Arbeitskreis interviewte ehemaligen Zwangsarbeiter aus Zweibrücken

Zweibrücken · Die Aufarbeitung der Zwangsarbeit in Zweibrücken während der NS-Diktatur (wir berichteten) kommt weiter voran. Wie die Leiterin des Arbeitskreises, Grünen-Stadträtin Gertrud Schanne-Raab, berichtete, hat die Gruppe zuletzt einen ehemaligen Zwangsarbeiter interviewt, der inzwischen in einem Zweibrücker Stadtteil lebt.

Der heute 93-jährige Ukrainer stammt aus der Nähe der Stadt Lwiw (deutsch: Lemberg), die bis zum deutschen Einmarsch 1939 zu Polen gehörte. Die Besatzer brachten ihn als Zwangsarbeiter in die Pfalz, wo der Ukrainer auf einem Bauernhof arbeiten musste. "Dort wurde er gut behandelt", berichtet Schanne-Raab. So bekam er etwa das gleiche Essen wie alle anderen auf dem Hof - mit Ausnahme der Russen, die schlechter behandelt wurden.

Genau dieser Sachverhalt ist Gegenstand der gegenwärtigen Recherchen des Arbeitskreises. Die Nationalsozialisten hätten genau festgelegt, wie Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern jeweils zu behandeln seien, berichtet Schanne-Raab. Ganz oben standen Arbeiter aus dem verbündeten Italien, in der zweiten Gruppe "germanische Völker". An dritter Stelle waren "nicht-germanische Völker" aufgelistet, die wiederum in Untergruppen aufgeteilt waren. Besonders schlecht wurden "Ostarbeiter" wie Polen und Russen behandelt, von "Arbeitsjuden" ganz zu schweigen. Die unterschiedliche Behandlung schlug sich etwa bei der Verpflegung, erlaubten Freizeitaktivitäten und Schulbesuchen der Kinder nieder.

Wer Auskunft über das Leben von Zwangsarbeitern geben oder Material zu Verfügung stellen kann, soll sich bei Gertrud Schanne-Raab, Tel. (0 63 32) 7 69 68, oder bei der VHS, die das Projekt unterstützt, Tel. (0 63 32) 20 97 40, melden.

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