Bei Kitas nicht erpressen lassen

Der Konflikt um die Zukunft der evangelischen Kindergärten in Zweibrücken hat sich diese Woche dramatisch zugespitzt

Der Konflikt um die Zukunft der evangelischen Kindergärten in Zweibrücken hat sich diese Woche dramatisch zugespitzt. Jugenddezernent Rolf Franzen hat mit scharfen Worten ("Etikettenschwindel") den Vorschlag der Protestanten zurückgewiesen, die Stadt solle sich noch deutlich mehr als bisher an den Kosten der kirchlichen Einrichtungen beteiligen, für die die öffentliche Hand ja ohnehin schon den Großteil trägt. Schenkt man bisherigen Aussagen der Kirche Glauben, droht jetzt deren Rückzug als Träger insbesondere der Kitas in Rimschweiler und Bubenhausen. Franzen hat mit seiner klaren Linie Rückgrat bewiesen. Es ist gut, dass gerade ein Christdemokrat sich nicht scheut, den ins uferlose wachsenden Ansprüchen der Kirche eine Grenze zieht. Denn bei allem Verständnis für die Finanzsorgen der Kirchengemeinden - die Haushaltslage der Stadt Zweibrücken (und damit ihrer Bürger) ist wesentlich dramatischer. Immerhin ist zumindest auf lokaler Ebene das Tischtuch zwischen der Kirche und der Stadt nicht zerschnitten. Denn Dekan Peter Butz hat immer wieder auch hervorgehoben, wie viel die Stadt für die protestantischen Kitas leistet, sogar mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Das Problem liegt auch nicht im Dekanat Zweibrücken, sondern bei der Landeskirche. Diese ist gefragt, sich klarer zu ihrer Verantwortung zu bekennen. Der Mitglieder- und damit Kirchensteuerschwund würde sicherlich nicht gebremst, wenn Kommunen kirchliche Kindergärten übernähmen. Ein Rückzug aus der Kinderbetreuung hilft also niemandem. Vielmehr muss die Kirche nach anderen, wenn auch schmerzhaften Sparmöglichkeiten suchen. So wäre es im Interesse der Kinder sinnvoller, weiter in Kitas zu investieren als mancherorts immer weniger besuchte Gotteshäuser zu unterhalten. In anderen Ländern sind solche Kirchen schon wesentlich häufiger verkauft worden, um zum Beispiel Wohnungen oder Gaststätten daraus zu machen.

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