Auf zu neuen Ufern

Zweibrücken · Treppenstufen am Rathaus runter zum Schwarzbach, ein Freilegen des Bleicherbachs und eine Strandbar am Biergarten – das sind zentrale Ideen der gestern Abend vorgestellten Machbarkeitsstudie „Stadt am Wasser“. Auch die Bürger sollen mitreden.

 Neben der Brücke vom Hall- zum Herzogplatz soll man künftig auf einer Treppe zum Schwarzbach laufen und sitzen können. Das hatte schon das Bauamt im Mai vorgeschlagen.

Neben der Brücke vom Hall- zum Herzogplatz soll man künftig auf einer Treppe zum Schwarzbach laufen und sitzen können. Das hatte schon das Bauamt im Mai vorgeschlagen.

Foto: lf/pma

Die "Stadt am Wasser" ist gestern im Zweibrücker Stadtrat einen großen Schritt vorangekommen. Zwar gab es keine Abstimmung - doch nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie zeichnete sich eine breite Mehrheit dafür ab, das Projekt zu verwirklichen. Details sollen in Ausschüssen sowie in Workshops mit Bürgern diskutiert werden.

Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) sagte: "Wenn man durch die Stadt geht, sieht man vieles, um das uns andere beneiden, wie die Grünachse und die Sport- und Freizeitanlagen mitten in der Stadt." Das dadurch entstehende "Lebensgefühl" spiele auch für Unternehmensansiedlungen eine Rolle. "Ein Pfund, mit dem man wuchern kann in unserer Stadt, ist aber noch nicht genutzt: das Wasser." Deswegen stellte Landschaftsarchitektin Ute Züge vom Kaiserslauterer Büro LAUB (das bereits die Isenach-Renaturierung in Bad Dürkheim geplant hatte) unter dem Titel "Stadt am Wasser" eine "Machbarkeitsstudie zur ökologischen Aufwertung und Aktivierung des Schwarz- und Bleicherbaches" vor. LAUB schlägt drei Maßnahmen vor.

Erstens: Treppenstufen vom Rathaus hinunter zum Bleicherbach, um diesen zugänglich zu machen und so auch den Herzogplatz zu beleben. An der denkmalgeschützten Platanenallee gebe es keine Änderungen.

Zweitens: Am Bleicherbach (Bereich Kleiner Exe) sollen Gewässer und Freiflächen großflächig umgestaltet werden, etwa mit einem "Gewässerpfad am Schlossgartenweg". Die Uferbefestigungen sollen zurückgebaut werden, um dem Wasser mehr Raum zu geben. Der Bleicherbach sei hier heute weitgehend zugewuchert und unsichtbar. Ein Gehölzrückschnitt bedeute aber auch eine ökologische Aufwertung: neuen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Nahe des Gymnasiums stellen sich die Planer einen Wasserspielplatz vor, eventuell mit Strandbereich. Da der Bleicherbach hochwasserfrei ist, sei dies problemlos möglich.

Drittens: Am Schwarzbach im Bereich Biergarten am Campingplatz wäre eine Strandbar mit Sandfläche und Hängematten möglich. Die Gewobau als Biergarten-Eigentümer denke diesbezüglich sogar an eine Strandbar auf einer Insel, dies müsse aber "weiter überdacht und mit den Genehmigungsbehörden diskutiert werden", sagte Züge. Am Freibad könne man vielleicht "ein Seitengerinne einrichten", also eine Bach-Abzweigung mit Spielmöglichkeiten wie einen Matschplatz. An der Fischtreppe schlägt die Landschaftsarchitektin vor, die Buswendeschleife zu verkleinern und dadurch einen neuen Aufenthaltsplatz mit Infotafeln zu schaffen.

Hohe Priorität haben laut Züge die ersten beiden Maßnahmen - aus städtebaulichen beziehungsweise ökologischen Gründen.

Die Stadt rechnet bei grob geschätzt 1,5 Millionen Euro Gesamtkosten mit bis zu 90 Prozent Zuschüssen, soweit es sich um eine ökologische Aufwertung im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie handelt.

Zu Details gab es von Ratsmitgliedern zwar die eine oder andere kritische Frage. Grundsätzlich war die Begeisterung aber groß. CDU-Fraktionschef Christoph Gensch sprach von einem "tollen Projekt, da sollten wir chancenorientiert rangehen". SPD-Fraktionschefin Sabine Wilhelm sprach von einer "einmaligen Chance für unsere Stadt, attraktive Erholungsräume zu schaffen". Linken-Chef Matthias Nunold erinnerte: "Alle von uns waren bei dem Besuch in Bad Dürkheim begeistert. Es wäre hervorragend, wenn wir zehn Prozent davon bei uns umsetzen könnten." Grünen-Chef Norbert Pohlmann lobte die "sehr frischen Ideen, wir müssen auch schaffen, dass die Bevölkerung so begeistert dabei ist wie in Bad Dürkheim ". Zweibrücken habe mit Fußgängerzone und Alexanderplatz gerade "die Innenstadt aufgewertet, da müssen wir jetzt weitermachen - und das ist hier mit überschaubaren Mitteln erreichbar".

Grundsatzfragen wie "Brauchen wir das? Ist das wirklich notwendig?" stellte nur Ingrid Kaiser. Die FDP-Fraktionschefin äußerte Bedenken, ob man angesichts der heute schon attraktiven Grünachse hierfür überhaupt noch Geld ausgeben müsse. Oberbürgermeister Pirmann rüffelte Kaiser: "So negative Ansätze finde ich nicht gut. Das ist wie bei Ihrer Fraktion bei der Fußgängerzone - und heute finden die alle gut. Man muss auch mal den geistigen Mut haben, in Vorlage zu treten!" Auch bei vielen Ratskollegen stieß Kaiser auf Protest.

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