Werke von Volkhard Gabriel und Christa Witte in der Zweibrücker Schloss-Apotheke Fotografie trifft Scherbenkunst

Zweibrücken · In Zeiten, da Ausstellungen nicht möglich sind, freuen sich Künstler doppelt, ihre Kunst in Schaufenstern zu präsentieren. In der Zweibrücker Schloss-Apotheke trifft aktuell Fotografie auf Scherbenkunst, präsentiert von dem Zweibrücker Foto-Künstler Volkhard Gabriel und der saarländischen Künstlerin Christa Witte.

 Christa Witte und Volkhard Gabriel mit zwei ihrer aktuell in der Zweibrücker Schloss-Apotheke ausgestellten Werke. Noch bis Ostern sind diese dort zu sehen.

Christa Witte und Volkhard Gabriel mit zwei ihrer aktuell in der Zweibrücker Schloss-Apotheke ausgestellten Werke. Noch bis Ostern sind diese dort zu sehen.

Foto: Cordula von Waldow

„Volkhard hat einen anderen Blick.“ Seine Wahrnehmung, die „besondere“ Perspektive, die er glasklar und messerscharf zum Ausdruck bringt, faszinieren Christa Witte. Kennen gelernt haben sich die plastische Scherbenkünstlerin aus Saarbrücken-Fechingen und der Maßweiler Fotokünstler bei der ArtCamp 2019, der großen Ausstellung „Kunst und Künstler im Zelt“ bei Möbel Martin in Zweibrücken. Künstler aus der weiten Region präsentierten sich dort mit ihren ganz unterschiedlichen Werken.

Das Ziel, nicht nur die Vielfalt zu demonstrieren, sondern auch Symbiosen und Netzwerke zu schaffen, ging im Fall Christa Witte und Volkhard Gabriel auf. Die beiden waren nicht nur angetan von den Kunstwerken des jeweils anderen, sondern auch von der Persönlichkeit. „Wir hatten viel Spaß miteinander“, erinnern sie sich. Schnell kam die Idee einer gemeinsamen Ausstellung mit den so unterschiedlichen Kunstobjekten auf.

Während Volkhard Gabriel seine Fotografien mit und ohne Rahmen ausstellt, ergänzt die pensionierte Kunsterzieherin, deren Ausstellungen saarlandweit und bis nach Frankreich oder Luxemburg Kunstliebhaber begeistern, diese farblich abgestimmt mit ihren so ganz unterschiedlichen Objekten. Passend zur Jahreszeit, hatte sich der gelernte Handwerker für Winterimpressionen vom Wasserschaupfad bei Thaleischweiler und aus Maßweiler, wo er aktuell wohnt, entschieden. Christa Witte lockerte die acht Fotografien auf mit vier ihrer Scherbendesigns.

„Dass sie aus etwas Kaputtem noch etwas machen kann und dann etwas so Schönes“, begeistert Volkhard Gabriel nach wie vor. Upcycling für Geschirr, Keramik, Fliesen oder Glas und „handwerkliche Kunst“, wie der semi-professionelle Fotograf es nennt.

Begonnen hat die Künstlerin, die neben ihrem Lehrerberuf Zeit ihres Lebens auch selbst kreativ gewirkt hat, mit Mosaikkursen in Saarbrücken und Frankreich. Doch das Zweidimensionale, bei dem bunte Scherben lediglich bildhaft auf eine Grundfläche aufgeklebt werden, waren der kreativen 63-jährigen Saarländerin bald zu langweilig. Sie berichtet: „Ich bin auf die Idee gekommen, Scherben dreidimensional aufzubauen.“ Autodidaktisch erarbeitete sie sich Figuren, die rein aus sich selbst heraus, ohne Hilfsaufbau, Standfestigkeit erlangen.

Fasziniert von der Kultur der Mayas, experimentiert sie gerne mit Figuren, die sie diesem Bereich zuordnet. Ein Beispiel ist der Schamane im Apotheken-Fenster, dessen Gestaltung auf den Scherben zerbrochener Kuchenteller in unterschiedlichen Farben und Designs sich selbst für Laien gut nachvollziehen lässt. Die Farbe blau, passend zu den glitzernden Wasser- und Eisfotografien und dem klaren Winterhimmel, findet sich auch in der Vogeltränke aus Scherben oder in der glänzenden Mosaikkugel für Haus oder Garten.

Ihr Material – anfangs waren es beschädigte Fliesen, mittlerweile die schönsten Stücke von Polterabenden, zerschellte oder ausrangierte Lieblinge ihrer Freunde und Bekannten – erhält sie heute aus ihrem weiten Umfeld und ergänzt es mit selbst gesammelten Ästen, Steinen, Pflanzenteilen aus der Natur sowie verrosteten Eisenteilen. So kann sie bei ihrer Arbeit stets aus dem Vollen schöpfen.

„Mangel an Masse“ kann auch Volkhard Gabriel nicht beklagen. Der 59-jährige Autodidakt ist seit mehr als 40 Jahren „der Mann hinter der Kamera“ und fotografiert alles, was ihm interessant vor die Linse kommt. Stundenlang harrt der Pressewart der VT Niederauerbach bei Eiseskälte, Nacht und Nebel oder in Sonnenglut aus für „das besondere Bild“. Dazu gehören die Leuchtstreifen eines Zuges an einem Bahnübergang in Contwig ebenso, wie Nachtaufnahmen im Straßenverkehr, besondere Architektur-Perspektiven, Sportereignisse oder eben die Vielfalt der Natur.

„Ich sehe die Welt mit anderen Augen und lasse andere daran teilhaben“, beschreibt er seine Motivation. Die Bilder entstehen rein in der Kamera, ohne diese am Computer zu verändern oder zu verfremden. Längst ist Gabriel ein gefragter Mann, gewann 2011 die Auszeichnung des Landessportbundes Rheinland-Pfalz für das beste Amateursportfoto vom damaligen Grasbahnrennen, und hatte ein Foto vom Kinokreisel im „Archipendium 2013“, einem limitierten Architekten-Kalender. Er bringt die Besucher seiner Ausstellungen mit seiner Vielfalt von Weitwinkel und verfremdendem Fischauge bis zum detailgetreuen Makro regelmäßig zum Staunen.

Neben großen Ausstellungen sind seine Fotografien regelmäßig in der Schloss-Apotheke am Zweibrücker Schlossplatz zu bewundern. Aktuell lässt die besondere Mischung von fallendem neben gefrorenem Wasser vor lauter Faszination fast die Kälte vergessen. Noch bis Ostern sind diese Werke von Christa Witte und Volkhard Gabriel dort zu bewundern. Was danach folgt, will der Fotokünstler noch nicht preisgeben. „Vielleicht der Jahreszeit angepasst Blumen“, sinniert er und lädt ein: „Einfach mal vorbeischauen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort