Wosnitza fordert Impfzentrums-Wiedereröffnung Stundenlang frieren für die Corona-Spritze: Ansturm auf Impfbus in Zweibrücken

Zweibrücken · Unerwartet großer Andrang hat am Mittwoch für lange Wartezeiten beim Halt des Impfbusses auf dem Alexanderplatz gesorgt. Oberbürgermeister Wosnitza fordert, das Impfzentrum wieder in Betrieb zu nehmen. Zweibrücken stehe hierfür „Spritze bei Fuß“.

 Geduldig harrten die Impfwilligen in der Kälte vor dem ehemaligen Impfzentrum im City-Outlet aus, nachdem der Impfbus überlastet war.

Geduldig harrten die Impfwilligen in der Kälte vor dem ehemaligen Impfzentrum im City-Outlet aus, nachdem der Impfbus überlastet war.

Foto: Nadine Lang

Frust und Erleichterung – diese beiden Worte beschreiben wohl am besten die Stimmung, die am Mittwoch am und im ehemaligen Landesimpfzentrum Zweibrücken herrschte. Frust zum einen, weil die Wartezeit mitunter bis zu vier Stunden betrug und sich eine lange Schlange bildete, die bei frostiger Kälte bis in die Maxstraße reichte. Und zum anderen, weil so manche Wartenden frustriert darüber waren, dass sie auf anderem Wege, wie etwa beim Hausarzt, keine zeitnahe Chance auf eine Auffrischungsimpfung sahen. Demnach waren diejenigen, die sich in die lange Schlange einsortierten und am Ende das Gebäude mit einer Impfung verlassen hatten, erleichtert darüber, nun endlich den Impfschutz aufgefrischt zu haben.

Immerhin fanden die Impfungen selber im Warmen statt und nicht wie zunächst geplant im Impfbus, mit dem ein DRK-Team im Auftrag des Landes auf den Alexanderplatz gekommen war. Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) erklärte den Grund für die Planänderung am frühen Morgen: „Die Situation heute in Zweibrücken hat mir gezeigt, dass die aktuell bereitgestellten Impfmöglichkeiten in Form von Impfbussen und durch Hausärzte nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Es standen Menschen mit Gehhilfen und Rollatoren in der Kälte und warteten auf ihre Impfung, das halte ich auch im Sinne der Impfbereitschaft für bedenklich. Deshalb haben wir uns gemeinsam mit dem DRK in einer spontanen Aktion dazu entschlossen, die Räumlichkeiten des ehemaligen Impfzentrums zu nutzen. Es war eine sehr gute, schnelle und unbürokratische Art der Lösungsfindung.“

Tatsächlich herrschte solch ein großer Andrang über den gesamten Tag, dass das Helferteam des DRK und die drei Ärzte kaum durchatmen konnten. „Wir geben unser bestes und arbeiten unter Hochdruck“, erklärte Rebecca Fess vom DRK. Drei Impfplätze standen zur Verfügung, zu denen jeder nach Registrierung vor Ort und Arztgespräch ganz ohne Termin und Anmeldung früher oder später gelangte. Bis zum verspäteten Feierabend wurden an diesem Tag im Zweibrücker Impfzentrum 508 Menschen geimpft. Darunter Zweibrücker, aber auch Menschen aus dem Umland, die anderweitig keine Möglichkeit sahen, sich zeitnah impfen zu lassen.

Den Großteil der Impfungen machten am Mittwoch die sogenannten „Booster-Impfungen“ aus, aber auch Erst- und Zweitimpfungen waren darunter. Obwohl auch der Impfstoff Johnson & Johnson verimpft werden konnte, entschieden sich gestern die meisten für Biontech.

Bei solch einem großen Andrang, stellt sich natürlich auch die Frage, ob dieses Angebot ausreichend ist, oder es nicht sinnvoll wäre, das Impfzentrum wieder in Betrieb zu nehmen. Auf Merkur-Anfrage mailte Wosnitza am Nachmittag: „Für mich ist es vorstellbar, dass wir das Zweibrücker Impfzentrum wieder öffnen, um auch die Boosterimpfungen geregelter ablaufen zu lassen. Wir haben mit unserem Impfzentrum durchweg positive Erfahrungen gemacht und es wurde auch sehr gut in der Bevölkerung angenommen. Aus eigener Kraft können wir das nicht tun, dazu fehlen uns die finanziellen Mittel. Sollte sich die Landesregierung dazu entscheiden, die Impfzentren wieder zu öffnen und die entsprechende Finanzierung dafür zur Verfügung stellen, werden wir das schnell umsetzen können. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass die Bereitschaft zur Impfung nach wie vor groß ist. Wir müssen aber vermeiden, dass Menschen in Scharen in der Kälte warten müssen.“

Am Abend im Stadtrat äußerte sich Wosnitza noch deutlicher – und forderte die Wiedereröffnung der Impfzentren. Nicht nur wegen des großen Impf-Interesses, das sich am Mittwoch gezeigt habe – sondern auch wegen der drastisch steigenden Infektionszahlen. „Wir stehen Gewehr bei Fuß, besser gesagt Spritze bei Fuß, und könnten schon nächste Woche wieder öffnen“, sagte Wosnitza. Das Material sei noch eingelagert, auch das Personal sei wohl schnell wieder bereit. Der OB kritisierte die Kassenärztliche Vereinigung: „Die KV hat mit Vehemenz vertreten, dass man keine Impfzentren mehr brauche. Das ist eine komplette Fehleinschätzung – nicht das erste Mal bei der KV.“ Das bewiesen die Schlangen vor den Impfbussen nicht nur in Zweibrücken. Wosnitza lobte, das ein Arzt neben dem Impfzentrum „Leute zum Impfen aus der Schlange in die Praxis geholt hat“, aber dies habe die Schlange natürlich nicht auflösen können.

 Die lange Schlange vor dem Gebäude setzte sich auch drinnen fort, dann aber wenigstens im Warmen.

Die lange Schlange vor dem Gebäude setzte sich auch drinnen fort, dann aber wenigstens im Warmen.

Foto: Nadine Lang

Der Impfbus macht diesen Monat noch zwei Mal Station in Zweibrücken: Am Dienstag, 16. November und am Montag, 29. November, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Auch dann will Wosnitza wieder Asyl im Ex-Impfzentrum gewähren.

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