Bauarbeiten in JVA vor Abschluss

Zweibrücken · Was lange währt, wird hoffentlich gut: 2009 begannen auf dem Gelände des Zweibrücker Gefängnisses die Arbeiten für ein zeitgemäßes Gebäude mit einer Großküche, Bibliothek und Arbeitsräumen. Fertig sein sollte es eigentlich schon seit Jahren. Nun dürfte es aber wirklich so weit sein. Auch der Preis ist um Millionen geklettert.

Nach knapp sechs Jahren sollen die Bauarbeiten an der Zweibrücker Justizvollzugsanstalt im Spätsommer endlich abgeschlossen sein und das Gebäude übergeben werden. Das schätzt der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), der die Arbeiten durchführt. Danach müssten noch die Sicherheitseinrichtungen zurückgebaut und die Außenanlagen ergänzt werden, so LBB-Sprecherin Claudia Renner auf Anfrage.

Konkret sahen die LBB-Pläne vor, dass auf 2316 Quadratmetern ein dreigeschossiger Komplex entsteht, der im Unter- und Erdgeschoss Platz für eine Großküche bietet, in der pro Mahlzeit 750 Portionen gekocht werden können, zuzüglich Lager-, Kühl- und Nebenräumen sowie einem Gefangenenverkaufsraum. Im ersten und zweiten Obergeschoss sollen Umkleideräume, Werkstätten für Schuhmacherei, Druckerei, Polsterei/Schneiderei mit Lager- und Nebenräumen sowie eine Bibliothek entstehen. Die neue Anstaltsküche sei bereits in Betrieb, schildert Renner. Die Rohbauarbeiten des zweiten Bauabschnittes sind inzwischen auch abgeschlossen, Fenster und Außentüren eingebaut. "Derzeit werden Trockenbau- und Elektroinstallationsarbeiten ausgeführt", so Renner.

Ursprünglich hatte der LBB mit dem Bauende bereits für Mitte 2012 kalkuliert. Warum hat sich das alles so lange hingezogen? Rückblick: Es ging im Spätsommer 2009 mit vorbereitenden Maßnahmen los: Ein Sicherheitszaun wurde innerhalb des JVA-Geländes aufgestellt, um das Baufeld abzutrennen und eine sichere Abgrenzung nach außen zu schaffen. Dazu sicherte man den Verkehr in der Kesselbachstraße - was für die Autofahrer zu nervenden Staus führte - und riss das alte Werkgebäude auf dem JVA-Gelände ab, um genug Freifläche für den Neubau zu schaffen. Dann allerdings ging erstmal nichts mehr. Erst im Frühjahr 2011 wurde in einem ersten Bauabschnitt der Rohbau hochgezogen. "Grund für die - nicht vorhersehbare - Bauzeitverlängerung sind Insolvenzen von Bauunternehmen sowie der Einspruch eines im Vergabeverfahren unterlegenen Bieters bei der Vergabekammer", sagt die LBB-Sprecherin. Besagte Baufirma habe das Verfahren bis zum Oberlandesgericht Koblenz getragen, das abschließend zugunsten des Landesbetriebs LBB entschied. "Bis dahin mussten allerdings die Arbeiten fast ein Jahr lang ruhen - Zeit, in der zusätzliche Kosten für den Baustellenunterhalt sowie durch die regulären Preissteigerungen im Baugewerbe entstanden", sagt Renner. So war in der genehmigten "Haushaltsunterlage Bau" von 8,6 Millionen Euro die Rede. Diese ist nach der Landeshaushaltsordnung Grundlage für die Einstellung einer Baumaßnahme in den Haushaltsplan. Die ursprünglich veranlagten Kosten lagen laut Renner aber schon bei 10,2 Millionen Euro, inklusive zusätzlicher kleinerer Maßnahmen zur Verbesserung der sicherheitstechnischen Ausstattung. Inzwischen peilt man 12,5 Millionen Euro an.

Zu Beginn des zweiten Bauabschnittes (Einrichtung von Lager- und Vorratsräumen sowie der Gefangenenbücherei) hätten weitere nicht vorhersehbare, aber erforderliche Maßnahmen die Bauarbeiten verzögert und die Kosten in die Höhe getrieben: die Sicherung der einsturzgefährdeten Gefängnisaußenmauer und Tiefergründungen.

Der JVA-Chef Jürgen Buchholz begrüßt die Vorteile des modernen Neubaus: "Er entspricht den heutigen Standards, die Abläufe lassen sich effektiver und zeitgemäßer gestalten. Das alte Gebäude hatte seine beste Zeit hinter sich, das neue ist nun nach aktuellen energetischen Standards gebaut." Im Neubau sei eine zeitgemäße Verpflegung der Gefangenen sichergestellt. Die Betriebe könnten zeitgemäße Arbeitsbedingungen bieten und besser strukturiert werden. Auch die Sicherheitstechnik habe man dem "Stand der Entwicklung" angepasst, so Buchholz. Arbeitsplätze seien aufgrund der Bauarbeiten weder bei den Bediensteten noch bei den Insassen weggefallen, so Buchholz. Sein Vorgänger Albert Stürmer hatte 2010 davon gesprochen, dass zumindest zeitweise 15 bis 20 Jobs für die Insassen weggefallen seien.

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