebaut.

Die Schwalben haben es sich über und in den Metallträgern gemütlich gemacht und zahlreiche Nester gebaut.

Foto: Nadine Lang

Wie heißt es so schön: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Nun ja, mehrere vielleicht aber schon. Obwohl: Was sich in diesem Jahr so Sommer schimpft, da hätte es wohl einer deutlich größeren Menge an Schwalben bedurft. Bei der Zweibrücker Firma QTec jedenfalls geht es seit einiger Zeit zu wie im – Achtung, Wortspiel: Taubenschlag.

Unter dem Vordach des Neubaus haben sich nämlich jede Menge Schwalben angesiedelt, und innerhalb von nur einer Woche fleißig ihre Nester gebaut. Die kleinen Singvögel gelten mittlerweile als Schutzbedürftig, nachdem der Bestand deutschlandweit immer mehr zurückgeht.

Entdeckt hat die Schwalben zunächst Firmeninhaber Franz Woitowitz, der sofort begeistert war und ein Herz für die gefiederten Freunde hat und trotz der Verunreinigungen, die durch die Vögel entstehen, ihren neu ausgewählten Brutplatz nicht stören möchte. Zum Leidwesen der Mitarbeiter befindet sich der Großteil direkt über dem Pausenfreibereich. „Im Herbst, wenn die Vögel in ihr Winterquartier fliegen, machen wir ein Brett darunter“, berichtet  QTec-Betriebsleiterin Heike Thiel. Denn Mehlschwalben brüten in Kolonien und kehren meist immer wieder an ihren Brutplatz zurück.

Warum sie nun ausgerechnet zum ersten Mal bei QTec auf dem Flugplatzgebiet gelandet sind, das weiß natürlich niemand. An die 30 Nester befinden sich rund um das Firmengebäude. Aber besonders der neue Vorbau mit den Stahlträgern hat es den Vögeln angetan. Hier konnten sie in den kleinen Nischen ihre typischen Lehmnester bauen. Praktischerweise befindet sich auch eine Baufirma in direkter Nachbarschaft, wo sie möglicherweise ihr ganz eigenes Baumaterial beziehen konnten.

Auch Heike Thiel ist begeistert. Beinahe täglich nimmt sie sich am Tagesende ein paar Minuten Zeit, das rege Treiben zu beobachten, bevor es nach Hause geht. Und auch unter den Mitarbeitern sind die gefiederten Gäste in aller Munde. „Da ist ein ganz schöner Flugverkehr pro Stunde“, berichtet Heike Thiel lachend.

Damit sich die Vögel möglichst wenig selbst in die Gefahr bringen, wurden die Fensterscheiben direkt in der Einflugschneise mit Aufklebern versehen und auch mit offenen Fenstern ist derzeit Vorsicht geboten. Der ein oder andere Vogel hat sich bereits ins Gebäude verflogen – aber zum Glück den Weg unbeschadet wieder heraus gefunden. Beim Nestbau vor einigen Wochen konnten die Mitarbeiter regelrecht zusehen, wie allerlei Baumaterial herbeigeschafft wurde. 

„In Deutschland geht ihre Zahl seit Jahren kontinuierlich zurück und liegt heute zwischen 820 000 und 1 400 000 Brutpaaren“, berichtet der Naturschutzbund (Nabu) über die Vögel mit dem charakteristischen Gabelschwanz. Die Bestandsrückgänge seien dabei teilweise klimatisch bedingt, aber auch auf Verluste an Brutmöglichkeiten, ein verringertes Angebot an Insektennahrung und die immer noch anzutreffende mutwillige Zerstörung von Nestern zurückgeführt werden.

 Direkt über dem Pausenbereich der Mitarbeiter haben die Schwalben ihre Nester gebaut. Mit ein bisschen Abstand erinnert das Ganze an eine Reihenhaussiedlung.

Direkt über dem Pausenbereich der Mitarbeiter haben die Schwalben ihre Nester gebaut. Mit ein bisschen Abstand erinnert das Ganze an eine Reihenhaussiedlung.

Foto: Nadine Lang

Der Nabu selbst setzt sich darum seit Jahren für den Schutz der Schwalben ein. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ würdigt der Naturschutzbund deutschlandweit Bürger, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten, mit einer Plakette und einer Urkunde. Dafür hatte sich auch QTec beworben – mit Erfolg. Mittlerweile hat ein Nabu-Mitarbeiter dem Zweibrücker Unternehmen die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ überreicht.

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