Auf den Spuren Hermann Dinglers

Zweibrücken · Leben und Wirken von Hermann Dingler als Wissenschaftler und Forschungsreisender wurden beim Vortragsabend des Historischen Vereins mit Professor Helmut Reichling als Gastreferent beleuchtet.

 Helmut Reichling bei seinem Vortrag vor vielen interessierten Zuhörern im Kapellenraum der Karlskirche. Foto: Volker Baumann

Helmut Reichling bei seinem Vortrag vor vielen interessierten Zuhörern im Kapellenraum der Karlskirche. Foto: Volker Baumann

Foto: Volker Baumann

Für fast alle geschichtsinteressierten Zweibrücker ist der Name Dingler ein Begriff. Christian Dingler, der Gründer der einstigen Dingler-Werke auf dem Schönhof - heute Terex Cranes / Demag - prägte als Erfinder der Kniehebelpresse, als Dampfmaschinenpionier und bürgerlicher Revolutionär die Zweibrücker Regionalgeschichte. Doch auch andere Angehörige der Familie Dingler verdienen Aufmerksamkeit, so zum Beispiel der in Zweibrücken geborene Hermann Dingler. Dessen Leben und Wirken als Wissenschaftler und Forschungsreisender wurden beim letzten Vortragsabend des Historischen Vereins mit Professor Helmut Reichling als Gastreferent beleuchtet.

Dabei zeigte sich, dass Hermann Dingler über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus eine größere Bekanntheit erreicht hat, als sein Onkel, der erfolgreiche Fabrikant Christian Dingler. Ein wahrer wissenschaftlicher Tausendsassa, in der Medizin und in der Botanik zuhause - und das mit der Gewinnung führender Erkenntnisse in beiden Bereichen. "Hermann Dinglers Geschichte könnte den Stoff für einen spannenden Roman liefern", sagte Reichling, der, wie er betonte, Spaß auf den Vortrag hatte, da er selbst nichts über den berühmten Zweibrücker wusste.

Aber wo das Staunen aufhöre beginne die Wissenschaft und so habe er über die Bibliotheka Bibontina verschiedene Quellen gefunden. In gewohnt eloquenter und unterhaltsamer Vortragsweise erzählte der Professor, mit Unterstützung einiger Bildprojektionen, vom Leben des wissenschaftlichen Abenteurers. Aus dem mittelmäßigen Schüler des Zweibrücker humanistischen Gymnasiums wurde ein Weltreisender, dessen Abenteuer selbst einen Karl May mit Neid erfüllt hätten. Mit seinem treuen Gefährten Hadschi Nasradin bereiste er als Arzt den Orient von Bagdad nach Stambul und durchs wilde Kurdistan. Professor Reichling warf mit einem Schmunzeln sogar die nicht verbriefte These auf, der überführte Plagiator Karl May , hätte möglicherweise, in seiner Zeit im Zuchthaus, Aufzeichnungen Dinglers für seine eigenen Zwecke verwendet. Eigentlich müsste es ja dann "Hermann Ben Dingler" und nicht "Kara Ben Nemsi" heißen, womit Reichling die Lacher auf seiner Seite hatte. In reiferen Jahren wurde der promovierte Botaniker als Professor an die Forstwissenschaftliche Hochschule in Aschaffenburg berufen und erwarb sich mit bahnbrechenden Arbeiten bis heute einen ehrenvollen Platz unter den ganz großen Botanikern. Er erforschte die Bewegung der pflanzlichen Flugorgane, etwa den Luftwiderstandsbeiwert von Löwenzahnsamen oder den Flug des Ahornsamens, alles Pionierarbeit für die Flugforschung. Mit seinem Schwiegervater Dr. Erlenmeyer, Erfinder des berühmten Erlenmeyerkolbens, legte er sozusagen die Grundsteine der Biochemie. Er erkundete die Fauna des Fernen Ostens und wurde zum Idealbild des Forschungsreisenden seiner Epoche. Er gründete mehrere Naturschutzvereine und machte sich um eine nachhaltige Forstwirtschaft sehr verdient.

Am Ende seines Lebens wurde er wieder ganz Zweibrücker und schenkte seine ungeteilte Aufmerksamkeit den Rosen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort