Auto-Teststrecke sehr gut angelaufen

Zweibrücken · Nach etwa fünf Monaten zieht der neue Besitzer Triwo AG eine positive Zwischenbilanz zum Flughafen-Gelände. Für die Kfz-Teststrecke gibt es eine Vielzahl namhafter Nutzer. Der Hintergedanke von Triwo-Chef Peter Adrian: Einer davon wird Ankermieter auf dem Gelände.

 Die Landebahn des Zweibrücker Flugplatzes bietet viel Platz zum Testen. Foto: Triwo/pm

Die Landebahn des Zweibrücker Flugplatzes bietet viel Platz zum Testen. Foto: Triwo/pm

Foto: Triwo/pm

Das Kfz-Testcenter auf dem vormaligen Zweibrücker Flughafen ist sehr gut angelaufen. Das sagte Peter Adrian, Vorstand der Trierer Immobilienfirma Triwo AG, beim Merkur-Redaktionsgespräch. Der Triwo gehört das Gelände seit Dezember 2014. Nachdem bereits im Januar in puncto Kfz-Testungen auf der Ex-Landebahn drei Kontrakte mit Fahrzeugherstellern festgezurrt worden waren, berichtet Adrian nun von "einer ganzen Reihe" weiterer Testnutzern, deren Namen er nicht nennen wollte. Er sei aber zuversichtlich, dass man relativ zeitnah eine Vollauslastung erreiche. Dem Vernehmen nach zählen bisher mehrere namhafte Reifenhersteller oder Automobilzulieferer zu den Nutzern, mit einem namhafter Zweibrücker Spezialfahrzeughersteller hatte Adrian unmittelbar vor dem Besuch beim Merkur gesprochen. "Entscheidend ist hier weniger die Anzahl als der Umfang." Der Trend auch bei Auto- und Komponentenherstellern gehe dahin, ihre Probefahrten auf Spezialbahnen wie jetzt in Zweibrücken durchzuführen. Adrian: "Früher wurden viele solcher Tests auf normalen Straßen durchgeführt." Das sei auch infolge von Unfällen aber inzwischen zu riskant. Der Hintergedanke des Triwo-Chefs: Erst wird einem großen Testkunden und potentiellen Ankermieter der Zweibrücker Standort schmackhaft gemacht, in einem zweiten Schritt aus logistischen Gründen eine Ansiedlung dort nahegelegt, um quasi direkt vor der Haustür testen zu können. Ehe es soweit sei, müsse man allerdings die Anlage auch noch um Testvorrichtungen ergänzen, zum Beispiel eine sogenannte Fahrdynamikfläche, Kältekammern, Werkstattplätze sowie eine spezielle Asphaltoberfläche mit Markierungen. Der Ausbau solle "in den nächsten Monaten" erfolgen. Dass Boliden in Zweibrücken getestet werden, glaubt Adrian nicht - das sei nicht gewünscht, habe er früher in Mendig erfahren müssen. Das dortige Flugplatzgelände, das die Triwo auch gekauft und zur Teststrecke umgewandelt hatte, hatte auch das Formel-1-Team von Toyota um Fahrer Timo Glock genutzt. Adrian: "Alle waren darüber begeistert, doch dann war das so laut, dass sich eine Bürgerinitiative gegen den Lärm gründete." Die Dezibelzahl solcher Starts sei "deutlich über 100, das ist lauter als ein Flugzeugstart", schätzt Adrian.

Insgesamt plane die Triwo "langfristig" und habe kein "Exit-Szenario". Von fünf bis zehn Jahren Entwicklungszeit geht Adrian aus. "Ich denke, dass angesichts der Größe und des Potentials des Geländes 400 bis 500 Arbeitsplätze möglich sind." Ein relativ großer Teil der bisherigen Gebäude sei vermietet - im Januar hatte Adrian von 90 Prozent gesprochen. Problematisch sei die Umnutzung der bisherigen An- und Abfluggebäude. "Da haben wir noch keine konkreten Vorstellungen. Was wollen Sie auch mit dem Terminal machen? Im Zweifelsfall müssen wir es als große Halle nutzen", sagt Adrian. Auch ein Abriss sei aber denkbar, wenn ein Mieter genau dort ein neues Gebäude hinsetzen wolle.

Ein erstes Ideenkonzept mit möglichen baulichen Ergänzungen, das auch dem Merkur vorliegt, habe man der Gemeinde vorgestellt. Das sei Grundlage für die weitere Bebauungsplanentwicklung. Die Vorhaben sollen auch der Bevölkerung vorgestellt werden, etwa in einer öffentlichen Stadtrats- oder Ausschusssitzung. Die Pläne sehen weiterhin die Säulen "Gewerbegebiet", "Flugbetrieb, Freizeit und Event /Gewerbe" und "Kfz-Testentwicklung/Gewerbe" vor. Fürs Gewerbegebiet gebe es "konkrete Anfragen", so Adrian, ohne Namen zu nennen. Ob dies Firmen seien, die vorher ins Fachmarktzentrum Truppacher Höhe wollten? Das weiß Adrian nicht. Der Triwo-Chef: "Sie würden aber auch dort hin passen. Wir stehen mit dem Gebiet in Konkurrenz." Bei der zweiten Säule sehe man das Gelände am Wochenende für eine Freizeitnutzung vor. Konkreter könne er in dem Punkt erst Anfang Juni werden. Auch eine mögliche Nutzung für Konzerte - man denke an das Pur-Konzert von 1998 mit 30 000 Besuchern - oder Festivals seien möglich, eine konkrete Anfrage gebe es aber bisher nicht. Der bisherige Eindruck des neugekauften Zweibrücker Areals sei "sehr positiv", lobt Triwo-Geschäftsführer Adrian: "Wir hatten die Stimmung in der Westpfalz schlechter erwartet. Da denkt man, das wird schwierig." Doch das habe sich relativiert. Mit dem Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann, Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jürgen Gundacker, Landrat Hans Jörg Duppré und Regierungsvertretern habe man bisher konstruktiv zusammengearbeitet. Niedrigere Hürden und eine besondere Hilfe von Seiten des Landes, das nach der Flughafen-Insolvenz ja etwa einen 25-Punkte-Programm zur Stärkung der Region aufgelegt hatte, spüre er aber nicht. "Bei Ansiedlungen kann man aber auch wenig helfen, das müssen wir selbst hinkriegen", sagt Adrian. Sollte es ein Problem geben - etwa bei der Genehmigung des Verkehrssonderlandeplatzes (wir berichteten gestern) - sei er aber überzeugt, Innenminister Roger Lewentz "würde uns helfen". Der Faktor Grenznähe spiele hingegen keine positive Rolle, französische Unternehmen für eine Ansiedlung zu gewinnen sei wegen der Sprachbarriere schwierig. Auch dass im Bereich des ehemaligen Flughafens erweiterte Sonntagsöffnungszeiten gelten, spiele für die Triwo keine Rolle. "Wir planen ja jetzt und künftig keinen Einzelhandel."

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Am RandeKritiker hatten nach dem Erwerb des Flughafen-Geländes gemutmaßt, Triwo habe mit Kauf ein Schnäppchen gemacht, möglicherweise durch den Verkauf von Inventar wie Röntengerät einen Teil des Kaufpreises zurück oder sogar Gewinn erzielt. Triwo-Chef Peter Adrian nimmt das gelassen und sagt lächelnd: "Es gibt immer Kritiker und Leute, die alles besser wissen." Über den Kaufpreis sei mit dem Insolvenzverwalter Stillschweigen vereinbart worden. Adrian ist aber nach eigener Aussage mit den Konditionen zufrieden, für die Triwo das Areal erstanden hat: "Jetzt müssen wir was draus machen." ek

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