Aus für Sinn-Leffers in Zweibrücken

Zweibrücken. Jetzt ist es heraus: Die Sinn-Leffers-Filiale in Zweibrücken schließt am 28. Februar kommenden Jahres. Bereits gestern nach 17 Uhr waren die Türen des Geschäfts in der Hallplatz-Galerie wegen einer Betriebsversammlung zu. Geschäftsführer Rüdiger Kemmler (Foto: pm) teilte den über 30 Mitarbeitern die traurige Nachricht mit. Alle werden ihren Arbeitsplatz verlieren

Zweibrücken. Jetzt ist es heraus: Die Sinn-Leffers-Filiale in Zweibrücken schließt am 28. Februar kommenden Jahres. Bereits gestern nach 17 Uhr waren die Türen des Geschäfts in der Hallplatz-Galerie wegen einer Betriebsversammlung zu. Geschäftsführer Rüdiger Kemmler teilte den über 30 Mitarbeitern die traurige Nachricht mit. Alle werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Über die Zukunft Kemmlers und der Geschäftsleiter der weiteren 23 Filialen, die die Textilkette bundesweit schließen will, soll in der kommenden Woche entschieden werden. Das teilte Kemmler gestern Abend dem Pfälzischen Merkur auf Anfrage mit. "Die Stimmung bei der Betriebsversammlung war gedrückt", sagte Kemmler. Trotzdem hätten die Mitarbeiter die Nachricht gefasst aufgenommen. "Aber einige werden schon noch daran zu knabbern haben." Morgen soll der Geschäftsbetrieb wie gewohnt weitergehen.Im August hatte Sinn-Leffers einen Insolvenzantrag gestellt. Seitdem ging die Angst in den 47 Filialen des in Hagen ansässigen Bekleidungshauses um (wir berichteten). Gestern gab der Konzern seine Streichliste bekannt: "24 Häuser werden Ende Februar geschlossen", erklärte Pressesprecher Jörg Nolte. "Dabei ist auch Zweibrücken." Die Wirtschaftlichkeit sei das entscheidende Kriterium gewesen, sagte Nolte. Dabei vor allem die Höhe der Mieten.

Oberbürgermeister Helmut Reichling (Foto: pm) reagierte bestürzt auf die Nachricht von der Schließung des größten Einzelhandelsbetriebs in der Zweibrücker Innenstadt: "Ich bedauere das sehr." Seine Stabstelle Wirtschaftsförderung habe alles getan, um das bereits seit dem Jahr 1900 in Zweibrücken ansässige Bekleidungshaus in der Stadt zu halten "Wir waren im permanenten Kontakt mit dem Insolvenzverwalter", sagte Reichling. Deshalb wunderte er sich, dass er den Beschluss für die Schließung der Zweibrücker Filiale aus den Medien erfahren musste.

Dass sich kein Nachmieter für den größten Laden in der Hallplatz-Galerie findet, glaubt der Wirtschaftsfachmann und Betriebswirtschaftsprofessor unterdessen nicht. Die Lage sei interessant und auch das Umfeld stimme. So sei die Hallplatz-Galerie bis zum Jahresende komplett mit Geschäften besetzt und außerdem hätten Investoren durch das kürzlich vom Stadtrat beschlossene Einzelhandelskonzept Planungssicherheit, das die Geschäfte in der Innenstadt vor einer Ausweitung großflächigen Einzelhandels auf der grünen Wiese schützen soll. Allerdings sei die Neuvermietung der Geschäftsräume die Sache der Betreiberfirma der Hallplatz-Galerie und die Stadt könne nur beratend und vermittelnd zur Seite stehen. Dabei müsse ganz besonders darauf geachtet werden, dass "der Laden reinkommt, der die meisten Leute reinbringt".

Stadtmarketing-Leiterin Annette Hübschen (Foto: pm) bezeichnet dies als große Herausforderung. Trotzdem gibt sie sich vorsichtig optimistisch. Die Galerie habe ein eigenes Parkhaus, der Laden sei großflächig, ohne große Umbaumaßnahmen unterteilbar und in ihm könnten deshalb auch mehrere Geschäfte entstehen. "Aber ein Textilhaus mit Vollsortiment werden wir wohl nicht mehr bekommen", bedauert die Stadtmarketingleiterin.

Dass sich in den frei werdenden Geschäftsträumen ein großes Kaufhaus wie Peek & Cloppenburg, Karstadt oder Hertie ansiedelt, glaubt auch Sinn-Leffers-Geschäftsleiter Rüdiger Kemmler nicht. Das gebe der Markt nicht her. Kemmler sieht auf Zweibrücken als Einkaufsstadt schwierige Zeiten zukommen, wenn Sinn-Leffers Ende Februar schließt. "Die Auswirkungen auf die Stadt möchte ich mir gar nicht ausmalen", sagte er.

"Für die Einkaufsstadt ist das eine wenig erfreuliche Nachricht und schlimmer als erwartet", reagierte der Vorsitzende der Initiative Zweibrücken, Bernd Neuhardt. Auch wenn es die Stadt schwer treffe, müsse der Blick nach vorne gehen, sagte Neuhardt. Deshalb schlug er einen runden Tisch mit allen Beteiligten vor. An dem Tisch sollten die Stadt, das Stadt-Marketing, der Handel, die Werbegemeinschaft und der Galeriebetreiber sich Gedanken über die Zukunft machen. Denn die "Attraktivität der Einkaufsstadt muss erhalten bleiben". Um die Kunden in Zweibrücken zu halten, müsse ein "Magnetbetrieb" in die Galerie kommen.

Nicht überrascht war der Vorsitzende des Zweibrücker Einzelhandelsverbands und der Werbegemeinschaft, Mario Facco, vom Weggang von Sinn-Leffers aus Zweibrücken: "Das war abzusehen." Es sei "tragisch für die Einkaufsstadt". Aber die bestehe nicht nur aus Sinn-Leffers, sondern aus vielen Händlern, die ihren Teil zur Attraktivität beitrügen. Jetzt müssten alle helfen, einen Leerstand zu vermeiden. > Seite 7: Bericht

Meinung

Katastrophe für die City droht

Von Merkur-Redakteur Manuel Görtz

Um es ganz deutlich zu sagen: Mit der Schließung der Sinn-Leffers-Filiale geht nicht nur eine über hundertjährige Ära zu Ende und 30 Menschen müssen sich arbeitslos melden. Die Zweibrücker Innenstadt verliert auch ihr einziges Kaufhaus. Deshalb müssen nicht nur die Geschäfte in der Hallplatz-Galerie um ihre Zukunft bangen, wenn nicht schleunigst ein gleichwertiger Ersatz für den Kundenmagneten in der Unterstadt gefunden wird. Zweibrücken als Einkaufsstadt ist in großer Gefahr. Bereits seit Monaten versuchen Gewobau und Stadtmarketing händeringend, die leer stehenden Läden im City-Outlet in der ehemaligen Kaufhalle zu füllen. Doch nun zeichnet sich ein Verlust ab, der das alles in den Schatten stellt. Selbst wenn es gelingt, die riesige Ladenfläche in der Hallplatz-Galerie zu unterteilen und dort mehrere neue Geschäfte anzusiedeln, so werden die nur schwerlich so viele Kunden anziehen wie Sinn-Leffers mit seinem Voll-Textilsortiment. Deshalb müssen jetzt Stadt, Galeriebetreiber und Einzelhändler ganz schnell einen Krisenstab bilden, um eine Katastrophe für die Innenstadt zu vermeiden.

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