Ausnahmeregelung für den Flughafen?
Zweibrücken · Am 3. November wird voraussichtlich die letzte Maschine vom Zweibrücker Flughafen abheben – wenn nicht noch eine Finanzlücke von 110 000 Euro geschlossen wird. Die ansässigen Firmen scheinen wenig gewillt, in die Bresche zu springen.
"Die ersten Reaktionen sind sehr gemischt. Sie reichen von ‚Können uns das vorstellen' bis zu ‚Kommt nicht infrage'." So kommentiert Insolvenzverwaltungssprecher Sebastian Brunner, wie sich die ersten der 70 angeschriebenen Firmen gestern zur Idee eines "Solidaritätszuschlags" von 110 000 Euro geäußert haben. Diesen hatte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Montag in einem Schreiben gefordert, damit die Kosten für den Flugbetrieb für November gedeckt werden (wir berichteten). 70 Firmen waren angeschrieben worden, die in einer "Leistungsbeziehung zum Flughafen" (Brunner) stehen, die also dort ansässig sind, etwa Flugzeuge untergestellt haben, Mieten oder Beiträge an die Flughafengesellschaft zahlen. Bis Freitag, 24. Oktober, haben diese Zeit, um zu zahlen, Beiträge von "wenigen hundert Euro bis 12 000 Euro " - jeweils ein Vielfaches der Standardmiete, wie Brunner erläutert. Ob schon Geld auf dem eingerichteten Konto eingegangen sei, konnte er nicht sagen. Manche Firmen hätten auch Gesprächsbedarf angemeldet. Der Sprecher: "Dem wollen wir nachkommen und weitere Informationen geben." Rolf Mailänder, Quality-Manager bei der Firma Aviation Technik, plädiert für einen Runden Tisch zwischen Insolvenzverwalter und den 70 Firmen, bei dem diese auch ihre Anliegen erläutern und ihren Bedarf darstellen könnten. Mailänder glaubt, dass durch dabei erarbeitete Anpassungen die fehlende Summe von 110 000 Euro reduziert werden könnte. Als Beispiel nennt er das Einrichten einer Kontrollzone, die nur nach Bedarf aktiviert wird.
Die Idee eines Runden Tisches hält Insolvenzverwaltungssprecher Brunner aber aus "unseren Erfahrungen für schwierig", auch in puncto Terminfindung, außerdem sei ein Mitarbeiter des Insolvenzverwalters schon jetzt im Flughafen-Büro jederzeit "für Anfragen erreichbar". Sollten die 110 000 Euro nicht zusammenkommen, würde der Flugbetrieb ab dem 3. November enden: Dann hebt um 19.15 Uhr eine Tailwind-Maschine nach Antalya ab, Tuifly startet zuvor um 14.25 Uhr zum letzten Mal nach Fuerteventura. Laut Brunner habe Tailwind allerdings vier weitere Flüge jeweils montags und freitags bis 21. November angemeldet. Ob diese stattfinden, sei noch unklar. Man wolle mit den Behörden erreichen, dass die Fluggenehmigung nicht ab November erlösche, sondern nur ruhe. Zu dieser Ausnahmeregelung könne es kommen, "wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Flughafen als Flughafen weitergenutzt werden kann". Starts und Landungen der ansässigen Firmen wären dann im Einzelfall zu genehmigen, so Brunner. Sollte der Flugbetrieb aus Geldmangel eingestellt werden und sich kein Investor finden, der ihn aufrechterhält, würde der Insolvenzverwalter "nach alternativen Verwertungsoptionen suchen" (Brunner).
Meinung:
Der letzte Versuch . . .
Von Merkur-RedakteurMichael Klein
Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger", lautet ein satirischer Sinnspruch, der inzwischen an vielen Bürotüren prangt. Wahrscheinlich auch an der des Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner, der exakt ein solches Wunder vollbringen soll. Nicht mehr und nicht weniger nämlich wäre die Rettung des Flughafens Zweibrücken beziehungsweise der gesicherte Fortbestand der Starts und Landungen.
Dass die Investoren dafür nicht gerade Schlange stehen, weil sie dann nämlich auch noch nachträglich für die Nutzung der bestehenden Infrastruktur zur Kasse gebeten würden, hat Plathner in der zurückliegenden Zeit erfahren. Und doch ist es gerade die Zeit allein, die ihm helfen kann. Wenn es ihm gelingt, den Flugbetrieb möglichst lange aufrecht zu erhalten, dann kann er reden, verhandeln und werben.
Ohne Geld aber geht dies nicht und allein kann er die notwendige Summe nicht aufbringen. Weshalb es so aussieht, dass nach dem 3. November Ultimo ist. So lange steht Tuifly finanziell noch für den Airport gerade.
Was dann kommt? Vermutlich nichts (mehr)! Denn Plathner hat jetzt augenscheinlich seinen letzten Pfeil verschossen. Sein Bettelbrief an die mit dem Flughafen verbundenen Firmen ist ein letzter, vermutlich leider untauglicher Versuch, das zu schaffen, was wahrscheinlich gar nicht zu schaffen ist. Rund 110 000 Euro braucht er für den November. Nicht gerade ein Pappenstiel, um den da gebettelt wird. Dass dabei vom Bittsteller noch handwerkliche Fehler gemacht wurden, indem auf das persönliche Gespräch verzichtet und wichtige Informationen nur unzureichend oder gar nicht gegeben wurden, macht alles nicht leichter. Das Betteln nicht. Und das Retten erst recht nicht!
Zum Thema:
Am RandeDie schriftliche Entscheidung der EU-Kommission zur Rückforderung unrechtmäßig geflossener Beihilfen von 50 Millionen Euro liegt dem Mainzer Innenministerium nun schriftlich vor. Das sagte Sprecher Christoph Gehring gestern auf Merkur-Anfrage. Man habe sie an den Insolvenzverwalter weitergeleitet. Sobald diese eintrifft, wolle man die Erfolgsaussichten einer Klage prüfen, so Insolvenzsprecher Sebastian Brunner. Wie lange diese Prüfung dauern wird, lasse sich aktuell nicht abschätzen. ek