Geldautomat gesprengt Polizeiwache blockiert – so dreist gingen die Bargeld-Banditen in Bubenhausen vor

Zweibrücken · Vor ihrem Coup in Bubenhausen hatten sie das Tor der Wache in der Landauer Straße verriegelt.

Ein Tor versperrten die Automatensprenger, das andere übersahen sie.

Ein Tor versperrten die Automatensprenger, das andere übersahen sie.

Foto: Elisabeth Heil

Mit Mordsradau mitten in der Nacht einen – oder zwei – Geldautomaten zu sprengen, ist schon frech. Die Unbekannten, die am 24. Mai in Bubenhausen zugeschlagen hatten (wir berichteten), waren, wie jetzt bekannt wurde, aber noch einen Schritt weiter gegangen. Kurz vor der Tat hatten sie das Tor zum Hof der Polizeiwache in der Landauer Straße verschlossen. Mit einer Kette, oder eher, wie das Polizeipräsidium Westpfalz auf Nachfrage konkretisierte, mit einer Art „großem Fahrradschloss“ waren die beiden Flügel des Tores verbunden.

Allerdings habe dieses Husarenstück „zu keinen wesentlichen Verzögerungen geführt“. Zum einen, weil der Hof der Polizeiwache einen zweiten Ausgang hat. Zum anderen, weil zur Zeit der Tat, kurz vor vier Uhr nachts, ein Streifenwagen im Bereich Bubenhausen unterwegs war. Und dann war die Blockade am elektronischen Schloss mit Hilfe der Feuerwehr auch schnell beseitigt.

Sparkassen-Filiale in Bubenhausen nach Sprengung verwüstet – LKA-Experten entschärfen zweiten Sprengsatz

Die Täter hatten in der SB-Filiale der Sparkasse Südwestpfalz am Netto in Bubenhausen versucht, zwei Geldautomaten zu sprengen und dabei die Zweigstelle komplett verwüstet. Eine der Sprengladungen war nicht explodiert und musste später von Experten des Landeskriminalamtes (LKA) entschärft werden. Die Täter waren anschließend über das Saarland nach Frankreich geflüchtet. Weitere Angaben zum Stand der Ermittlungen wollte die Polizei am Montagmorgen nicht machen.

Die Polizei fahndet weiter nach einem Audi A6 mit belgischem Kennzeichen. Vermutlich sei an dem Wagen ein Reifen geplatzt. Bei dem zweiten Pkw handelt es sich um einen schwarzen BMW mit Münchner Kennzeichen. Das dritte Fahrzeug war ein VW Golf. Die Polizei geht von mindestens drei Tätern aus. Sie seien laut Zeugenangaben von sportlicher Statur, dunkel gekleidet gewesen und etwa 1,75 Meter groß.

Wohnmobil aus Belgien kommt Zeugen verdächtig vor – 20 Geldautomaten in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz gesprengt

Nach Merkur-Informationen soll die Polizei Zeugenhinweisen nachgehen, wonach ein paar Wochen vor der Sprengung in Bubenhausen nahe der Sparkasse ein belgisches Wohnmobil gesichtet worden sei, was im Nachhinein Zeugen verdächtig vorkam, die es der Polizei meldeten. Der auf dem Bubenhauser Kreisel abgestellte belgische Fiat Punto hatte hingegen wie berichtet laut Polizei nichts mit dem Überfall zu tun.

In diesem Jahr wurden in Rheinland-Pfalz bereits über 20 Geldautomaten gesprengt. Im vergangenen Jahr war es laut einem Bericht des Mainzer Innenausschusses 56 gewesen. Der Ausschuss hatte den Sprengungen einen eigenen Tagesordnungspunkt gewidmet. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA), heißt es im Bericht zur Sitzung, sind für die Sprengungen „fast ausschließlich professionelle niederländische Tätergruppierungen aus den Ballungszentren Amsterdam und Utrecht verantwortlich“. Aufgrund des hohen Anteils der Fälle in den westlichen Bundesländer deute alles darauf hin, dass die steigende Anzahl von Geldautomatensprengungen in Deutschland hauptsächlich auf intensive Präventionsmaßnahmen der Banken in den Niederlanden und der sich daraus ergebenden „Verlagerung der Tatgelegenheiten nach Deutschland“ zurückzuführen sei.

Runder Tisch macht konkrete Vorschläge zur Sicherung der Geldautomaten – Eine Maßnahme bereits umgesetzt

Wie dem Bericht zu entnehmen ist, gab es zum Thema Geldautomatensprengung auch schon einen Runden Tisch mit dem Bundesinnenministerium und der Deutschen Kreditwirtschaft. Dort wurden auch konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Banken ihre Automaten sichern können. Dazu gehören Nachtverschluss (von der Sparkasse sofort umgesetzt), die elektronische Überwachung der Zugänge, den Einsatz von Nebelsystemen, den Einsatz von Einfärbesystemen (daran arbeitet die Sparkasse noch), den mechanischen Schutz am Geldautomaten, die Videoüberwachung am Automaten und im Foyer, die Reduktion des Geldes im Automaten sowie eine individuelle Gefährdungs- und Risikoanalyse für den individuellen Standort.

Kontrolltag gegen Automatensprenger fördert nur andere Straftaten zu Tage

Unbekannte Täter hatten Mitte Mai gegen 3.45 Uhr in der SB-Geschäftsstelle der Sparkasse Südwestpfalz in Zweibrücken Bubenhausen (im Gebäude des Netto-Markts) einen Geldautomat gesprengt und den zweiten zu sprengen versucht.

Unbekannte Täter hatten Mitte Mai gegen 3.45 Uhr in der SB-Geschäftsstelle der Sparkasse Südwestpfalz in Zweibrücken Bubenhausen (im Gebäude des Netto-Markts) einen Geldautomat gesprengt und den zweiten zu sprengen versucht.

Foto: Markus Klein

Fast genau zwei Monate vor der Sprengung in Bubenhausen, am 24. März, hatte es einen landesweiten Kontrolltag zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen gegeben. Insgesamt wurden laut Innenministerium im Rahmen dieser Kontrollmaßnahmen 459 Fahrzeuge und 658 Personen kontrolliert. Dabei wurden zehn Straftaten, darunter sechs Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und vier Ordnungswidrigkeiten, etwa das Fahren unter Drogeneinfluss, festgestellt. Automatensprenger hatte man dabei jedoch nicht aufgetan. Trotz der kämpferischen Worte von Innenminister Michael Ebling: „Wir bekämpfen das Phänomen der Geldautomatensprengungen in Rheinland-Pfalz mit starken polizeilichen Kräften. Große Kontrollaktionen wie diese senden eine klare Botschaft an potenzielle Täter: Wenn du hier in Rheinland-Pfalz unterwegs bist und Böses im Schilde führst, hast du ein hohes Risiko, erwischt zu werden.“ Bei den Automatensprengern in Bubenhausen – und kurz zuvor bei denen in Hornbach, die weiterhin auf freiem Fuß sind – scheint diese Botschaft leider nicht angekommen zu sein.

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