Behinderten Kindern eine Chance geben

Zweibrücken · Der Besuch der Behindertenstation einer Klinik und von zwei Behindertenschulen hat uns so beeindruckt, dass wir uns in dem Bereich engagieren wollen", nennt der stellvertretende Vorsitzende des Ruanda-Komitees Zweibrücken, Joseph Dahlem, den Anfang der neuen Hilfsprojekte des Unterstützerkreises für das ostafrikanische Land.

 Das Wohnheim von Muramba. Fotos: privat

Das Wohnheim von Muramba. Fotos: privat

2012 waren Mitglieder des Komitees in Ruanda unterwegs. Neben dem Besuch der seit fast drei Jahrzehnten betreuten Krankenstation schauten sich die Zweibrücker auch in anderen Einrichtungen um.

Erfreut waren die Zweibrücker, dass die von ihnen unterstützte Krankenstation den Bürgerkrieg "unbeschadet" überstanden hat und funktioniert (wir berichteten). "Das gibt uns Zuversicht, uns weiter zu engagieren", sagt Dahlem. In Muramba lernten die Zweibrücker das Wohnheim von Schwester Donata vom Orden Coeur de Paix de Christi Roi in Muramba kennen, die dabei ist, ein Wohnheim für Kinder mit Behinderung aufzubauen. "Dieses kleine Zentrum wollen wir mit aufbauen helfen", erklärt Dahlem für das Komitee, das sich seit drei Jahrzehnten engagiert.

Das kleine Zentrum Muramba besteht aus einem festen Haus mit Werkstatt und einem angemieteten Haus. In dem Haus leben 46 behinderte Kinder. "Aber das Haus ist in einem teilweise unzureichenden Zustand", schildert Dahlem die Situation. Besonders die Küche, "eine Art Stall mit offener Feuerstelle" (Dahlem), und die sanitären Einrichtungen seien in einem schlechten Zustand. So sei die einzige Dusche in einem Verschlag. Dahlem: "Hier wollen wir dringend Abhilfe schaffen." Die Kinder schlafen in kleinen Räumen in Einzel- beziehungsweise Etagenbetten. "Zwei Kinder teilen sich dabei ein Bett."

Im Zentralgebäude des Ordens steht neben einem großen Schlafsaal und kleinen Räumen für das Personal auch eine größere Werkstatt zur Verfügung. In der Werkstatt werden die landestypischen Körbe mit Deckel geflochten und auf zwei Nähmaschinen wird Schulkleidung genäht. "Die von den jungen Menschen hergestellten Produkte werden dann verkauft", stellte Dahlem erfreut fest. "In einem armen Land wie Ruanda werden behinderte Kinder oft versteckt, können nicht zur Schule gehen und einen Beruf erlernen", schilderte Dahlem die Situation. Um diese Situation zu verbessern, startet das Komitee ein zweites Hilfsprojekt, "Patenschaften für Kinder". Deshalb sucht das seit 2010 als gemeinnütziger Verein geführte Komitee Paten, um Kindern den Schulbesuch und eine Berufsausbildung zu ermöglichen. "20 Euro reichen da für einen Monat aus."

"In Ruanda fehlt qualifiziertes Personal für die Arbeit mit Behinderten", leitete Dahlem im Gespräch mit dem Merkur auf das dritte Hilfsprojekt über. "Wir möchten die Ausbildung qualifizierter Kräfte unterstützen." Als Betrag nannte er 50 Euro im Monat. In Muramba arbeiten bereits mehrere Lernschwestern (die selbst unter Behinderungen leiden) und Betreuerinnen als pädagogische Kräfte. Die Mitarbeiterinnen haben ihre Kenntnisse bei Praktika oder Kursen erworben, teilweise therapeutischen, teilweise im handwerklichen Bereich. Dahlem: "Sie verfügen jedoch nicht über eine abgeschlossene Ausbildung. Die wollen wir unterstützen."

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Auf einen BlickRuanda ist ein Binnenstaat in Ostafrika, der an Burundi, Kongo, Uganda und Tansania angrenzt. Wegen der hügeligen Landschaft wird es auch das Land der tausend Hügel genannt. Ruanda ist eine Republik mit einem Präsidialsystem mit der Hauptstadt Kigali. Etwa 11,7 Millionen Menschen leben in Ruanda auf 26,3 Quadratkilometern. (Rheinland-Pfalz und Saarland haben eine Fläche von 22,5 Quadratkilometern) 84 Prozent sind Hutus, 16 Prozent sind Tutsis. Das Land war von 1884 bis 1916 deutsche Kolonie. Seit 1982 besteht eine Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda. sf

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