Begeisterung, Sorge und Entsetzen

Zweibrücken · Neue bürgerfreundliche Attraktion oder teure Geldverschwendung? Schön oder hässlich? Die Meinungen der Zweibrücker über die Treppe zum Schwarzbach gehen auch nach deren Öffnung weit auseinander.

 05.07.16: Die Treppe ist für die Bürger freigegeben

05.07.16: Die Treppe ist für die Bürger freigegeben

Foto: lf

Zahlreiche Bürger haben gestern bei strahlender Sonne erstmals die Schwarzbachtreppe betreten. Viele waren überrascht von der unangekündigten Freigabe. Die Absperrung war Dienstagnachmittag abgebaut worden. Von den ersten Treppennutzern strahlten manche mit der Sonne um die Wette, andere dachten an düstere Wolken.

Wie viele andere mit einem Eis auf den großen Sandsteinstufen gut gehen lassen es sich Brigitte und Ronald Zdrzalek. "Uns gefällt die Treppe ganz gut, vor allem bei dem Wetter", sagte die Zweibrückerin. Auch Werner Christmann lobt: "Die Treppe sieht schön aus, das ist ein Anziehungspunkt." Der Nünschweiler schränkt aber ein: "Im Moment." Denn er befürchtet, dies könnte sich ändern, wenn unerwünschte Nutzer kommen, "wenn sonst niemand da ist". Ähnlich sieht das ein 68-jähriger Zweibrücker, der auf zwei Zigarettenstummel zeigt: "Die Treppe ist noch nicht mal offiziell eröffnet - und schon liegen die ersten Kippen drauf!" Ansonsten gefalle ihm die Treppe gut, "auch wenn sie auf der anderen Seite besser gewesen wäre, von hier blickt man ja auf die Mauer." Sibylle und Franz Gebhardt sitzen beim Eisessen auf der oberen Stufe. Auch ihnen gefällt die Treppe "bis jetzt ganz gut", so Frau Gebhardt, "damit das so bleibt, braucht man Mülleimer und Aschenbecher". Ihr Mann meint mit Blick auf die gute Sicht auf die Wand gegenüber: "Da ein Länderspiel zu übertragen, wäre gut."

Ein 66-jähriger Zweibrücker findet die Treppe, "in die als Trostpflaster für die Flughafenschließung viel Geld reingeschmissen worden ist, zum Sitzen ganz schön", kritisiert aber (wie Christmann), dass unten am Wasser bis auf eine kleine Stelle kein Geländer ist: "Wenn da das erste Kind ertrinke oder jemand betrunken reinstolpert, wird das Geländer verlängert." Gernot S. aus Zweibrücken findet nicht nur dieses Ufer eine "extreme Gefahrenquelle": "Wenn ein Kind mit dem Fahrrad oder Inlinern über den Herzogplatz fährt, sieht man die Treppe viel zu spät - und dann plötzlich geht's steil runter. Wenn man die oberste Stufe erhöht hätte oder da Bänke hinstellt oder Poller, wäre das sicherer."

Entsetzt ist Yannick Krauss, der während des Gesprächs auf eine vorbeischwimmende Bisamratte aufmerksam macht: "Was sich Zweibrücken bei dieser Treppe gedacht hat, ist der größte Witz aller Zeiten. In der Allee hätte ich so eine Treppe ja noch verstanden, aber hier blickt man nur auf eine Mauer, die Rückseite der Hallplatzgalerie und Ratten ." Der 23-Jährige kritisiert: Und für so etwas werden 300 000 Euro ausgegeben, die anderswo in Zweibrücken viel dringender gebraucht werden. Der Exe etwa, wo wir Sport machen, ist vernachlässigt, da werden nicht mal die Glasscherben weggemacht!"

Mit einem Fest für die Bevölkerung Mitte oder Ende August wird die Treppe offiziell eingeweiht, so Stadtsprecher Heinz Braun gestern auf Merkur-Anfrage. Bis dahin gehe auch die Beleuchtung in Betrieb. Bereits wohl bis Freitag würden die Infostele und das E-Bike-Ladegerät installiert, ansonsten sei die Treppe fertig. Zur Kritik am weitgehend fehlenden Geländer sagte Braun, andere Städte wie Saarbrücken hätten auch keine Geländer am Ufer. An der untersten Stufe seien aber sicherheitshalber Eisengitter und Haltegriffe installiert.

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