Abzureißendes Gebäude hat gemeinsame Giebelwand mit Wohnungen nebenan Neue Probleme in Alter Ixheimer Straße: „Freiwilliger“ Abriss-Baustopp – und Evakuierung von Nachbarhaus

Zweibrücken · Die Abrissarbeiten in der Alten Ixheimer Straße drohen sich weiter zu verzögern. Und damit auch die Sperrung des wichtigen Stadteinfalltors für den Durchgangsverkehr. Denn neben dem Asbest-Problem, das zu einem am 27. April behördlich verfügten Baustopp geführt hatte, gibt es noch ein weiteres Problem.

 Für Neubauten abgerissen werden sollen an der Alten Ixheimer Straße der Ex-Kronprinz (Adresse Maxstraße 10) und daneben die Alte Ixheimer Straße 1. Evakuiert werden muss nun aus statischen Gründen das Nachbarhaus Alte Ixheimer 3.

Für Neubauten abgerissen werden sollen an der Alten Ixheimer Straße der Ex-Kronprinz (Adresse Maxstraße 10) und daneben die Alte Ixheimer Straße 1. Evakuiert werden muss nun aus statischen Gründen das Nachbarhaus Alte Ixheimer 3.

Foto: Rainer Ulm

Das wurde nach Merkur-Recherchen am Freitag öffentlich bekannt.

Der Merkur nämlich hatte am 6. Mai berichtet, dass Stadtsprecher Jens John am Vortag gesagt hatte, das Asbest-Problem sei gelöst, der Baustopp aufgehoben, nun werde weiter gearbeitet. Der Merkur-Bericht sorgte aber für Irritationen bei Anliegern und weiteren Beobachtern – denn auf der Baustelle tat sich weiterhin gar nichts. Auch diese Woche wurden die Abbrucharbeiten nicht fortgesetzt. Der Merkur hat deshalb nach den Gründen recherchiert.

Zunächst antwortete am Freitag das Abbruchunternehmen: Es gebe leider „neue Probleme“ und deshalb einen erneuten Baustopp. Das sei auch für die Firma ärgerlich, denn die Maschinen stünden ja noch vor Ort. Grund für den Baustopp seien wohl Stabilitäts-Probleme bei einem Nachbarhaus. Am Montag nehme man die Arbeiten zwar wieder auf, sagte der Firmenvertreter: „Wir können ein bisschen was machen, haben aber noch keine komplette Freigabe.“ Er befürcht deshalb, dass die Arbeiten nach ein bis zwei Tagen wieder unterbrochen werden müssten, sollten die Standsicherheitsprobleme bis dahin nicht gelöst sein.

Als Nächstes rief Alexej Goldnik zurück, der die Bauleitung in der Alten Ixheimer Straße hat und dort mit seiner Firma „Encore Immobiliengesellschaft“ und „Novum Innovativbau“ drei moderne neue Appartment-Wohnhäuser plant, für die drei marode alte Gebäude abgerissen werden müssen (Ex-Kronzprinz an der Ecke zur Maxstraße, Ex-Podium Alte Ixheimer Straße 1 – und die schon Ende April abgerissene alte Schusterei in der Alten Ixheimer Straße 4).

„Die Stadt habe keinen Baustopp, verhängt, die Arbeiten gingen am Montag weiter, betonte der Investor. Warum wurde über eine Woche lang nicht gearbeitet, obwohl Stadt und SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt) nach dem Asbest-Fund bei den Abrissarbeiten für Hausnummer 4 doch grünes Licht gegeben hatten, nachdem dieses Problem gelöst war? Goldnik erklärt, die Abrissarbeiten hätten theoretisch zwar fortgesetzt werden dürfen – praktisch aber noch nicht fortgesetzt werden können. Denn das Asbest sei nicht im Abbruchmaterial gewesen, sondern auf einem Schuttberg, der wohl noch von Vorbesitzern stamme. Weil dieser Berg bei den Abrissarbeiten im Weg gewesen sei, hätten Abbrucharbeiter ihn auf die Straße transportiert. Dort sei er nun sicherheitshalber abgedeckt, müsse aber noch ordnungsgemäß entsorgt werden, das solle dann ab Montag geschehen. Diese Woche habe man aber an den Häusern gegenüber nichts abreißen können, weil der Schuttberg den Baumaschinen im Weg gewesen wäre. Weil für die sichere Entsorgung Saugmaschinen hertransportiert werden müssen, habe dies noch nicht diese Woche erledigt werden können.

 Auch am Freitag lag der Schuttberg (asbesthaltig, deshalb seit über einer Woche abgedeckt) noch auf der Alten Ixheimer Straße vor dem abgerissenen Ex-Schusterei-Haus. Er soll am Montag entsorgt werden.

Auch am Freitag lag der Schuttberg (asbesthaltig, deshalb seit über einer Woche abgedeckt) noch auf der Alten Ixheimer Straße vor dem abgerissenen Ex-Schusterei-Haus. Er soll am Montag entsorgt werden.

Foto: Rainer Ulm

Auf Nachfrage bestätigt Goldnik aber auch, dass es Statik-Probleme gibt, die noch nicht endgültig gelöst sind. Ihm gehöre die Alte Ixheimer Straße 1, die abgerissen werden soll. Es habe sich aber nun herausgestellt, dass das bewohnte Nachbarhaus Nummer 3 nur eine Giebelwand habe. Es sei später als die 1 gebaut worden, der damalige Eigentümer habe statt eine eigene Giebelwand zu bauen die Wand von Nummer 1 genutzt – die Goldnik nun eigentlich mit abreißen lassen wollte. Man sei nun „in regem Austausch“ mit dem Bauamt, wie sich dieses Problem lösen lasse. Das Bauamt sei auch noch auf der Suche nach schriftlichen Unterlagen, die es ja eigentlich geben müsse, wonach der Nr.-3-Erbauer die Nr.-1-Wand mitnutzen durfte.

Ist Goldniks Neubau-Projekt an dieser Stelle durch diese Überraschung, wie man sie bei Altbauten häufiger erlebt, in Gefahr? „Definitiv nicht“, beruhigt Goldnik: „Es wäre prinzipiell auch möglich, dass wir die Giebelwand stehen lassen.“

Muss die bis genehmigte Sperrzeit der Alten Ixheimer Straße (25. April bis 23. Mai) nun verlängert werden? „Stand jetzt nicht“, plant Goldnik noch keinen entsprechenden Antrag. Bei so alten Häusern könne es aber immer wieder Überraschungen geben.

Am Freitagvormittag hatte der Merkur zu dem merkwürdigen Ruhen der Baustelle natürlich auch eine Anfrage an Stadtsprecher Jens John gestellt. Der sagte zu, sich darum zu kümmern – und mailte knapp drei Stunden später eine Pressemitteilung. Darin bestätigt auch die Stadt die neuen Probleme. Und erklärt, dass sie sogar so massiv sind, dass die Bewohner der Alten Ixheimer Straße 3 evakuiert werden.

„In den letzten Tagen mehren sich die Gerüchte rund um die Baustelle in der Alten Ixheimer Straße/ Maxstraße“, schreibt John. Die Stadtverwaltung Zweibrücken äußere sich hierzu wie folgt: „Der Bauunternehmer hatte am Freitag, den 29.04.2022 die Baustelle selbst eingestellt und das Stadtbauamt informiert. Es besteht seitens der Stadt keine schriftliche Festsetzung dieses Baustopps. Grund für das Einstellen der Baustelle waren Bedenken zur Standsicherheit des Gebäudes in der Alten Ixheimer Straße 3, durch die Vorbereitungen zum Abbruch des Gebäudes in der Alten Ixheimer Straße 1.“

Die Stadt erläutert weiter: „Für den Abriss war keine Abrissgenehmigung durch das Stadtbauamt notwendig, da laut § 62 Abs. 2 Nr. 6c LBauO der Abbruch oder die Beseitigung von Gebäuden mit Ausnahme von Hochhäusern nicht genehmigungspflichtig ist.“

Bei den vorbereitenden Arbeiten habe das Bauunternehmen festgestellt, „dass das Gebäude in der Alten Ixheimer Straße 3 keine eigene Giebelwand besitzt, sondern direkt an das Gebäude in der Alten Ixheimer Straße 1 angebaut ist. Ein durch den Bauherrn erarbeitetes Sicherungskonzept konnte aufgrund statischer Probleme des Gebäudes Alte Ixheimer Straße 3 nicht umgesetzt werden. Die Voruntersuchungen zum Abbruch erstreckten sich bis dato nur auf das abzureißende Gebäude. Das benachbarte Gebäude war nicht in die Untersuchungen einbezogen, da der Bauherr per se davon ausgegangen war, dass das Gebäude standsicher sei.“

John schreibt auch – wie ebenfalls vom Merkur angefragt – warum die Gründe für das erneute Ruhen der Baustelle bislang geheim gehalten wurden (wie nun erklärt, wusste die Stadt seit 29. April von der Einstellung der Bauarbeiten, hatte aber noch eine Woche später dem Merkur gesagt, nach der Asbest-Problemlösung werde nun wieder gearbeitet, siehe oben): „Bislang ist man mit diesem Sachverhalt noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen, da man versuchte mit Eigentümer und Mieterinnen und Mietern des Gebäudes Alte Ixheimer Straße 3 eine schnelle und unbürokratische Lösung herbeizuführen, ohne vorab einen öffentlichen Diskurs zu führen.“

Und dann folgt in der Pressemitteilung die Hiobsbotschaft für die Betroffenen: „Solange am Gebäude Alte Ixheimer Straße 1 nicht weitergearbeitet wird, ist das Gebäude nicht akut einsturzgefährdet, weist jedoch erhebliche statische Mängel auf. Das wurde durch den Statiker des Bauherrn bestätigt. Die Bewohnerinnen und Bewohner verlassen nun einvernehmlich das Gebäude Alte Ixheimer Straße 3 und beziehen anderweitig Wohnungen.“

Wie geht es nun weiter, muss die Sperrung dieser Zweibrücker Verkehrsschlagader verlängert werden? Hierzu schreibt die Stadt: „Der weitere Ablauf wird sich – so hoffen wir – im Laufe der nächsten Woche klären. Nach den derzeit vorliegenden Informationen müssen die Gebäude in der Maxstraße 10 und der Alten Ixheimer Straße 1 schnellstmöglich abgebrochen werden.“

Bereits über den Asbest-Fund hatte die Stadt die Öffentlichkeit erst informiert, nachdem es hierzu ganz konkrete Presseanfragen gab. Hier konnte aber schnell Entwarnung für die Nachbarn gegeben werden (wir berichteten): Bei Probeentnahmen zum Beispiel von Staub auf Fensterbänken wurden laut SGD Süd keine bedenklichen Spuren gefährlicher Stoffe gefunden.

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