Armut zieht sich durch alle Altersklassen

Zweibrücken. Die Zahl bedürftiger Menschen steigt - auch in Zweibrücken. Gerade der hiesige Kinderschutzbund verzeichnet eine erhöhte Nachfrage nach Lebensmitteln. Armut trifft auch immer mehr ältere Menschen. "Die allgemeine Entwicklung, dass immer mehr Bedürftige zu den Anlaufstellen kommen, macht sich auch bei uns bemerkbar

Zweibrücken. Die Zahl bedürftiger Menschen steigt - auch in Zweibrücken. Gerade der hiesige Kinderschutzbund verzeichnet eine erhöhte Nachfrage nach Lebensmitteln. Armut trifft auch immer mehr ältere Menschen."Die allgemeine Entwicklung, dass immer mehr Bedürftige zu den Anlaufstellen kommen, macht sich auch bei uns bemerkbar. Jede Woche kommen neue Kunden hinzu", erklärt Franziska Linse vom Kinderschutzbund. Dreimal wöchentlich - montags, mittwochs und samstags - verteilt sie gemeinsam mit ihren Helfern übrig gebliebene Lebensmittel, die von Supermärkten oder Bäckereien kommen.

Vor allem an den Samstagen stehen die Kunden Schlange. "Da gibt es ganz frische Waren aus der Bäckerei", erklärt Linse. Damit die Verteilung gerecht zugeht und nicht immer dieselben als Erstes an der Reihe sind, "haben wir ein Nummernsystem eingeführt, um dem Ansturm und den Bedürfnissen aller gerecht zu werden". Was bei dem zunehmenden Andrang nicht immer einfach sei. In einer Woche kämen etwa 300 Familien. Aber auch immer mehr Senioren finden den Weg in die Alte Feuerwache, wo der Kinderschutzbund beheimatet ist. "Vor allem ältere Frauen, deren Männer sterben, und die mit ein paar Hundert Euro auskommen müssen", sagt Linse, "einfach mal ein Stück Schokolade oder sonstige Genussmittel können die sich nicht leisten - die Probleme sind ganz schön gravierend".

Vor acht Jahren habe die Lebensmittelausgabe mit acht zu versorgenden Personen angefangen - eher zufällig, erzählt Linse. Heute sind es Hunderte, die auf die Hilfe angewiesen sind. Daneben liefert der Kinderschutzbund aber auch Lebensmittel an Schulen und Kindergärten. Linse: "Viele Kinder haben nichts zu essen dabei, weil die Eltern sich das nicht leisten können."

Menschen, die zur Lebensmittelausgabe kommen, müssen einen Nachweis erbringen, dass sie bedürftig sind, und können sich dann registrieren lassen. In den Laden, um Möbel oder Kleidung günstig zu kaufen, könnten hingegen alle kommen.

Auch die Zweibrücker Tafel Heilig Kreuz hat seit ihrer Gründung im Jahr 2003 einen deutlichen Zuwachs verzeichnet. Waren es damals noch 18 Familien, sind es heute bis zu 150 Menschen, die donnerstags zur Ausgabestelle kommen, um Lebensmittel für ihre Familien - insgesamt etwa 800 Menschen aus Zweibrücken - abzuholen. "In den vergangenen vier bis fünf Jahren ist die Zahl aber konstant geblieben", sagt eine Tafel-Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Besonders hoch sei die Nachfrage am Monatsende, wenn das Geld bei den Menschen knapp werde. Seit dem Umzug vom Bahnhof in die Canada-Siedlung seien viele neue Tafel-Kunden aus der Gegend dazugekommen, andere aufgrund weiter Anfahrtswege dagegen weggeblieben.

Der Bundesverband Deutsche Tafel gibt an, dass auch die Zahl älterer Menschen, die die Lebensmittelausgabe nutzen, steigt. Waren es 2007 noch zwölf Prozent der bundesweiten Nutzer, so sind es heute 17 Prozent. Einen solchen Trend gebe es in Zweibrücken nicht unbedingt, meint die Tafel-Mitarbeiterin. Im Gegenteil: "Es ist erschreckend, wie viele jüngere Leute zu uns kommen", sagt die Frau. Hoch sei auch die Zahl alleinerziehender Mütter.

Zwar nimmt die Menge der gespendeten Lebensmittel nach Angaben des Bundesverbands Deutsche Tafel tendenziell zu - aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit, in der die Nachfrage steigt. "Und es wird immer noch mehr", sagt Franziska Linse vom Kinderschutzbund. "Einfach mal ein Stück Schokolade können diese älteren Menschen sich nicht leisten."

Franziska Linse, Kinderschutzbund

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