Arbeitsplatzabbau bei Pallmann?

Zweibrücken · Gesellschafter Siempelkamp hat seine Anteile an Pallmann aufgestockt und plant die Komplettübernahme. In der Rosenstadt sollen 70 Arbeitsplätze wegfallen, so Siempelkamp-Geschäftsführer Hans Fechner.

 Die Mitarbeiter von Pallmann mussten in den letzten Jahren wiederholt um ihre Arbeitsplätze bangen. Das Foto zeigt eine Demo gegen Jobabbau im April 2012 auf dem Schlossplatz. Foto: pma/voj

Die Mitarbeiter von Pallmann mussten in den letzten Jahren wiederholt um ihre Arbeitsplätze bangen. Das Foto zeigt eine Demo gegen Jobabbau im April 2012 auf dem Schlossplatz. Foto: pma/voj

Foto: pma/voj

Fast vier Jahre sind vergangen, seit Pallmann unmittelbar vor der Insolvenz stand. Damals waren die Mitarbeiter des Zweibrücker Zerkleinerungsmaschinenherstellers in heller Aufregung. Nun droht ihnen wieder Ungemach und der hat mit den Folgen der damaligen Kurzzeit-Zahlungsunfähigkeit zu tun. Im April 2012 stieg nämlich die Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG aus Krefeld beim Zweibrücker Familienunternehmen ein, hielt 25,1 Prozent an Pallmann und der Ludwig Pallmann Verwaltungsgesellschaft mbH. Im Dezember 2015 baute Siempelkamp diese Beteiligung über eine Kapitalerhöhung auf 45 Prozent aus.

Das soll nicht das Ende der Fahnenstange sein: Siempelkamp habe eine Vereinbarung mit den Pallmann-Familiengesellschaftern unterzeichnet, die nach Erfüllung verschiedener Bedingungen im Verlauf der nächsten zwei Jahre die Komplettübernahme des Zweibrücker Unternehmens vorsieht. Das berichtet der Europäische Wirtschaftsdienst (Euwid). 70 Arbeitsplätze sollen dann in der Rosenstadt wegfallen, erklärte Hans Fechner, Geschäftsführer der Siempelkamp-Gruppe und Beiratsvorsitzender der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau in einem Gespräch mit der Rheinischen Post. Damit könnte sich die Belegschaft von etwa 450 im Jahr 2012 auf rund 280 im Jahr 2018 reduzieren. Fechner lobte den Spezialisten für Zerkleinerungsmaschinen in der Holz- und Kunststoffindustrie in der Rheinischen Post. Er verfüge über enormes Potenzial, aber unzureichende Strukturen und Verbindungen, vor allem auf internationaler Ebene, sei von bestimmten Zulieferern abhängig und kaufe teils zu teuer ein. Die zu Siempelkamp gehörenden Schaltschrankbauer und Automatisierungsexperten von ATR könnten etwa Steuerungsautomatik günstiger zuliefern als die bisherigen Partner.

Fechner selbst hat seit Januar wieder mehr Einfluss bei Pallmann, nimmt seit Jahresbeginn wieder in der Geschäftsführung der beiden Pallmann-Unternehmen Platz. Er verantwortet den Finanzpart, während Helmut Pallmann für Vertrieb und Technik, Claus Maack für die Produktion zuständig ist. Bereits ab dem Einstieg von Siempelkamp bei Pallmann bis April 2013 war Fechner dort kaufmännischer Geschäftsführer, hatte den Posten dann an Dirk Homann abgegeben, der Ende März 2015 in die Geschäftsführung der ebenfalls zur Siempelkamp-Gruppe gehörenden Büttner Energie- und Trocknungstechnik GmbH gewechselt war. Seitdem war der Posten verwaist.

Zu den Hintergründen der Entwicklung war gestern von Geschäftsführerseite keine Aussage zu erhalten. Pallmann befindet sich im Ausland, Fechner in Urlaub und Maack konnte die Entwicklungen nicht kommentieren. Die Belegschaft ist verunsichert. Betriebsratschef Klaus Patsch zeigte sich "sehr erstaunt", dass er Informationen zur Unternehmensentwicklung aus den Medien erfahre. Die Zahl von 70 zur Streichung stehender Stellen aus der Rheinischen Post kenne er - gleichzeitig heiße es intern auf Nachfrage, die Größenordnung einer Kürzung sei unklar. Wenngleich ein Personalabbau wahrscheinlich sei. Laut Ralf Cavelius, dem zweiten Bevollmächtigten der IG-Metall Homburg-Saarpfalz will die Pallmann-Unternehmensführung bis zum 15. März ein Restrukturierungsprogramm vorlegen. Das habe Hartmut Pallmann in der jüngsten Belegschaftsversammlung angekündigt. Cavelius: "Wir müssen dann mit allem rechnen. Auch mit Arbeitsplatzabbau".

Rätselraten herrscht nicht nur bei Patsch auch in der Frage, was es mit dem "Kontrollerwerb" auf sich hat, den Siempelkamp am 12. Februar für die Pallmann Maschinenfabrik hatte beantragt und der durch das Bundeskartellamt am 19. Februar genehmigt wurde. In der Fachsprache bedeutet der Begriff, dass Siempelkamp mittel- oder unmittelbare Kontrolle - heißt: die wesentliche unternehmerische oder strategische Entscheidungen - über die Pallmann Maschinenfabrik besitzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Franzosen bei Tadano arbeiten weiter
Franzosen bei Tadano arbeiten weiter
Unterschiedlicher Umgang bei Zweibrücker Firmen mit dringender Empfehlung aus Mainz, Grenzgänger zuhause zu lassenFranzosen bei Tadano arbeiten weiter
Aus dem Ressort