Flugplatz Zweibrücken Aus Matterhorn-Höhe nach Zweibrücken

Zweibrücken · Aus rund 4500 Metern geht’s beim „Pink Boogie“ für die Fallschirmspringer in Formation Richtung Erde.

 Die Skyvan SC 7 wird immer noch „Pink Skyvan“ genannt, obwohl sie nicht mehr wie früher pink gestrichen ist.

Die Skyvan SC 7 wird immer noch „Pink Skyvan“ genannt, obwohl sie nicht mehr wie früher pink gestrichen ist.

Foto: Volker Baumann

„Keine Angst, wenn die Ladeklappe nach dem Aussteigen der Springer aufbleibt, das ist normal so – nur nicht abschnallen und nachspringen“, scherzt Pilot Marc Duysen bei der Einweisung des Merkur-Reporters im Laderaum seines Skyvan SC 7. Marc Duysen brachte von vergangenem Donnerstag bis Sonntag in regelmäßigen Abständen mit der auch „Pink Skyvan“ genannten Spezialmaschine Fallschirmspringer vom Triwo-Flugplatz Zweibrücken in kurzer Zeit in so luftige Höhen, dass es da oben schon mal gut 20 Grad kühler ist als am Boden.

Matterhorn-Höhe könnte man den Höhenvergleich ziehen – und das in sage und schreibe zwölf Minuten „Aufstiegstour“. Die rund 2000 PS der doppelmotorigen Maschine leisten dabei ganze Arbeit, wenn Pilot, Copilot, 24 Springer und ein neugieriger Journalist mit ihr gen Himmel aufsteigen.

„Zum Druckausgleich am besten auf einem Kaugummi kauen“, hat der Pilot noch als Ratschlag parat. Da in der Maschine, die einfach nur zweckmäßig als eine Art große Kiste unterwegs ist, kein Druckausgleich herrscht, kann Ungeübten vor allem der Sinkflug, nach dem Aussteigen der Springer, Probleme bereiten: Mit 30 Metern pro Sekunde drückt Duysen das leere Flugzeug bei geöffneter Heckklappe in Richtung Erde, wo er fast zeitgleich mit den Springern schon wieder auf der Landebahn aufsetzt. Ein echt geniales Abenteuer. Außer einem leichten Knacken in den Ohren, hat das empfohlene Kaugummi beim Merkur-Reporter tatsächlich seinen Zweck erfüllt.

Warum bleibt die Heckklappe offen? „Die Springer öffnen sie bei grünem Signallicht selbst und springen auch in eigener Regie. Eine zusätzlicher Schließmechanismus würde schon wieder zu viel Gewicht und damit weniger Passagiere bedeuten“, erläutert der Profipilot aus Flensburg, der seit elf Jahren fliegt und seit zwei Jahren mit dem „Pink Boogie unterwegs ist, wie das private Fallschirmspringer-Event genannt wird.

Zurück in den Laderaum. Dort herrscht nach dem Einsteigen von 24 Springern in voller Montur drangvolle Enge, aber auch ausgelassener Austausch über das, was gleich auf 4500 Metern Höhe abgeht. Zehner-, Vierer-, Dreiergruppen, Duos und Einzelspringer verlassen das Flugzeug mit kurzem „Zisch und weg“, bevor der freie Fall etwa in 1000 Metern Höhe durch den Fallschirm gebremst wird.

Wegen der ständigen Gewichtsänderung muss der Pilot beim Ausstieg der Springer die Maschine immer wieder leicht korrigieren. Michelle aus Frankfurt ist schon hunderte Male gesprungen, allerdings seit Neuestem erst mit einem so genannten „Wingsuit“ wie ein großer Vogel am Himmel unterwegs. „Mit dem Flügelanzug fühlt man sich tatsächlich frei wie ein Vogel und kann den ‚Landeanflug‘ noch verlängern“, schwärmt sie von der abenteuerlichen Art ihrer Überwindung der Schwerkraft.

Pink Boogie – das ginge nicht ohne Walter Schwab. Schwab organisiert Pink Boogies seit 30 Jahren und zählt zu den Urgesteinen der Boogies. Er organisiert, klärt Probleme, unterhält die Springer und Gäste. Ist von früh bis spät am Platz, hält Kontakt zur Flugleitung und dem Piloten. Viele Fallschirmspringer aus ganz Europa treffen sich bei den Pink Boogies, um aus einer Pink Skyvan (sie ist mittlerweile nicht mehr pink, sondern hat ein Gesicht) zu springen, entweder alleine oder in Gruppen als Formation. Dabei gibt es Fallschirmspringen in allen Variationen. Tandemmaster nehmen Gäste mit, die einen Fallschirmsprung erleben wollen, ohne die komplette Ausbildung zu durchlaufen.

„Unsere Attraktivität ist es halt, möglichst viele Springer, auch stehend, in kurzer Zeit auf große Höhe bringen zu können, und das in kurzen Abständen“, erläutert Schwab, selbst 1600 Sprünge auf dem Buckel, sein Konzept – „und wir wollen natürlich Werbung für den Zweibrücker Flugplatz machen“, ist er von dessen Qualität überzeugt. Flugplatz-Betreiber Triwo und der Verein Flughafenfreunde Zweibrücken waren deshalb am Wochenende beim dreitägigen Fest auch mit im Boot und Walter Schwab zufrieden ob der vielen Anmeldungen zum Springen.

Jürgen Gerlach aus Blieskastel, in den achtziger Jahren noch mit der Ur-Pink in die Luft gegangen und gesprungen, ist noch immer fasziniert von dem luftigen Sport. „Die Sehnsucht bleibt, und als ich die Triebwerke zuhause über unserer Terrasse gehört habe, hat’s mich sofort nach Zweibrücken gezogen. Skyvan gesehen und ab die Post“, beschreibt er seine Emotion am Wochenende.

Walter Schwab verrät zum Schluss: „Im Oktober wollen wir uns an einen Rekordversuch wagen. Ein 40er Head-Down“. Bedeutet: 40 Springer kopfüber hintereinander aufgereiht im freien Fall. „Bakerman“ von Laid Back lässt grüßen.

 Mit 30 Metern pro Sekunde sinkt die zweimotorige Maschine wieder zur Landebahn – auch für den nicht mit dem Fallschirm abgesprungenen Merkur-Reporter ein aufregende Erlebnis.

Mit 30 Metern pro Sekunde sinkt die zweimotorige Maschine wieder zur Landebahn – auch für den nicht mit dem Fallschirm abgesprungenen Merkur-Reporter ein aufregende Erlebnis.

Foto: Volker Baumann
 Keine Fledermaus, sondern Michelle aus Frankfurt in einem „Wingsuit“.

Keine Fledermaus, sondern Michelle aus Frankfurt in einem „Wingsuit“.

Foto: Volker Baumann
 Wegen der ständigen Gewichtsänderung muss der Pilot beim Ausstieg der Springer die Maschine immer wieder leicht korrigieren.

Wegen der ständigen Gewichtsänderung muss der Pilot beim Ausstieg der Springer die Maschine immer wieder leicht korrigieren.

Foto: Volker Baumann

www.pink-zw.de

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